Dienstag, 27. Juli 2021

Geringe Vorstellungskraft

Wer mal sehen möchte wie gegen Fahrradfahren agitiert wird, sollte sich in die Kommentare verirren. Der kommentierte Beitrag argumentiert, dass Fahrradfahren billiger ist als Autofahren. Und zwar gesellschaftlich wie privat. Das ist ein ziemlich simpler Zusammenhang. Wenn man sich die Kosten für einen Kilometer Autobahn nimmt und dann mit einem Kilometer Fahrradweg abgleicht, dann erkennt man das sofort. Autos sind gerade in Städten teuer. Wenn dann noch die meisten Wege unter 10 km gefahren werden, fehlt mir das Verständnis, wenn gegen Fahrräder argumentiert wird. Es gibt sehr viele Beispiele in den Niederlanden oder Dänemark wo eine fahrradzentrische Stadt sehr gut funktioniert. Dem besitzstandswahrenden Boomer interessiert das nicht. Der steht lieber freiheitsliebend im Stau. Dabei sollte jeder der gerne Auto fährt die Fahrradfreundlichkeit steigern. Viele Menschen wollen einfach nur entspannt und schnell von A nach B. Mehr Radfahrer bedeutet im Umkehrschluss weniger Autos also relativ gesehen mehr freie Parkplätze, weniger Verkehr und weniger Stau. D.h. selbst als Autofahrer kann man entspannter fahren. Soweit denken diese Personen nicht. Nein Autofahren ist Wohlstand. Dass wachsende Städte gar keine andere Möglichkeit haben die Menge der Autos zu reduzieren wird ignoriert. Wieiviele Parkflächen wollen wir noch, wenn wir gleichzeitig über einen Mangel an Wohnraum jammern? Klar sind Autos teurer. Das heißt noch lange nicht, dass es dieses Mobilitätskonzept nicht mehr geben soll. Allerdings muss es reduziert werden, da zu viele Ressourcen in eine Richtung gehen, wo 1.5t einen Person bewegen, dabei Lärm und Feinstaub produzieren. Das macht selbst die Menschen krank die kein Auto haben. Wofür? Damit einige wenige die es sich leisten können, ihre Bequemlichkeit nicht aufgeben müssen. 

Chris

Nette Idee aber

Meine Meinung nach wird ein Impfbonus von 100 € nichts bringen. Ich kenne einige Impfskeptiker. Diese haben nicht das Problem, dass sie kein Geld haben. Sie als Impfmuffel zu bezeichnen halte ich persönlich für falsch. Diese Menschen mag es geben. Sie könnte man erreichen, indem die Hürde der Impfung verringert wird (kurze Wege, usw.). Die wirklichen Impfskeptiker sind keine Muffel. Sie sind gegen die Impfung, weil sie diese für unnatürlich, gefährlich, usw. halten. Sie glauben teilweise nicht an das Risiko durch das Covid 19 Virus. Wenn ich keine Risiko anerkenne, warum soll ich mich impfen lassen? Es gibt Gründe, dass es noch immer Masern und andere impfbare Krankheiten in Deutschland gibt. Weder 100 € noch eine Impfpflicht werden daran viel ändern. Eine kleine Chance sehe ich tatsächlich darin, dass Reisenende bei Rückkehr in Quarantäne müssen. Das bestimmte Großereignisse eine Impfung oder Genesung voraussetzen. Aber auch dann bekommt man nur einige. Die Mehrzahl der Impfskeptiker wird spätestens in einem Jahr durchseucht sein. Drosten meinte, wer sich gegen eine Impfung entscheidet, entscheidet sich aktiv für eine Infektion. Das schlimme ist nur, dass alle nicht impfbaren auf der Strecke bleiben, weil wir eben leider noch nicht lange genug von der Zeit der Hexenverbrennung und des Aberglauben entfernt sind.

Chris

Dienstag, 20. Juli 2021

Frédéric Schwilden ein perfekter Repräsentant der Rentnerrepublik

Der Journalist und Autor Frédéric Schwilden wirft der jungen Generation vor, in Selbstmitleid zu verfallen.


