Donnerstag, 30. April 2015

Analystengeschwafel

Volkswagen steigert seinen Umsatz und die Gewinne und dennoch meckern die Analysten. Denn sie erkennen in den aktuellen Zahlen strukturelle Probleme. Die Löhne sind zu hoch? Man könnte natürlich auch interpretieren, dass trotz hoher Löhne, Gewinne erwirtschaftet werden können. Aber dann würde man im Interesse der Arbeitnehmer schreiben und nicht der Aktionäre. Ein anderer Punkt ist die Forschung. Der Herr Analyst schreibt

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung machten im vergangenen Geschäftsjahr 7,4 Prozent des Umsatzes aus. Das ist der höchste Anteil in der Volkswagen-Geschichte. Prinzipiell sind hohe Ausgaben in diesem Bereich ein Signal, dass der Konzern in die Zukunft investiert. Doch andere Unternehmen schaffen das deutlich billiger. Mercedes und BMW geben 5,5 beziehungsweise 5,7 Prozent vom Umsatz für Forschung und Entwicklung aus, ohne technisch zurückzufallen. Noch deutlicher ist der Rückstand gegenüber Toyota. Den Japanern genügen weniger als 4 Prozent ihres Umsatzes, um ihren Vorsprung etwa beim Hybridantrieb oder bei der Brennstoffzelle noch auszubauen.

Übersetzt heißt das, dass die anderen mit weniger Geld weiter gekommen sind. Vielleicht will Volkswagen aber nur diesen Vorsprung aufholen. Hierfür muss eben mehr investiert werden. Auch lässt sich aus einer Forschung heute, schlecht ableiten wie es in der Zukunft aussieht. So wurde Toyota wahrscheinlich müde belächelt als sie an Hybridautos forschten. Da gab es bestimmt auch so clevere Analysten die meinten es ginge auch billiger. Jetzt zahlt sich das Ganze aus. 
Was ich mich frage ist, warum solche Texte überhaupt veröffentlicht werden. Wer kann sie ernst nehmen. Es wird eine Meinung transportiert. Diese wird in Ökonomiesprech verpackt um eine gewisse Seriösität zu erzeugen. Dem Unternehmen geht es im Moment gut. Es verkauft Autos und investiert in die Zukunft. Durch hohe Löhne bindet es Fachkräfte an das Unternehmen und sorgt durch eine hohe Arbeitsplatzsicherheit dafür, dass sie aus den Besten wählen können. So könnte man die Zahlen eben auch darstellen. Aber Rendite ist eben alles. 

Chris

Montag, 27. April 2015

So lässt sich die Wissenschaft missbrauchen

Die INSM will "nachweisen", dass der Mindestlohn schlecht ist. Was liegt näher als ein Gutachten in Auftrag zu geben. Ein Gutachten sollte die Auswirkung von verschiedenen Rand- und Rahmenbedingungen auf ein Ergebnis darstellen. Hierzu wird eine Bestandsaufnahme und eine Prognose geliefert. Die Analyse ist in Teilen sehr interessant, auch wenn die Gründe warum die Arbeitslosigkeit in Deutschland gesunken ist (Stichwort Exportüberschüsse + Lohndumping innerhalb der Eurozone) unerwähnt bleibt.
Bei der Prognose wird das Elend der neoklassischen Ökonomie klar. Für einen komplexen Prozess wie den Arbeitsmarkt und dessen Preisbildung wird ein zwei Parameter Modell angesetzt, wobei ein Parameter noch gewählt wird,

