Mittwoch, 31. Januar 2018

Widersprüchlichkeit im Marktdogma

Ein sehr schöner Beitrag über die Unsinnigkeit der reinen Marktlehre.

Der Markt ist institutionell nicht definiert. In keinem Text wird geklärt, welche Institutionen den Markt genau ausmachen. Das bedeutet auch: Marktfundamentale Wirtschaftspolitiken verfügen über keine gesicherten theoretischen Grundlagen. Die Setzung des Marktes als theoretische Größe kollidiert mit der Praxis, den Markt herstellen, aufrechterhalten oder ausbauen zu wollen. Man kann eine „Deregulierung“ fordern, aber nicht wissen, was sie bewirken wird. Denn um das wissen zu können, müssten explizit die Regeln bekannt sein, die den Markt konstituieren (genau das kann aber nach Hayek niemand wissen).
Aber der theoretische Nachteil bietet im wirtschaftspolitischen Diskurs einen Vorteil, der kaum zu unterschätzen ist. Je nach Situation oder Thema kann man auf eine der widersprüchlichen Bedeutungen umwechseln; oft passiert das innerhalb eines Absatzes mehrmals. 

Das bringt es auf den Punkt. Da der Markt nicht definierbar ist, ist er auch nicht falsifizierbar und daher Glaube. Daher ist dieses Konzept als Argumentationsbasis abzulehnen. Wie soll man marktbezogene Aussagen prüfen?

Chris 

Freitag, 26. Januar 2018

These zur Steuersenkung

Ich habe neulich einen interessanten Beitrag über Steuersenkungen gesehen. Das Argument war folgendes. Wenn Steuern sinken, dann senken Unternehmen die Bruttolöhne. Denn die Unternehmen wissen genau, dass der Arbeitnehmer für den vorherigen Nettolohn bereit ist zu arbeiten.

Das finde ich persönlich ein relativ schlüssiges Argument. Laut des Beitrags, kann man zumindest die Steuersenkungen und Steigerungen direkt mit der Lohnentwicklung korrelieren. Wenn das zumindest qualitativ zutreffen würde, bringen Steuersenkungen den meisten Menschen gar nichts, sondern schaden ihnen sogar. Schließlich würden auf der anderen Seite Leistungen gekürzt.

Die genannte These würde sogar perfekt in die klassisch liberalen Modelle passen. Nehmen wir an, die absurden Annahmen des Gleichgewichtsmarkts,etc. würden gelten. Dann verhandelt ein Arbeitnehmer im Endeffekt, um seinen Nettolohn. Den kann er frei ausgeben. Der Arbeitgeber verhandelt um den Bruttolohn, denn den muss er bezahlen. Daher führt eine Steuersenkung in diesem Modell zu einer nichtentlastung der Arbeitnehmer, aber einer Entlastung der Arbeitgeber. Interessanterweise, wenden neoliberale Ökonomen ihre Quatschmodelle nicht einmal richtig an. Denn selbst die zeigen, dass Steuersenkungen nur den Reichen nützen.

Chris

Dienstag, 23. Januar 2018

Gleichzeitig hat die geplante Freigrenze aus ökonomischer Sicht zwei kritische Folgen