Er sollte sich einfach die Statistiken ansehen. Dann würde er sehen, dass es eben kein Selbstmitleid. Beispiel Forschung. Vor 30 Jahren gab es noch einen akademischen Mittelbau. Da wurde man durchaus Beamter, wenn man an der Uni blieb. Jetzt haben gerade mal 4% der Forschenden einen unbefristeten Vertrag, mit Laufzeiten teilweise unter einigen Monaten. Dabei leisten sie deutlich mehr. Beispielsweise würde die Lehre an den Universitäten zusammenbrechen, wenn viele befristet Beschäftigte nicht konsequent Subventionsbetrug betreiben würden. Die DFG, das BMWi und andere Fördergeber bezahlen Forschung aber in den seltensten Fällen Lehre. Selbstmitleid?
Bei den Mieten geht es weiter. Die Löhne der jungen Generation U40 sind im Schnitt niedriger als von Gleichaltrigen vor 30 Jahren (inflationsbereinigt). Die Lebenshaltungskosten, insbesondere der Mieten, sind exorbitant gestiegen. Wem gehören die Wohnungen in denen man mietet? Direkt oder indirekt der älteren Generation. Das sieht man eindeutig in der Vermögensverteilung. Selbstmitleid?
Und so geht es immer weiter. Die junge Generation soll bitte privat für das Alter vorsorgen. Bei den Alten war das nicht notwendig, dort wurde die Rente deutlich über die Zeit erhöht. Die Jungen sollen bitte flexibel am Arbeitsmarkt sein und wieder länger Arbeiten (insgesamt + Wochenarbeitszeit). Auch dort das gegenteilige Bild bei den Boomern. Die aktuelle Generation ist die bestausgebildeste. Dennoch zahlt es sich für die meisten eben nicht aus. Die Realeinkommen sind stagniert, der Klimawandel steht vor der Tür und selbst das Bundesverfassungsgericht sagt, dass die junge Generation durch die Alten zu stark belastet werden.
Also lieber Frederick, dass ist kein Selbstmitleid, sondern eine realistische Einschätzung der Lage. Klar ist, dass du bei den Boomern offene Türen einrennst, um deine Bücher zu verkaufen. In eine Bar zu gehen und ein paar Geschichten anzuhören ist zwar nett, gibt aber sicher keinen Überblick über die Gesellschaft. Arbeiterklasse von Julia Friedrichs gibt einen solchen Überblick und zeigt, dass es kein Selbstmitleid ist, wenn man als letztes geimpft wird, während man zu Hause seine Kinder unterrichtet, damit Boomer nach Mallorca in Urlaub fahren und bei der EM in vollen Stadien sitzen dürfen.

Chris

Montag, 19. Juli 2021

Verschuldung oh je

Dieser Satz sagt alles aus.

"Nur kann sich der Staat nicht auf ewig immer wieder neu verschulden – die Schulden müssen irgendwann zurückgezahlt werden"

Aus der Feder eines Wirtschaftsprofessors ist das schon starker Unsinn. Denn die Antwort ist: Doch Deutschland kann sich auf ewig verschulden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt das. Es muss auch nicht zurückgezahlt werden. Und selbst wenn, dann gibt es so etwas wie Steuern. Wenn Deutschland seine Schulden beseitigen will, dann müssen einfach die Steuern rauf. Da würden eben jene Ökonomen wie Niklas Potrafke Herzrasen bekommen. Das würde ja die Möglichkeiten der Menschen zu konsumieren und der Unternehmen zu investieren einschränken. Solche Menschen kriegen das Kunststück hin zu behaupten, dass eine Ausweitung der Schulden, also eine Steigerung der Nachfrage schlecht ist. Sie führt zu höheren Belastungen in der Zukunft, oder so. Umgekehrt müsste ja eine Senkung der Schulden durch höhere Steuern gut sein. Das ist aber auch wieder schlecht. Ich will sagen, Ökonomen wie Potrafke drehen sich die Welt wie sie wollen. Das eigentliche Ziel ist es die Ausgaben zu reduzieren. Dabei ist das überhaupt nicht notwendig. Jedes Unternehmen hat die Möglichkeit seine Ausgaben zu erhöhen, wenn die Chance besteht die Einnahmen zu steigern. Wenn Potrafke vom Klimawandel und der Digitalsierung redet, dann kann er mir nicht erklären, warum steigende Schulden etwas schlechtes sein soll. Er schreibt von der Belastung der Zukunft. Nehmen wir an Deutschland müsste Netto 1% Zinsen auf seine Schulden zahlen (das ist sehr hoch, ein Teil der Zinsen werden versteuert oder kommen als Gewinne der Zentralbank wieder dem deutschen Staat über Bande zu Gute). Dann sind das bei 1000 Mrd. Euro Neuverschuldung 10 Mrd. Euro extra Zinszahlungen. Das aktuelle Unwetter kostet allein die Versicherer 1.7 Mrd. Euro. In Perspektive wird es eher schlimmer als besser. Deiche müssen erhöht werden, Orte müssen aufgegeben werden, usw. 

Potrafke setzt die Kosten nicht in einen Kontext. Würde er es tun, dann sieht man sehr schnell, dass die Schulden nicht teuer sind. Seine "Argumente" hört und ließt man immer wieder. So reduziert man den öffentlichen Nahverkehr, weil der so teuer ist. Dann hat man einen Kostenanstieg im Gesundheitssystem hervorgerufen durch Lärm, Staub und Bewegungsmangel der ganzen Autos und Autofahrer. Die Bahn wird nicht vernünftig gefördert, weil das ja zu teuer ist. Dann muss man teuer Straßen und Brücken sanieren, die für den ganzen LKW Verkehr nicht ausgelegt worden sind.

