Dienstag, 18. Juni 2019

Korrelation und Kausalität

Wie im letzten Beitrag geschrieben, schiebt Gunther Schnabl alle Schuld den Zentralbanken zu. Es ist nicht etwa die verfehlte Wirtschaftspolitik auf Basis der Neoklassik, sondern jemand anders. Sein Argument ist, dass die niedrigen Zinsen die Preise für Aktien und Immobilien treiben. Das ist ursächlich für die Probleme. Damit verwechselt er, Kausalität und Korrelation. Die Ursache ist eine Wirtschaftsschwäche. Die Fiskalpolitik ist von den Neoklassikern verachtet worden und man versuchte mit Geldpolitik und Deregulierung zu retten was zu retten ist. Schnabl zeigt das implizit in seiner eigenen Veröffentlichung ohne es zu merken. In Abb. sind die Aktienpreise dargestellt. Diese explodieren förmlich Anfang der 80er Jahre. Die Zinsen sind allerdings vergleichsweise hoch in diesem Zeitraum. D.h. etwas anderes muss passiert sein. Im wesentlichen wurden die Finanzmärkte dereguliert. Die Umverteilungseffekte von der Realwirtschaft hin zu den Finanzmärkten begannen in diesen Zeitraum. 
Schaut man sich die Löhne ab 1995 an, dann zeigt sich ein interessantes Bild. Diese stagnieren inflationsbereinigt in Deutschland. Die Zinsen wie bei Schnabl zu sehen, sind aber vorher nicht gesunken. Dennoch ist die Zentralbank Schuld?!
Ein realistischere Szenario, welches zu den Daten passt ist folgendes. Die Spekulationen nahmen zu und man konnte am Finanzmarkt mehr verdienen, bei kleinerem Risiko und / oder in kürzeren Planungszeiträumen. Investionen blieben aus, Geld stand für Konsum nicht zur Verfügung. Dementsprechend schwächelte die Binnenkonjunktur (Modell Deutschland). Alternativ wurde über Konsumkredite die Binnenkonjunktur am Leben gehalten (Modell USA). Durch das viele Geld am Finanzmarkt steigerte sich das Risiko eines Crashs. Staaten und Zentralbanken probieren die Krisen abzuwenden und springen ein. Statt Fiskalpolitik wird lieber Geldpolitik gemacht. Warum? Weil Ökonomen wie Schnabl Staatsschulden verteufeln und privat vor Staat rufen. Damit wird Benzin ins Feuer gegossen und der Prozess verstärkt. 
Den Zentralbanken für eine verfehlte Wirtschaftspolitik die Schuld zu geben ist vermessen. Vor allem, weil beim Nachweis der Schuld der Zentralbanken an den Problemen, die Veröffentlichung sich selbst widerlegt.
Die Publikation zeigt, dass Schnabl nicht sauber arbeitet. Er belegt seine Meinung. Das reicht scheinbar in der Ökonomik zu publizieren.

Chris

Was "Spitzenökonomen" nicht begreifen

Das muss man erst einmal hinkriegen. Die Austeritätspolitik, welche hier im Blog von Ökonomen wie Schnabl komplett auszublenden und die hohe Jungendarbeitslosigkeit auf die niedrigen Leitzinsen zu schieben.

Der Titel sollte heißen

"Was Rezo (noch) nicht bemerkt hat: Auch die Mainstream Ökonomen machen Politik gegen die Jungen"

Die gezeigte Abb. 2 bezieht sich wahrscheinlich auf Deutschland. Klar ist es nicht, aber ich gehe davon aus. Der Grund warum ich davon ausgehe ist, dass die Löhne in den Krisenländern stark gestiegen sind vor der Krise (eigentlich in allen Ländern außer Deutschland). Genau das wurde diesen Ländern von Ökonomen wie Schnabl vorgeworfen.

Deutschland als Beispiel zu nehmen ist ebenfalls absurd. Schnabl und Konsorten forderten vom angeblich kranken Mann Europas Lohnzurückhaltung. Dann tritt diese ein und dann schieben sie den Effekt auf die EZB?! Sorry aber irgendetwas ist hier verquer. Hier zeigen die Neoklassiker wie sie sich ihre Welt bauen, damit sie niemals Schuld sind und ihre Theorie "fehlerfrei" bleibt. Die Neoklassik funktioniert immer, weil sie per Definition ihrer Verfechter niemals falsch ist. So etwas gibt es schon und nennt sich Fundamentalismus. 

Chris