Vier Professoren, von denen zwei bekennende Versicherungslobbyisten sind, kritisieren die aktuellen Rentenpläne der Bundesregierung. Bezeichnend dabei ist, dass die zukünftigen Pensionäre keine Preis-Leistungs Analyse machen, sondern nur über Kosten argumentieren. Spätestens hier wird es unseriös. Nach dem Argument dürfte nicht ein Luxusauto verkauft werden, schließlich ist ein Fiat Panda ebenso ein Auto wie eine S-Klasse. Wer nur auf die Kosten schaut würde die Hände über den Kopf zusammenschlagen und sich fragen wieso Mercedes überhaupt noch am Markt ist. Jeder Mensch mit Verstand weiß natürlich, dass die Leistung eine andere ist.
Nun die vier Stimmen, welche bei der INSM die Meinung der Experten widerspiegeln. So meint Prof. Axel Börsch-Supan
Rente mit 63 und Mütterrente sind rückwärtsgewandt und teuer.
Rückwärtsgewandt ist nur was nicht ins Weltbild passt. Eine Steigerung des Renteneintrittsalters ist rückwärtsgewandt. Schließlich war das Eintrittsalter früher höher. Das diese Behauptung ein Argument wäre, kann man auch nicht gerade behaupten. Es wird mit der Angst gespielt nicht mehr modern zu sein.
Prof. Klaus Zimmermann meint:
Statt die Rentenbeiträge wie sonst möglich senken zu können, werden
diese Entlastungen von immerhin gut 30 Milliarden Euro, die Konsum und
Arbeitsnachfrage gestärkt hätten, zur Ruhigstellung der Klientel der
Großkoalitionäre verpulvert. Damit wird die jüngere Generation, die das
langfristig bezahlen muss, weiter belastet anstatt von einem Teil der
wachsenden demographischen Herausforderungen befreit zu werden.
Für Zimmermann ist die Rente ein großes Loch. Wenn er über Investitionen argumentiert hätte, okay, aber Rentner konsumieren eben auch. D.h. wenn ich die Renten erhöhe verlagere ich den Konsum nur in andere Bereiche. Sein Argument, dass eine Rentenbeiträgssenkung die jüngere Generation deutlich entlastet ist absurd. Es geht um die Größenordnung von 0.5 Beitragspunkten. Beim Mediangehalt sind das unter 10 Euro pro Monat an Entlastung. Da brummt der Konsum.
Helfen könnte man der jüngeren Generation wesentlich besser, indem man alle gesetzlichen Altersvorsorgesysteme zusammenlegt und/oder die Beitragsbemessungsgrenze abschafft. Weiterhin kann man die versicherungsfremden Leistungen aus den Rentenkassen entfernen und die Subventionen für die privaten Rentenversicherungen in die gesetzliche zuschießen. Ein solches Grobkonzept ist nicht durchsetzbar, würde aber wahrscheinlich helfen.
Kommen wir zu den zwei Versicherungslobbyisten. Zuerst meint Prof. Bernd Raffelhüschen
Es ist alles falsch, was gemacht wird.
Werden all diese Wahlgeschenke realisiert und nicht wieder kassiert,
entstehen Kosten in einem Gegenwartswert von etwa 500 Milliarden Euro.
Auch ohne die Geschenke der Arbeitsministerin wird der Beitragssatz auf
25 Prozent steigen – mit ihnen sogar auf 28 Prozent
Wissenschaftler sollten wenn-dann Beschreibungen geben. Sie sollten nicht werten. Raffelhüschen ist aber Lobbyist. Er rechnet kosten bis in Jahr 2100 addiert sie, um große Zahlen heraus zu bekommen. Der steigende Beitragssatz mag stimmen, oder auch nicht (Davon abgesehen, dass eine Senkung des Beitragssatzes um 1% nur 0.5% mehr Netto bedeuten würde). Er ist spekulativ. Vor allem ignoriert er, dass die von ihm favorisierte private Vorsorge ebenfalls auf den Beitragssatz angerechnet werden müsste. Wer das nicht tut, ist unseriös.
Prof. Bert Rürup meint
Die Rente mit 63 ist grottenfalsch. […]. Sehr viele werden in den
Genuss der abschlagsfreien Frührente kommen.[…]. Die Rente mit 67 wird
so zu einem Papiertiger.
Die Lebenswirklichkeit der
Menschen wird nicht in Betracht gezogen. Die Rente mit 67 ist eine
Rentenkürzung. Schon heute müssen Menschen die Hartz 4 erhalten in
Frührente gehen, mit allen Abschlägen. Die Zahl der geleisteten
Arbeitsstunden in Deutschland stagniert, obwohl die Zahl der Menschen in
Arbeit steigt. Die Löhne stagnieren auch. Das alles hat einen Einfluss
auf den Bedarf nach Arbeitskräften und die Rente allgemein. Höhere Löhne
führen zu höheren Beiträgen und somit der Möglichkeit die Rente zu
finanzieren. Auch Rürup macht bringt kein Argument vor. Seine Grundannahme ist, dass die Rente mit 67 richtig ist. Allein dieser Punkt ist diskutierbar. Die Fixierung auf die 67 Jahre ist sowieso absurd. In einem umlagefinanzierten System ist das Renteneintrittsalter vollkommen egal. Wichtig ist, dass die erwerbstätige Bevölkerung genug erarbeitet, dass sie die nicht erwerbstätige finanzieren kann. Dabei ist es egal, ob jemand mit 65 ewerbslos ist und Sozial- oder Rentenleistungen erhält. In beiden Fällen muss er finanziert werden. Der lokale Blick auf einen kleinen Teil einer Volkswirtschaft ist eben unsinnig.
Fazit
Mich erstaunt immer wieder, dass Professoren der Volkswirschaftslehre in den Medien solchen Unsinn reden können und dürfen. Eigentlich müssten wir alle laut lachen über solchen Blödsinn. Wissenschaftler wollen sie sein. Wo ist der Diskurs? Wo sind die Argumente?
Chris