Samstag, 28. März 2015

Was so passiert

Kalte Enteignung
Die Nachdenkseiten zeigen an ein paar Diagrammen, dass die Angst vor der kalten Enteignung ein Mythos ist. Sie findet zwar statt. Allerdings ist das keine Besonderheit der EZB Zinspolitik.

Zitat des Tages
Wir Geschäftsleute hätten am liebsten unsere Kunden reich und unsere Angestellten arm. Dabei ist komisch. Während der letzten drei Jahrzehnte ist die Vergütung von CEOs 127-mal schneller gewachsen als die von Mitarbeitern. Seit 1950 ist das Verhältnis beim Gehalt von CEOs zu dem von Mitarbeitern um 1000 Prozent gestiegen, und das ist kein Tippfehler. Früher bekamen CEOs das Dreißigfache des Durchschnittseinkommens; jetzt kassieren sie das Fünfhundertfache. Und dennoch ist mir kein Unternehmen bekannt, das seine leitenden Manager hinausgeworfen, nach China outgesourct oder ihren Arbeitsplatz automatisiert hat. Vielmehr haben wir heute mehr CEOs denn je.
Viel mehr braucht man nicht, um die Logik der neoliberalen Ideologen zu hinterfragen. Vor allem stellt sich die Frage, welchen Standortvorteil ein CEO braucht. Er braucht ein Büro, ein Telefon und einen Computer mit Internetzugang. Das existiert weltweit. Warum nicht outsourcen?

Oettiger fatal
Was kann dieser Mann eigentlich? Er kann nicht reden, er sieht nicht gut aus und seine Argumentationskette ist unendlich absurd. Freiheit und Gleichmacherei sind etwas schlechtes. Irgendwie hat er irgendwas nicht verstanden. Her Oettinger, über das Internet werden niemals Autos gesteuert, weil dafür flächendenkend Internet vorhanden sein müste und zwar robust.

INSM Propaganda zur relativen Armut
Das führt zu der absurden Situation, dass wenn von einem Jahr zum  nächsten jeder Bundesbürgen doppelt so viel Geld zur Verfügung hätte,  sich die Armutsquote nicht ändern würde
Darum ist es ja auch relative Armut und nicht absolute. Das die Preise sich dann auch verdoppeln und die Kaufkraft sinkt, ist egal. Nun der Kniff, um die relative Armut zu diskreditieren

Aber um festzustellen, was wirklich nötig ist, um etwas gegen Armut zu unternehmen, benötigt man zunächst einen objektiven Maßstab und keine alljährliche Panikmache über angebliche Armut.


Diese Aussage ist absurd. Sie setzt voraus, dass Geld einen konstanten Wert hat und keine relative Größe darstellt. Den Wert des Geldes kann man nur in Gütern oder in anderen Währungen darstellen. Umgekehrt kann man den Wert der Güter nur durch Geld darstellen. D.h. wenn ich festlege, wie gut das auch immer sein mag, dass die relative Armutsschwelle bei 60% des Einkommens ist, dann ist das objektiv bestimmbare Größe. Ich kann schauen wie viele darunter und darüber liegen. Die relative Armut sagt etwas über die Verteilung des Einkommens aus. Wenn die unteren Einkommen mehr verdienen und die oberen Einkommen stagnieren würden, dann sinkt der Anteil der relativen Armut. Das ist einfache Mathematik.