Für die Arbeitsnachfrageelastizität wird ein Wert von -0,75 unterstellt. Das bedeutet, dass eine Lohnsteigerung um ein Prozent zu einem Rückgang der Beschäftigung um 0,75 Prozent in der jeweiligen Lohngruppe führt.
Es wird also implizit angenommen, dass Modell 1 automatisch zu Arbeitslosigkeit führt. Insgesamt zeigt die Studie wie man mit der richtigen Wahl der Parameter seine Annahmen belegt. Ohne eine Validierung ist diese Studie sinnlos und sagt gar nichts aus, außer das mit den gewählten Parametern, das erzeugte Ergebnis entsteht.
 Die Rückkopplung der Lohnerhöhung wird ebensowenig berücksichtigt? Ökonomie ist immer ein Kreisprozess mit Rückkopplung. Nach den dargestellten Gleichungen kann man anführen, dass jede Lohnsteigerung zu Arbeitslosigkeit führen muss. Die Möglichkeit, dass der Gleichgewichtslohn (wenn es ihn denn gibt) steigt, existiert nicht.
Ohne Modellvalidierung ist eine solche Annahme im besten Fall fragwürdig. Dabei könnte man die Annahmen an Ländern testen wo bereits ein Mindestlohn existiert. Das wäre dann Wissenschaft. So ist es ein Missbrauch von Wissenschaft, um den Auftrageber INSM "Belege" in die Hand zu geben, um den Mindestlohn anzugreifen. Haltbar sind diese Belege nicht. Vor einigen Jahren hat Hans Werner Sinn ähnlich argumentiert. Alle Menschen unterhalb der 8.50 EUR Stundenlohn würden sofort arbeitslos.  Dann zählte er wie viele das waren und prognostizierte mehrere Millionen Arbeitslose. Wo sind sie? Der Schock der Steigerung müsste doch ein Treiber sein. Nach der Anpassungsphase, müsste sich der Markt wieder einpendeln. Die Massenarbeitslosigkeit habe ich nicht wahrgenommen. Darum gibt es wahrscheinlich auch diese kruden Prognosen. Die Realität will einfach nicht so wie die Ideologen es wollen.

Chris

Freitag, 24. April 2015

Barack Obama steckt in einem Dilemma

Entweder führt er einen Drohnenkrieg gegen al-Qaida und Co. und nimmt damit in Kauf, dass immer wieder unschuldige Zivilisten sterben und der Anti-Amerikanismus in den betroffenen Regionen immer wieder aufs Neue befeuert wird. Oder er verzichtet auf Drohneneinsätze und riskiert Anschläge, etwa in Europa und den USA.

Das setzt voraus, dass die Zahl der Anschläge steigen würde, wenn es keine Drohenmorde mehr geben würde. Ich bezweifle das doch stark. Denn umgekehrt hätte die Zahl der Anschläge ja auch sinken müssen. D.h. ein Zusammenhang wäre nachweisbar. Lieber SPON Autor zeig uns eine solche Statistik bevor du einen US Präsidenten in Schutz nimmst. Obama steckt in einem Dilemma. Allerdings ist es etwas anders geartet. Macht er nichts, dann wird er als Schwächling der die Sicherheit der US Nation gefährdet dargestellt. Seine politischen Gegner machen sich nämlich nicht die Mühe, nach dem Nutzen zu fragen. Ähnlich wird "argumentiert", wenn es um mehr Überwachung geht oder bei der Forderung nach härteren Strafen für Kriminelle. Der Nachweis des Nutzens wird nicht erbracht. 
Ja ein Dilemma existiert, aber Nein es ist nicht das Genannte.