Noch besser. Damit keine Schulden gemacht werden, teilprivatisiert man Dinge. Dann sind es keine Schulden, sondern laufende Ausgaben. Das ist ein Vielfaches teurer, aber hey wir haben keine Schulden gemacht.

Wenn wir wirklich Geld sparen wollen, dann sollten wir solchen Wirtschaftsprofessoren weniger Lohn geben. 

Chris

Huch der Klimawandel ist da

Haltet die Stoppuhr bereit. Ich will wissen wie schnell das Bekenntnis zum Klimawandel aus den konservativen Parteien wieder verschwunden ist. Seit Jahren wird vor mehr Unwettern, größeren Hitzewellen und daraus resultierend vor deutlich steigenden Kosten gewarnt. Auf einmal kommen Seehofer, Merkel und viele andere hervor und meinen, seht her, das ist der Klimawandel. Für Menschen im globalen Süden ist eine solche Aussage zynisch. Selbst Altmaier verblödet sich nicht darauf hinzuweisen. Also jene Politiker die seit Jahren eine Klimaschutz Politik teilweise aktiv verhindert haben. Braunkohle Förderung war eigentlich zu teuer und Unternehmen wollten schon aussteigen. Aber hey, man kann ihnen den Ausstieg vergolden und die Laufzeit künstlich verlängern, wenn Abschaltprämien in Aussicht gestellt werden.

Eine Bahnoffensive ist seit Jahrzehnten im Gespräch, stattdessen baut man jetzt Oberleitungen an Autobahnen. Die Produktion von Windrotorblättern ist fast komplett ins Ausland gewandert, weil die Union durch ihre Gesetzgebung den Aufbau von Windenergieanlagen quasi gestoppt hat. Wälder werden weiter gerodet, um Kohle zu födern und gleichzeitig mit dem Finger nach Brasilien gezeigt. In einer Endlosschleife wird betont, dass Deutschland nur 2% CO2 rausbläst, obwohl es in der Summe 4% sind und pro Kopf mit an der Spitze liegt. Umweltfreundliche Agrarpolitik kann man mit der Lupe suchen. Man hat etwas für die Bienen getan, aber nicht ohne vorherigen Abwehrkampf. 

Die Liste des Versagens ist endlos. Jetzt kommen sie vor, wie bei der Pandemie und appellieren. Der Klimawandel ist da und man müsse endlich etwas tun. Wer hätte das ahnen können. Die Parolen verschleiern, dass schon lange etwas hätte getan werden können. Wurde verschlafen, wurde nicht gemacht. Wer die CDU wählt, wählt auf jeden Fall keine Zukunftspolitik. Es die Bewahrungspolitik für die wegsterbenden Restwähler der Union. Das schlimme ist, sie merken es nicht einmal. Mir wurde im Kontext der Pandemie einmal gesagt, die Union gibt ihr bestes. Und das befürchte ich auch. Eine höhere Qualität bekommt man von diesen Personen einfach nicht.

Chris

Freitag, 16. Juli 2021

Erwachen in konservativen Kreisen

Selbst die Süddeutsche Zeitung erkennt, dass die CDU keine zukunftsweisende und soziale Politik macht. Hat ja nur 16 Jahre gedauert. Sie erkennt, dass die CDU im wesentlichen Spitzeneinkommen entlasten möchte und dies als Leistungsbelohnung verkauft. Sie erkennt hingegen nicht warum die CDU das tut. Zum einen adressiert sie ihre Kernwählerschaft. Das sind eben genau die wohlhabenden Boomer im Land. Bei dieser Wahl wird es dann nochmal reichen. Da geht es eben nicht um Zukunft oder die Jugend. Ging es noch nie. Es geht um Wahlen. Der Rest ist der Union egal. Sie wollen gewinnen. Sind die Jungen in der Mehrheit, dann werden sie adressiert. Wenn nicht, dann nicht. So sah und sieht man es aktuell bei CoVid. Schulen müssen schließen, da kann man gar nichts machen. Aber in Fußballstadien können zehntausende Menschen sitzen und leider, leider hat die UEFA etwas gegen auflagen. Kinder durften ihrem Sport nicht nachgehen, aber die Homeoffice Pflicht kam irgendwann Monate zu spät und wurde auch nicht wirklich kontrolliert. Alle Kinder zusammen bekommen ein Aufholpaket von 2 Mrd. Euro. Dabei wird nur auf die Schule geschaut, alle anderen Defizite und Probleme werden ignoriert. Auf der anderen Seite wurden Milliarden an Dividenden an Aktionäre verschenkt, weil hunderte Millionen Euro durch das Kurzarbeitergeld gespart wurden. Das ist die Union. So war sie schon immer. Das selbst konservative Zeitungen aufwachen ist gut, wird aber wenig nützen. Laschet wird leider Kanzler und der Stillstand wird fortgesetzt. 

Chris