Chris

Mittwoch, 25. März 2015

Güterdefizitweltmeister

Deutschland hat mal wieder deutliche Exportüberschüsse und es wird gefeiert. Was daran toll sein soll ist mir nicht wirklich klar. Es bedeutet, dass wir ein Defizit an Gütern aufgebaut haben. Ist das wünschenswert? Ich denke nicht. Man muss sich klar machen, dass Geld nur ein potentielles Gut darstellt. Geht es einem Milliardär besser als einem normalen Menschen? Erst einmal nicht. So lange er das Geld nur auf der Bank liegen hat, ändert sich gar nichts. Er ist zwar reich aber an seinen Lebensumständen ändert sich erst einmal nichts. Das ist vergleichbar mit den Lottogewinnern, die ihren Lebensstil nicht ändern. 
Erst, das ist wichtig, wenn er das Geld verwendet, kann er sich von den normalen Menschen abheben. Wenn er eine Yacht kauft, eine Villa, einen Think Tank fördert, etc. bringt der Geldreichtum etwas. D.h. er verwendet das Potential Güter und Dienstleistungen zu kaufen, um eben diese zu kaufen. Angeben kann man mit einer Yacht halt viel besser als mit einem Kontostand. 
In Deutschland sieht es genau umgekehrt aus. Wir geben mit unserem Kontostand an und kaufen uns keine Yacht. Wir geben Güter oder Dienstleistungen an das Ausland und kriegen dort die Zusage in Form von Geld, dass sie uns irgendwann auch Güter oder Dienstleistungen liefern werden. Wir geben zum Beispiel Autos und bekommen Urlaub. Im Moment feiern wir, das wir Autos geben und keinen Urlaub bekommen. Gleichzeitig kritisieren wir die anderen Länder, dass sie uns keinen Urlaub geben, obwohl wir ihn verweigern. Das klingt komplett Schwachsinnig. Es ist eine sehr vereinfachte Darstellung der Zustände in Deutschland. 
Dabei könnte man die über 200 Mrd. Euro (25000 pro Kopf) Überschuss gut verwenden.Wir könnten alle in einen sehr langen Urlaub fahren. Wir könnten alle mehr Lohn kriegen, denn offensichtlich ist das der Wert den unsere Güter zu billig waren. Wir könnten tausende Kilometer Schienen kaufen und unser Bahnnetz ausbauen. Wir könnten Züge erneuern lassen, Umwelttechnologien einkaufen und vieles sinnvolle mehr. Das Problem ist, dass wir dann unseren Kontostand anfassen müssten. Wir würden zwar die Lebensqualität aller Menschen im Land steigern können. Gewünscht ist das aber scheinbar nicht. Denn dafür müsste man die Ideologie der Schwäbischen Hausfrau aufgeben und endlich mal auf globaler Ebene denken.

Chris

Samstag, 21. März 2015

Ist es nicht irgendwie merkwürdig?

Wenn man ein wenig darüber nachdenkt dann ist es merkwürdig, dass die neoliberalen Ökonomen nicht an ihren eigenen Widersprüchen ersticken. Sie fordern Planbarkeit und Sicherheit für Unternehmen. Dann sind diese bereit zu investieren und die Welt wird schön.
Den Menschen die für diese Unternehmen arbeiten sprechen sie diese Dinge komplett ab. Diese müssen immer im harten und unplanbaren Wettkampf gegeneinander stehen. Wie passen diese Dinge zusammen, wenn in beiden Fällen doch Menschen die Entscheidungen treffen?

Chris

Donnerstag, 19. März 2015

Geht uns der Strom aus?

Oh je es wird eine partielle Sonnenfinsternis geben. Unsere lieben Journalisten stellen sich mal wieder ein Armutzeugnis aus.
Jedem Mensch bei Verstand muss doch klar sein, dass die Stromnetze nicht jede Nacht zusammenbrechen. Da scheint auch keine Sonne. Warum macht man sich dann Gedanken? Vor allem ist es kein unvorhergesehenes Ergeignis. Man weiß das diese Sonnenfinsternis auftritt. Die Diskussion hat mittelalterliches Niveau wo mehr Hexen verbrannt worden sind, weil die Sonne verschwunden war.

Chris

Mittwoch, 18. März 2015

Bund der Steuerzahler

Laut SPON schlägt der Bund der Steuerzahler 20 Milliarden Euro Einsparpotential vor. Darunter fallen 
niedrigere Personalkosten, Subventionskürzungen für den Nahverkehr und Klimaschutz sowie weniger Sozialleistungen. 

Das entlastet den Normalbürger, den dieser Lobbyverein angeblich vertritt, inwiefern? Um das Ganze zu untermauern werden angeblich unsinnige Fördermaßnahmen aufgelistet. So gibt es

  • 2,4 Millionen für spezielle Unterwasseranstriche für Windparks auf dem Meer, damit ein Konsortium aus Wirtschaft und Wissenschaft neue Beschichtungen entwickelt.

Wenn man weiß, dass Windparks stark rosten und Metalle an das umgebende Wasser abgeben; wenn man dann noch weiß das in Meeren gefischt wird, dann sollten wir ein Interesse daran haben die Verschmutzung der Selbigen zu reduzieren.
 