Chris
Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass die Forderungen der Neoliberalen "etwas" widersprüchlich sind. Wenn Linke argumentieren, man müsse die Löhne erhöhen und die Ausbeutung verringern, dann kommt von den Neoliberalen das Argument, solche Untriebe regelt der Markt. Schlechte Firmen werden scheitern und wir landen auf der Sonnenseite des Lebens. Nur nicht eingreifen. Andererseits könnte man das Argument vorbringen, wenn die sozialen Wohltaten so schlecht sind, lasst sie uns trotzdem machen; der Markt wird es regeln. Dann wäre die Ideologie konsistent zu Ende gedacht. Ich denke die Angst der Neoliberalen ist, dass es funktionieren könnte. Das die sozialen Wohltaten zu mehr Wohlstand in der breiten Bevölkerungsschicht führt. Das die Menschen sich nicht mehr ausbeuten lassen, der Wohlstand zwar steigt, sich aber nicht in steigenden Gewinnen widerspiegelt. Die Menschen hätten Zeit nachzudenken, wären vielleicht nicht mehr einem ganz so starken Konkurrenzdruck ausgesetzt. Sie wären vielleicht wieder etwas empathischer und vielleicht bereit zu teilen. Wenn es einem selbst gut geht und man keine Angst vor dem Abstieg hat, dann braucht man keine Schuldigen auf die man eintrampeln muss.

Chris

Mittwoch, 22. April 2015

Was soll uns dieser Kommentar sagen

Wahrscheinlich soll er uns gar nichts sagen. Der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis und der "deutsche Oberlokführer" (schön herablassend) Claus Weselsky als wichtig für die Demokratie vorgestellt. Schließlich sind es Rebellen die gegen ein System aufbegehren. So etwas ist wichtig, aber... 
Das Aber besteht nun daraus zu behaupten, dass beide "unberechtigten Anliegen" vorbringen und beleidigt wären, wenn diese dann abgelehnt würden. Wo sind die Anliegen unberechtigt. Weselsky fordert, dass er für seine Mitglieder verhandeln darf, Plus eine Verbesserung der Löhne und Arbeitsverhältnisse. Das ist also unberechtigt. Varoufakis fordert eine vernünftige Schuldenverhandlung und kein Geld, welches sinnlos in ein Loch geworfen wird. Auch das scheint unvernünftig zu sein. Was auch immer Sven Böll mit seinem Kommentar aussagen wollte es greift nicht. Er drischt noch ein wenig auf die Bundesregierung und ihren Bürgerdialog ein, fordert ein neues Denken, bietet aber nichts an. Er kritisiert die Kritiker, zählt sich vielleicht selbst zu denen. Er versagt aber völlig. Bezahlte heiße Luft.

Chris

Die Welt kennt die Wahrheit

Die Wahrheit über Minijobs, Befristung und Teilzeit hat die Welt herausgefunden. Zwei Jahre werden herausgenommen und verglichen. Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass alles gut ist. Dabei werden folgende Punkte ausgeblendet.
2003 - 2013 ist die Zahl der atypischen Beschäftigung von 6 177 auf 7 638 tausend gestiegen mit einem Maximum bei 7 945 tausend 2010.
Die Zahl der normalabhängig Beschäftigten ist tatsächlich gestiegen. Hier lohnt sich allerdings ein Blick in die 90er. Dort gab es deutlich weniger Erwerbstätige, dafür aber mehr sozialpflichtige Beschäftigung. D.h. die "Wahrheit" sollte in einen gewissen Kontext gestellt werden. Eine Verbesserung oder eine gute Entwicklung wäre es, wenn man mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte hätte als in den 90ern. Das würde auf eine vernünftige Bezahlung hinweisen. So viel zur "Wahrheit".
Das alles kann man schnell nachlesen, wenn man sich bemüht. Je nachdem ob man einen Erfolg oder Misserfolg präsentieren möchte kann man auf Basis identische Daten unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Das Fazit der Welt ist: "alles nicht so schlimm". Mein Fazit ist, dass man sehr stark differenzieren muss.

Chris

Freitag, 17. April 2015

INSM Leiharbeit ist super

Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass man widersprüchlich argumentieren kann. So tut es Herr Schäfer. Sein Argument ist folgendes

Zeitarbeit hilft Unternehmen, auch bei schwankendem Auftragseingang wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies hat in der Vergangenheit zu einem starken Wachstum der Branche geführt. Seit einigen Jahren stagniert jedoch die Beschäftigung. Ein Grund dafür ist die zunehmende Regulierung.

Natürlich ist der Staat Schuld. Zwar bringt er später das Argument, dass Leiharbeit Langzeitarbeitslose auf den ersten Arbeitsmarkt bringen soll, was zu einem Absinken der Zahl der Leute im Leiharbeitsmarkt führen würde, aber wen interessiert schon ein konsistentes Bild. Leiharbeit ist gut, weil sie gut ist.
Das Argument, dass konjunkturell bedingte Spitzen abgefangen werden können halte ich für ein Argument. Aber wieso sollte dann der Trend der Leiharbeit nach oben zeigen soll ist mir nicht klar.
Brummt die Konjunktur, dann sollte es einen kleinen Peak geben und danach sollten die Leute in die reguläre Beschäftigung überführt werden. Schwächelt die Konjunktur, dann sinkt die Zahl der Leiharbeiter. Somit ist die Schlussfolgerung, dass es einen Trend geben sollte etwas merkwürdig. Im Grunde müssten Leiharbeiter deutlich mehr verdienen als festangestellte Mitarbeiter. Schließlich gebe ich als Arbeitnehmer den "Luxus" einer Festanstellung auf. Das muss etwas Wert sein. 
In der Praxis wird Leiharbeit zum Senken der Löhne verwendet und gehört aus diesem Grund reguliert. 
Den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit vorzubringen (ein Standardangstschrei der neoliberalen Gläubigen) ist aus zwei Gründen kein Argument. Unternehmen die auf dem Binnenmarkt tätig sind, hebeln sich den Vorteil durch gleichzeitige Nutzung von Leiharbeit aus. Senkt Unternehmen A seine Löhne und B auch, dann zahlen beide weniger Löhne, aber keines von beiden hat einen Vorteil. Bei den Exportmärkte ist Deutschland bereits sehr wettbewerbsfähig und man braucht nicht zu fürchten zu viel zu verlieren. Eher sollten wir etwas teurer werden, um endlich unsere Überschüsse zu reduzieren.
Mich erstaunt im übrigen wie einfach Ökonomen gestrickt sind. Es zählen nur die Löhne und Kosten. Niemals sind die Erträge interessant. Es wird stillschweigend davon ausgegangen das diese konstant bleiben. Wenn ich allerdings Leute jederzeit entlassen kann, sinkt deren Motivation. Sie werden das Unternehmen schnellst möglich verlassen, wenn sie können. D.h. eine Weiterbildung ist ein hohes Risiko für den Unternehmer. Am Ende verlieren alle. Das Argument, dass Langzeitarbeitslose leichter auf den regulären Arbeitsmarkt kommen, müsste sich doch nachweisen lassen. Es ist aber auffällig, dass Behauptungen die sich nicht beweisen lassen, selten durch Statistiken belegt werden.
Die Schlussfolgerung

Statt die Branche weiter einzuschränken, wäre das Gegenteil nötig

ist billiger Propaganda. Man schreibt etwas wohl klingendes und das ist es dann.  Warum müssen eigentlich immer die Arbeitnehmer flexibel sein? Wo ist die Forderung nach flexiblen Unternehmen. Leben wir um zu arbeiten, oder arbeiten wir um zu leben? Die Wirtschaft ist kein Selbstzweck und soll den Menschen dienen. 

Anmerkung
Man sollte diese Lobbygruppe lieber in INASM umbenennen (A=anti). Dann wäre klar wofür sie steht. Wer sich hinter Worten verstecken muss, um seine Ideen als Arbeitgeberverband zu verbreiten, hat sehr wahrscheinlich schlechte Ideen. Gute Ideen könnte man auch unter eigenem Namen erzählen.