  • 1 Million Euro für das Recycling von Elektrofahrzeugen. Da geht es auch um Ressourcen und seltene Werkstoffe. Aus Sicht des Verbands sollten die profitierenden Unternehmen selbst Verfahren entwickeln.
  • Knapp 770 000 Euro für bessere Schweinezucht in China, um auch Facharbeiter sowie Manager nach deutschem Vorbild zu schulen.
  • 233.000 Euro für Apfel-Birne-Kreuzungen, um die Züchtung eines "völlig neuartigen Produkts auf dem Kernobstsektor" zu fördern.
Bei Fördermaßnahmen kann man sich immer streiten ob sie sinnvoll sind. Wenn Forschungsprojekte ein Recycling von Elektrofahrzeugen fördern, dann stärkt das die deutsche Industrie. Wenn wir die Schweinezucht in China fördern, kann das zu besserer Qualität der Fleischprodukte führen. Somit müssen weniger Kontrollen durchgeführt werden, was wiederum zu weniger Ausgaben auf staatlicher Seite führt. Ob man eine Apfel-Birnen-Kreuzung fördern muss, sei mal dahingestellt.

Der Punkt ist, dass der Bund der Steuerzahler nur auf die Ausgabenseite schaut. Es wird nicht nach den kurz- oder langfristigen Effekten geschaut. Eine Investition von heute ist einen Einnahme von morgen. Stattdessen immer die gleiche Leier. Die Steuern sind zu hoch, die Verwaltung ist zu teuer und Sozialleistungen sind schlecht. Um die Ineffizienz des Staates zu untermauern werden dann Einzelprojekte aus dem Kontext gegriffen aufgeführt und als Verschwendung gegeißelt. Damit sage ich nicht, dass wir die Staatsausgaben nicht hinterfragen sollten. Die Olympiabewerbung sollte als Verschwendung verboten werden. 

Chris

Dienstag, 17. März 2015

Was ist eigentlich ein Markteingriff?

Markteingriff - dieser Begriff wird immer dann verwendet, wenn es um soziale Gesetze oder Maßnahmen geht. Auch Steuern, Umweltgesetze oder Standards sind eingriffe in den Markt. Was bedeutet das eigentlich. Um einen Eingriff in das Marktverhalten zu definieren, braucht es einer Referenz. Wenn ein Auto geradeaus fährt, dann wäre ein Eingriff in die "natürliche" Richtung die Verwendung des Lenkrads. Das Problem beim Markt ist, dass es diese Referenz nicht gibt. Man nimmt sich einfach eine. Hierzu werden absurde Annahmen wie die Vollständigkeit der Information, Rationalität der Akteure (Was immer das sein soll. Rational heißt, wie ich es verstanden habe, dass die "Modellteilnehmer" sich verhalten wie es das Modell fordert), das es zwingend ein Gleichgewicht geben muss und viele absurde Annahmen mehr. Validieren kann man dieses Modell nicht. D.h. es ist nur eine Vorstellung wie Märkte und das Handeln funktioniert. 
Wenn nun die Grundannahmen in der Realität nicht auftreten sind alle Effekte die wir sehen durch "Störungen" in der Referenz überlagert. Ob die Referenz irgendwie gültig ist weiß man nicht. Man kann sich diesen Unsinn sehr einfach verdeutlichen. 

Wir nehmen an, dass alle Steine nach oben fallen.
Der Staat fordert ein Polster, welche nach unten fallende Steine weich landen lässt. Das soll die Lautstärke reduzieren.
Das wird von den "Steinnachobenfallbefürwortern" als Eingriff in den Markt gesehen. Schließlich braucht man das Polster nicht, wenn der Stein nach oben fällt und nur durch das Polster kommt es erst zu den Problemen.

Wenn die Grundannahmen falsch sind, dann sind die Schlussfolgerungen auch falsch. Oft genug passiert das in den Argumentationsketten der Lobbyökonomen. Es wird mit Modellen "bewiesen" wie die Welt funktioniert. Ohne Experimente sind Modelle nur Modelle. Erst durch eine Validierung kann man einen Gültigkeitsbereich definieren. Erst wenn man so weit ist, kann man anfangen zu diskutieren und eine Lösung für unsere Probleme zu finden. 

Chris

Absurde die Gedanken in unserer Gesellschaft

In einer Diskussion über den Mindestlohn kam es zu folgdener Aussage. 

Beim Mindestlohn trifft es die Schwächsten (und meines Erachtens die Falschen, weil unschuldig) unserer Gesellschaft.