Chris

Donnerstag, 16. April 2015

Es kommt wie es kommen musste

Es war ja zu erwarten. Sobald die Steuereinnahmen etwas mehr steigen als erwartet kommt die Forderung nach einer Steuersenkung auf

Frühjahrsgutachten: Ökonomen wollen Steuerzahler um Milliarden entlasten

Schauen wir uns mal den Irrsinn in der Ökonomenwelt an. Der typische Maintstreamökonom meint, dass die Staatsverschuldung etwas schlechtes sei, sie gehört abgebaut. Steigen die Steuereinnahmen und hat der Staat einen Überschuss (sinnvoll oder nicht) fordern eben jene Ökonomen eine Steuersenkung. D.h. die Forderung besteht darin, ohne Überschüsse, Defizite abzubauen. Da fragt man sich, was für Drogen man nehmen muss, um solche Ideen zu verbreiten. In der Gesamtheit wird es noch schlimmer. Wenn eine Krise vorhanden ist, dann fordern diese Ökonomen die Kürzung des Haushalts. Wenn die Krise vorbei ist, wollen sie Steuersenkungen. Wenn man diese Forderungen zu Ende denkt, fordern diese Ökonomen die Abschaffung des Staates. Es geht nur nach unten und nie nach oben.

Chris

Mittwoch, 15. April 2015

Nullmeldung: Ein Tanker und ein Versorgungsschiff auf dem Rückweg aus dem Mittelmeer

Das ist die Meldung die SPON bringt. Daraus gemacht wird 
Russische Kriegsschiffe und Kampfjets haben sich erneut dem Hoheitsgebiet Großbritanniens genähert. Am Nachmittag stiegen Kampfjets der Royal Air Force auf, nachdem russische Kampfflugzeuge dem britischen Luftraum nahegekommen waren.

Beides im gleichen Text. Noch absurder ist, dass die Meldung "Schiffe fahren durch den Ärmelkanal" und "Flugzeuge nähern sich Großbritannien" nicht zusammen gehören. Beides geschah im Abstand von mehreren Monaten. Wenn sich unsere Leitmedien fragen wie die Menschen auf die Idee kommen könnten, von ihnen verarscht zu werden, dieser Artikel ist ein gutes Beispiel. Im Text ist alles sachlich dargestellt. Eine Meldung die interessant wäre ist es nicht. Um es spannender zu machen, wird die Überschrift und die Zusammenfassung etwas dramatischer dargestellt. Selbst die Briten meinen (ebenfalls im Text)

Solange keine Hoheitsrechte verletzt werden, ist das Verhalten Moskaus kein Rechtsbruch.

Um Unglaubwürdigkeit der eigenen Medien zu generieren braucht man diese Trolle von Putin gar nicht. Das schafft unser "Journalismus" ganz allein. Aber irgendwie wird man Putin auch an solchen Meldungen die Schuld geben können.

Chris

Dienstag, 14. April 2015

Wenn es nicht mehr weiter geht, dann versuchen sie es mit Moral

Die schlimmsten Gegner des Neoliberalismus kommen heutzutage weder von links- noch rechtsaußen. Sie sitzen in Chefetagen. Niemand hat in den letzten Jahren dem Neoliberalismus mehr geschadet als eine Reihe von Unternehmensleitungen, die im Streben nach Gewinnmaximierung Moral und Anstand, Regeln und Gesetze missachtet und damit die Freiheiten missbraucht haben, die ihnen gerade der Neoliberalismus bietet.

Thomas Straubhaar (Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere internationale Wirtschaftsbeziehungen, an der Universität Hamburg. Bis Ende August 2014 war er Direktor und Sprecher der Geschäftsführung des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI).)