Diese zeigt exemplarisch wie absurd die Gedanken in unserer Gesellschaft aktuell sind. Um eine solche Aussage treffen zu können, müssen mehrere Annahmen gültig sein. 
  • ein Arbeitsplatz ist besser als kein Arbeitsplatz, die Vergütung ist dabei egal
  • ein Mindestlohn führt zwangsläufig zu einer Entlassungswelle
  • Ein Vergütung unterhalb des Mindestlohns gibt es immer nur in der Übergangsphase zu einer besseren Vergütung
  • Ein Niedriglohnsektor sorgt dafür, dass die unteren Einkommen und die Chancen ein gutes Einkommen deutlich steigen.
Wenn diese Annahmen gelten, dann ist die Aussage sogar richtig. Allerdings sind viele dieser Aussagen Glaubenssätze die mittels fehlerhafter Modelle "bewiesen" werden. Die prognostizierten massenhaften Entlassungen werden ausbleiben. Die Löhne am unteren Ende werden etwas steigen. Die Welt dreht sich weiter. Genau das wird passieren. Die große Bedrohung durch den Markteingriff gibt es nicht. Vor allem stellt sich die Frage 

Was ist eigentlich ein Markteingriff?

Chris

Freitag, 13. März 2015

Propaganda in Form eines Mindestlohntickers

Ich dachte ich seh nicht richtig. Die INSM hat einen Mindestlohnticker, welcher alle schlechten Nachrichten über den Mindestlohn bündelt. Unter

Wo der Mindestlohn schadetDer flächendeckende Mindestlohn in Deutschland ist erst seit wenigen Wochen in Kraft, aber schon zeigen sich an allen Ecken und Enden negative Auswirkungen.

wird der Ticker eingeleitet. Das ganze erinnert an einen sich selbstreferenzierenden Stammtisch. Es werden keine wissenschaftlichen Studien (denn dazu wäre es zu früh) hergenommen, sondern Artikel aus Zeitschriften und Zeitungen. Die Autoren der Selbigen stehen oft genug den neoliberalen Wirtschaftsverbänden nahe. Man bestätigt sich also selbst. Das es von Hartz 4 und der Agenda 2010 keinen solchen Ticker gibt zeigt, dass es um billigste Propaganda geht. Natürlich gibt es Negativbeispiele zum Thema Mindestlohn. Wer das leugnet ignoriert die Komplexität unserer Gesellschaft. Die Frage ist, ob am Ende mehr gewonnen als verloren wird. 
Die INSM spielt ein perfides Spiel. Sie nimmt einige Beispiele und extrapoliert sie zum Gesamtversagen. Einige Beispiele, um zu zeigen wie absurd dieser Ansatz ist
  • Die Desinfektion der Hände kann bei Krankenschwestern und Ärzten zu Hautproblemen führen. Nach der Logik der INSM müssten man die Desinfektion abschaffen.
  • Ampeln können rot sein, obwohl kein Verkehr vorhanden ist. Man muss dennoch stehen bleiben. Nach der Logik der INSM gehören Ampeln abgeschafft.
  • Essen kann zu Übergewicht und Krankheiten führen. Nach der INSM Logik sollte man nicht mehr Essen.
  • Die Vorhersagen und Aussagen der Ökonomen, insbesondere der Lobbyvertreter der INSM, treffen sehr selten zu. Nach der Logik der INSM sollte man ihnen nicht mehr zuhören.
Wenigstens im letzten Punkt sollte man der INSM Logik folgen.

Chris

Dienstag, 10. März 2015

Argumente für eine höhere Erbschaftssteuer

Ein wesentlicher Faktor ob man reich ist oder nicht hängt mit Erbschaften zusammen. Das zeigt eine Studie aus Österreich, für Österreich, aber auch für Deutschland und Zypern. In anderen europäischen Ländern sieht es anders aus. Sollte man deshalb über eine Erhöhung der Erbschaftssteuer nachdenken? Die Antwort lautet ja. Denn sie ist die einzige Steuer die niemandem schadet. Schließlich wird das Vermögen eines Toten besteuert. Jeder der etwas kriegt, kriegt halt etwas weniger. 

Chris

Freitag, 6. März 2015

Dürfen eigentlich

Rüstungsfirmen vor den Schiedsgerichten klagen, wenn Staaten einen Krieg untereinander verhindern?
Dürfen wir als Bevölkerung gegen Staaten klagen, wenn sie in den Krieg ziehen, weil unsere Investments, sprich Leben, in Gefahr sind? 