Jetzt kann man sich zurücklehnen und sagen: Ich hab es ja schon immer gewusst. Im blinden glauben an Moral und Freiheit haben die neoliberalen Dogmatiker vergessen, dass es unternehmerisch  sinnvoll ist den Staat und die Bevölkerung auszubeuten (kurzfristig gedacht). Diese Möglichkeit wurde nicht einmal in betracht gezogen. Der Markt würde es schon regeln, meinten die Gläubigen. Sie vergaßen die Zielgröße des "Marktes". Die besteht darin möglichst hohe Gewinne einzufahren. Dabei sind Moral, Umwelt, Soziales, Verantwortung, etc. Dinge die durch Unternehmen erfüllt werden können. Die Gläubigen machten aus dem KÖNNEN ein "DAS IST IMMER SO". Somit war die Welt wieder in Ordnung. 
Vielleicht setzt jetzt langsam ein Aufwachen ein. Ich bezweifle es allerdings. Es würde bedeuten viel von der eigenen Ideologie abzulegen und sich generell zu hinterfragen. Hoffen wir das Straubhaar es ernst meint und seine Stimme nutzt.

Chris

Montag, 13. April 2015

Lies mehr als die Überschriften!!

Amerika gibt weniger, Osteuropa mehr für Waffen aus titelt SPON. Unterschwellig wird damit nahegelegt, dass Russland ein Aggressor. Das wird durch die Unterüberschriften im Text weiter vertieft.
... Russland steigert Militärausgaben deutlich ...
Dabei gibt es im Absatz danach nur einige kurze Sätze zu Russland. Stattdessen werden deutliche Ausgabensteigerungen durch die NATO Staaten Polen, Litauen und Estland vorgestellt. Russland steigerte seine Ausgaben ebenfalls.
Zum ersten Teil zu sagen, dass nur Steigerungen in Prozenten dargestellt werden. Absolute Zahlen werden vermieden. Im zweiten Teil wird kurz darauf eingangen. Die USA haben ihren Verteidigungshaushalt reduziert, haben

aber immer noch ein Drittel der weltweiten Rüstungsinvestitionen getätigt. Mit 610 Milliarden US-Dollar haben die Amerikaner sieben Mal so viel Geld für ihr Militär ausgegeben wie Russland und fast drei Mal so viel wie China, die Nummer zwei in der Rüstungsrangliste. 

Ich würde den Beitrag nicht als Propaganda bezeichnen. Der Text ist im Grunde in Ordnung. Die Überschriften, welche häufig beim Querlesen verwendet werden, zeigen ein anderes Bild als der Inhalt des Textes.

Anmerkung
Die USA geben sieben mal mehr für ihr Militär aus als Russland. Wenn man die NATO hinzuzieht wird es noch schlechter aussehen. Aber Russland ist aggressiv und wird uns überrennen?! Ein merkwürdiges Bild das wir von den realen Machtverhältnissen haben.

Chris

Freitag, 10. April 2015

Der Ruf nach dem Kleinanleger.

Wahrscheinlich platzt bald die Immobilienblase in Deutschland. Wenn die Kleinanleger gelockt werden, wollen die großen endlich ihren Gewinn kassieren. Mich wundert immer wieder wie viele Leute auf einen Geheimtipp aus einem auflagestarken Magazin reinfallen. So wird es auch diesmal in einigen Jahren das große Jammern geben.

Chris

Donnerstag, 9. April 2015

Schiedsgerichte führen zu absurden Situationen


Das bedeutet, dass sowohl Krankenkassen für ein Rauchverbot klagen dürfen und Tabakkonzerne dagegen. Das kann am gleichen Schiedsgericht mit den gleichen Personen geschehen. Wer glaubt, dass Schiedsgerichte eine gute Idee sind, sollte mir zeigen wie man überhaupt noch Politik machen will, wenn alles bestraft wird, da alles potentiell wirtschaftsfeindlich ist.

Chris

Dienstag, 7. April 2015

Die INSM und das Erben

Der Autor meint, dass Erbschaftssteuer ungerecht und vor allem unmoralisch. Er versucht es zu begründen und muss scheitern. Er wirft der Gegenseite (pro Besteuerung) vor, dass sie zu viele Annahmen voraussetzen, muss es zwangsläufig selbst tun. Die Frage die im Raum steht ist folgende:
Ist es gerecht, wenn ich auf 50 tausend Euro Jahreseinkommen höhere Steuern zahlen muss, als auf 50 tausend Euro Erbschaft? Beides stellt ein Einkommen dar. In einem Fall arbeite ich dafür, im anderen erhalte ich es leistungslos. Vor allem bei den wirtschaftsliberalen Vorkämpfern wird von Leistungsgerechtigkeit gesprochen. Wie kann man davon reden und gleichzeitig irgendein Erbe zulassen? Wenn nur Leistung zählen darf, dann müssen alle gleich starten und danach dürfte es beliebig auseinander laufen. Das wäre dann zumindest konsequent. Stattdessen zeigt sich sehr klar, dass es um Leistung gar nicht geht. Es geht darum die Spitze der Gesellschaft vor steuerlichen Belastungen zu schützen. Begründet wird dies mit

Zum einen ist aber das Erben doch per se erst einmal eine Verfügung des Erblassers

Die Aussage ist insofern falsch, als das wir als Gesellschaft das Erben erlauben. Die Bedingung, dass ich Erben darf ist gesetzlich geregelt. So wie während des Feudalismus die göttliche Gnade den Titel und das Land legitimierte, legitimiert es jetzt der Rechtsstaat und die Bevölkerung. D.h. die Frage ist nicht ob man Erben besteuern darf oder nicht. Die Frage ist wie viel wir den Erben zugestehen wollen. Das mag des neoliberalen Ideologen nicht gefallen, aber letztenendes ist es der Fall. Kein Tier vererbt seinen Kindern etwas. D.h. etwas zu vererben ist ein gesellschaftliches Konstrukt und kann als solches beliebig verändert werden. Es ist nicht durch eine höhere Moral oder ein Naturgesetz vorgegeben.
Darum ist das Vorholen von Moral, wenn die Argumente fehlen, nicht hilfreich. Es führt zu solchem Unsinn

Was maßen wir uns an, den letzten Willen eines rechtschaffenden Bürgers zu hintergehen.

Die Frage ist, wem schadet man mehr durch eine Steuer, einem Lebenden oder Toten? Wir maßen uns ständig an irgendeinen Willen zu "hintergehen". Ich darf nicht in die Wohnung des Autors spazieren und seine Privatsachen durchsehen. Das dürfte ich auch dann nicht, wenn ich körperlich in der Lage wäre dies durchzusetzen. Mein Wille wird durch einen rechtlichen Rahmen "hintergangen". Für neoliberale Ideologen ist das ein großer Unterschied. Auf das wesentliche gebrochen, ist die Basis die gleiche. Wir alle geben Rechte ab und erhalten dafür welche. Das Verhältnis zwischen Verlust und Gewinn von Rechten muss gesellschaftlich diskutiert werden (meist in Form von Politik). Das gilt für den Schutz der Privatssphäre ebenso wie für das Erben.
Viele der Rest"argumente" greifen auch nicht
Zum anderen untergräbt es die Familie als subsidiäre Einheit der Gesellschaft. 
Wer nicht vererben kann, unterstütz also seine Kinder nicht. Das würde aus dieser Aussage folgen.

Die eigenverantwortliche Zukunftsvorsorge wird konterkariert. Eigentlich sollten wir doch froh sein, wenn sich Mitbürger nicht nur um sich selbst kümmern, sondern auch durch Leistung und Verzicht vorsorgen, dass ihre Nachkommen nicht dem Gemeinwesen zur Last fallen.

Ebenso falsch ist diese Aussage. Sie setzt voraus, dass reichen Menschen dem Gemeinwesen nicht zur Last fallen. Sie leben von ihrem Vermögen (Zinsen). Aber wer produziert die Güter von denen sie leben? Das tun sie nicht selbst. Sie nehmen Ressourcen in Anspruch und belasten folglich das Gemeinwesen. Es ist erstaunlich, dass das Gemeinwesen automatisch mit dem Staat gleich gesetzt wird. Aber auch hier belasten sie ihn. Er muss den Reichtum schützen. Darum ist die logische Folge des Autors falsch.