Chris

Donnerstag, 5. März 2015

Was hat dir die arme Ironie getan?

Wenn man nicht mehr weiter weiß an der Lobbyfront, dann muss eben die Ironie herhalten. Da 
Mathias Warnecke offensichtlich keine Argumente gegen einen Mindestlohn hat, versucht er ihn lächerlich zu machen. Er meint, dass neue Arbeitsplätze entstehen und bringt Beispiele wie folgendes 
 
1.600 neue Stellen sollen bei der Zollverwaltung entstehen. Damit die Mindestlohneinhaltung landesweit überwacht werden kann. Irgendwann geht da bestimmt noch mehr. Vielleicht 2.500 Jobs, wie die Zollgewerkschaft schon gefordert hat.

Nach dieser Logik brauchen wir z.B. keine Polizei, Umwelt- oder Steuerbehörden mehr. Die Gesetze werden automatisch eingehalten. Erstaunlich ist, dass der Bund der Steuerzahler sich einmischt. Eigentlich müsste dieser froh sein, dass die Ausgaben im Bereich der sozialen Absicherung sinken. Schließlich werden im Moment Millionen Menschen als Aufstocker von Steuergeldern, als Subvention für die Wirtschaft, auf einen Mindestlohn gehoben. Irgendwie hat der gute Herr sein Ziel verfehlt. Seine Lobbyziele sollten doch gerade die Ausgabenreduktion des Staates und Steuersenkungen sein. Löhne sollten dort keine Rolle spielen. Hier zeigt sich dann eben das wahre Gesicht dieses Bundes. Es geht um die Entlastung der Spitze der Gesellschaft. Wehe, wenn die untere Hälfte am Wohlstand teilhaben kann. Das führt nur zu Problemen, z.B. das sich keine Menschen für den Militärdienst begeistern können.

Chris

Montag, 2. März 2015

Es ist eigentlich einfach

Die INSM blässt zum Angriff gegen die Niedrigzinspolitik der EZB. Sie steht damit im Einklang zu den Banken die nun einen Sparanreiz in Form einer Sparprämie vom Staat fordert. Das setzt voraus, dass es ein Recht auf Rendite gibt. In meinen Augen ist das Unsinn. Schließlich ist selbst das Sparen auf Tagesgeldkonten und Sparbüchern eine Spekulation.

Während sich Finanzminister Wolfgang Schäuble trotz hoher Verschuldung über sinkende Zinsausgaben freut und fast zum Nulltarif neue Schulden aufnehmen kann, leiden die privaten Sparer in Deutschland. Tagesgeldkonten und Sparbücher erzielen keine Rendite mehr, sodass weniger gespart wird. Die Sparkassen, die ebenso leiden, fordern nun zum Lastenausgleich staatliche Sparanreize.

Um die Menschen hinter sich zu wissen wird mal wieder die Mittelschicht aufgerufen. Irgendwie findet sich da ja jeder Deutsche wieder. Das die Mehrheit massiv von den niedrigen Zinsen negativ betroffen wäre, kann man nicht sagen. Schließlich haben knapp 50% der Menschen in diesem Land faktisch kein Geldvermögen. Auch wenn man welches hat, muss man schon relativ viel gespart haben um starke Einbußen zur Kenntnis zu nehmen.
Damit will man den ungerechten Nebeneffekten der europäischen Geldpolitik entgegentreten. Denn die Geldpolitik der EZB trifft nicht alle Sparer gleich, sondern insbesondere die deutsche Mittelschicht, die oft Kunde bei den Sparkassen ist.

Es ist erstaunlich wie schnell die freie Marktwirtschaft von ihren Verteidigern verlassen wird, wenn sie sich negativ auf sie auswirkt. Der folgenden Zusammenhänge sind zwar richtig
 
Erstens wird insbesondere die Verzinsung risikoarmer Anlageformen (Bankeinlagen) durch die Nullzinspolitik gegen Null gedrückt (finanzielle Repression). Dies trifft insbesondere die risikoaverse deutsche Mittelschicht, die in der Vergangenheit aufgrund niedriger Inflationsraten auf das Sparbuch vertraute. Die obersten Einkommensschichten, die große Anteile ihres Vermögens in Form von Aktien- und Immobilien, etc. halten, werden dagegen begünstigt, da die Geldpolitik der EZB diese Vermögenspreise nach oben treibt.