Gerade wenn der Nachlass durch Konsumverzicht – wie vielfach geschehen – mühsam zusammengefügt wurde, dann ist es geradezu unmoralisch, Hand an diese Vermögen zu legen.

Moral wird gesellschaftlich definiert. Folglich kann eine Gesellschaft auch sagen, dass Erben unmoralisch ist. Schließlich gibt man einer Minderheit einen Vorteil über die Mehrheit. Nach dieser Argumentation wäre der Feudalismus ebenso moralisch richtig. Eine kleine Gruppe lässt sich durch die Mehrheit versorgen, da es ein Recht gibt welches ihnen dies zusagt.

Fazit
Ich sage nicht, dass man Erbschaften generell abschaffen sollte. Allerdings sollte man sich genau überlegen was für Probleme man sich in einer Demokratie damit einkauft. Gerade die Erbschaften an der Spitze sorgen für einen Machterhalt. Eine kleine Elite wird bevorteilt ohne eine Leistung erbracht zu haben. Das sie auf Basis des Reichtums etwas erreichen, mag sein. Allerdings ist die Frage ob ererbter Status in einer demokratischen Gesellschaft vorteilhaft ist. Es muss uns klar sein, dass eine Konzentration von Reichtum automatisch zu einer Konzentration von Macht führt. Erstaunlich ist, dass die neoliberalen Ideologen im Falle des Staates ein Problem damit haben (teilweise sicher zu Recht). Im Falle der Macht der Privatpersonen stellt es kein Problem dar. Ich verstehe nicht, wie man einen potentiellen Machtmissbrauch geistig trennen kann. In beiden Fällen wird er von Menschen durchgeführt.

Chris

Montag, 6. April 2015

Finanzlobbyisten haben nur das Beste für die deutschen Bürger im Sinn

Frage an die Ministerien: Wenn ÖPP so überlegen ist, warum braucht man eine so starke Lobbyarbeit von Seiten der Beratungsfirmen. Es sollte doch nach Jahren der gängigen Praxis kein Problem sein, mit aktuellen Zahlen die ÖPP Überlegenheit zu untermauern. Scheinbar ist es nicht so einfach. Folglich sollte man diese Typen einfach mal vor der Ministeriumstür stehen lassen.

Chris

Donnerstag, 2. April 2015

INSM kritisiert: Eine Minderheit bereichert sich


Bei der INSM beschwert man sich darüber das sich einige wenige an der Mehrheit bereichern. Sind das die gleichen Menschen die für die Riesterrente waren? Sind es die gleichen Menschen die für TTIP und die leidigen Schiedsgerichte sind. Und, ach ja, Privatisierung von Infrastruktur und Bildung. Bei all diesen Dingen profitiert in der Regel eine Minderheit und die Mehrheit "leidet". Aber scheinbar ist es dann die richtige Minderheit. Im übrigen über die Ausbeutung von Arbeitnehmern, einen besseren Schutz dieser und stärkere Arbeitnehmerrechte habe ich noch nie etwas von der INSM gehört.

Chris

Mittwoch, 1. April 2015

Relativierungen

Die Krise allein durch striktes Sparen und Strukturreformen lösen zu wollen, war demnach zwar ein richtiger Ansatz - allerdings nur für kurze Zeit. Heute, nach fünf Jahren, sei er politisch kaum noch durchzuhalten, zu viele Menschen würden bereits zu lange darunter leiden.

Henrik Enderlein, Ökonom und Chef des Jacques Delors Instituts

Wieviele Warnungen habe ich im Vorfeld gelesen, dass die Sparpolitik scheitern wird und sie tat es. Es war und ist kein richtiger Ansatz. Die Schulden haben sich vermehrt und die Wirtschaft in den Krisenländern wurde zerstört. Daten statt Pauschalfbehauptungen sollten wir alle rufen.

Chris