Er ist aber im Zusammenhang der gewünschten neoliberalen Marktwirtschaft vollkommen uninteressant. Als die Spitzen-, Kapitalertragssteuer, Vermögenssteuer und Unternehmenssteuer gesenkt wurde, sah man ähnliche Effekte. Da traf es aber nur die unteren Einkommen massiv. Jetzt können sich nicht einmal Wirtschaftsprofessoren ein Loft in der Innenstadt leisten. Das ist also zu viel des Guten. Der nächste Punkt ist schwer nachzuvollziehen

Zweitens wirkt die Geldpolitik der EZB über den Reallohnkanal negativ auf die Einkommen der Mittelschicht. Das billige Geld der Zentralbanken begünstigt Spekulationsphasen auf den Finanzmärkten, in deren Verlauf kleine privilegierte Bevölkerungsschichten hohe Spekulationsgewinne privatisieren (z.B. in Form von Boni). Platzt die Blase, dann kommt es zu geldpolitischen Rettungsaktionen und die Banken müssen rekapitalisiert werden. Dies hat negative Folgen für das Lohneinkommen breiter Bevölkerungsschichten (Lohnrepression).
Denn die Staatsverschuldung steigt an, was den öffentlichen Sektor zur Zurückhaltung in den Lohnverhandlungen zwingt. Die Lohnpolitik im öffentlichen Sektor hat Signalfunktion für den privaten Sektor, wo in der Krise die Löhne ebenfalls gedrückt werden. Das Lohnniveau der Mittel- und Unterschicht wurde deshalb in den letzten Jahrzehnten allenfalls konstant gehalten. 

Hier wird Ursache und Wirkung etwas vertauscht. Das die Löhne seit 2000 stagnieren, auch in Phasen deutlich höherer Zentralbankzinsen wird ignoriert. Das Staaten sich mit fast Null Prozent Zinsen verschulden können, gleichzeitig keine höheren Löhne zahlen, ist ein Ideologie und kein Logikproblem. Auch das die Rettung der Banken irgendetwas zwangsläufiges hat ist Quatsch. Andere Methoden der Wirtschaftsstabilisierung wären denkbar. Höhere Steuern auf Bonuszahlungen könnten den Staat entlasten und zur Finanzierung der Rettungsaktionen hinzugezogen werden. Das alles ist unabhängig von einer Niedrigzinspolitik. Sie ist nicht ursächlich, sondern ein verstärkender Faktor.
Darum kommt der Herr Wirtschaftsprofessor auch zu folgender Forderung

Die beste Therapie für die Sparkassen wären höhere Leitzinsen der EZB. Das Risiko spekulativer Blasen auf den Finanzmärkten würde reduziert, reale Löhne könnten wieder stärker steigen, Haushaltssparen sowie die Kreditvergabe an den privaten Sektor würden wieder attraktiv. Nur dann wird das Geschäftsmodell der Sparkassen auf lange Frist bestehen bleiben.

Die Logik ist, dass die Wirtschaft stärker wächst wenn die Zinsen höher sind. Das ist in diesem Gedankenspiel so, weil die Höhe der Ersparnisse steigt. Da in diesem Konstrukt Erparnisse = Investitionen sind, ist die Welt wieder in Ordnung. 
Das Problem ist, dass in diesem Gedankengebäude ein Angebot immer eine Nachfrage schafft. Das die Zinsen niedrig sind, weil die Nachfrage fehlt, kommt nicht vor. Obwohl es so mehr Sinn machen würde. Die Unternehmen haben seit einigen Jahren folgende Situation. Der Konsum in Innland stagniert und die Weltwirtschaftsentwicklung ist relativ schwach. Welchen Sinn hat es zu investieren? Welche Firma baut seine Produktion aus, wenn klar ist das nicht mehr verkauft werden kann. Das ist betriebswirtschaftlicher Unsinn. Folglich fragt man keine Kredite nach. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach sicheren Geldanlagen. Die privaten Rentenversicherung sind verpflichtet in sichere Anlagen zu investieren. Da gibt es im Moment nicht mehr so viele. Folglich ist die Nachfrage nach Krediten niedrig und das Angebot von Geld hoch. Das kleine Einmaleins der Wirtschaftslehre sagt voraus, dass der Preis des Geldes (der Zins) sinkt. Einfach oder?

Chris