Es geht um den Solidaritätszuschlag. Der ist ein Dorn im Auge der neoliberalen Wirtschaftswissenschaftler. Gute Argumente habe ich noch keine gesehen, so eindeutig scheint es also nicht zu sein. Ein gutes Argument besteht aus mehr als, es ist zu teuer. Denn das "es ist zu teuer" ist aus dem Kontext genommen. Sind 50.000 Euro für ein Auto teuer oder nicht? Sind 100.000 Euro für ein Haus teuer oder nicht? Beides kann man nicht beantworten. Es kommt auf das Haus und das Auto an. Es kommt auf den Bedarf an. Beim Soli müsste die Frage daher lauten, wer zahlt es, was wem bringt er etwas, was wäre der Aufwand ähnliche Leistungen anders zu generieren, will man die Leistungen generieren, usw.
Bei der INSM versucht Dr. Tobias Hentze aus ökonomischer Sicht zu begründen warum der Soli, bzw. die Anpassung von Grenzbeträgen krisch sei.
Trotz Abfederung des Fallbeileffekts durch eine Gleitzone steigen die marginalen Belastungen der Steuerzahler oberhalb des Grenzwerts stark an. Das heißt, von einem zusätzlich verdienten Euro gehen rund 57 Cent und damit sechs Cent mehr als bisher an den Staat. Dies gilt bei einem Single im Jahr 2021 für Jahresbruttogehälter zwischen 73.000 Euro und 89.000 Euro. Bei Ehepaaren sind die Werte entsprechend doppelt so hoch. Im Ergebnis vermindern sich somit die Anreize für diese Personengruppe, ihre Arbeitszeit zu erhöhen oder Überstunden zu machen. Da es sich dabei um hoch produktive Erwerbstätige handelt, kann die wirtschaftliche Entwicklung gedämpft werden.
Es wird also ein Szenario beschrieben, das absurder nicht sein könnte. Die genannten Bruttogehälter verdienen 10-15% der Einkommensbezieher. Niemand, auch in diesem Bereich nicht, denkt sich "Oh für jeden weiteren Euro kriege ich netto nur noch...". Daher ist die Behauptung die Anreize vermindern sich Quatsch. Vor allem wird der Anreiz mehr zu arbeiten nicht vom Arbeitnehmer gesetzt. Der Bedarf muss beim Unternehmen vorliegen. Wenn das Unternehmen meint sein Arbeitnehmer solle mehr arbeiten und will es schmackhaft machen, dann spielen Steuern keine Rolle. Dann steigt eben das Brutto stärker, denn der Arbeitnehmer interessiert sich eben nur für das Netto das er herausbekommt. Die Argumentation ist also merkwürdig. Besonders schön ist die Behauptung, dass diese Personengruppe hochproduktiv sei. Warum ist das so? Nur weil jemand viel verdient ist er nicht hochproduktiv. Vor allem wie misst man das? Antwort: Gar nicht. Es ist also eine nicht falsifizierbare Aussage, also eine Behauptung.
 
Dies verschlechtert die Rahmenbedingungen hierzulande im internationalen Vergleich. Da die steuerliche Belastung bei Investitionsentscheidungen ein relevanter Faktor ist, kann der Wachstumspfad geschwächt werden. 
Auch hier würde ich gerne mal die Messungen sehen. Wenn das so eindeutig ist, dann müsste es eine strenge Korrelation zwischen Unternehmensgewinnen (nach Steuer) und Investitionen geben. Gibt es aber nicht, soweit ich weiß.  Wie sonst ist die Investitionsschwäche in Deutschland zu erklären? Final dann noch diese Aussage.
Vor diesem Hintergrund wirkt die geplante Freigrenze eher wachstumshemmend. 
Entweder sie wirkt so, oder nicht. Es wird keinerlei Aussage gemacht wie man die Aussage prüfen kann. Es ist eine weitere Behauptung. Der Beitrag ist bezeichnend für Publikationen auf der INSM. Mich erstaunt immer wieder, wie Wissenschaftler sich zu solchem unwissenschaftlichen Texten hinreißen lassen können. Entweder die gesamte Wirtschaftswissenschaft an den Forschungsinstitutionen arbeitet so, oder es ist einfach egal.
Das geschriebene klingt zwar schlüssig, ist aber nur eine Meinung die beliebig falsch sein kann. Die Argumente sind nicht widerlegbar, da kein Kriterium existiert welche die Aussage "kann der Wachstumspfad geschwächt werden" prüfen könnte. Wie soll das gehen? Der Wachstumspfad kann unter Umständen geschwächt werden. Morgen kann es auch regnen oder die Welt untergehen. Aber tut sie es?

Fazit
Von Menschen, die behaupten, Menschen seien rational wird ganz schön viel Irrationales verbreitet. Je mehr ich aus den wirtschaftswissenschaftsinstituten auf der INSM lese, umso mehr glaube ich, dass wir diese Institute nicht brauchen.

Chris

Freitag, 19. Januar 2018

Warum passen rechtsnationale Menschen und Wirtschaftsliberale so gut zusammen?

Ich finde immer wieder interessant wie die Hardcore Wirtschaftsliberalen eher die konservativ rechtsnationalen Menschen ansprechen, anstatt die freiheitlich Liberalen. Zu sehen ist das im Beitrag von Frank Schäffler. Er präsentiert keinen substanziellen Beiträg, eher seine Abneigung gegen Kompromisse von Menschen die nicht seiner Ideologie folgen. Argumente präsentiert er keine. 
Seine Leser zollen ihm Tribut und stimmen ein. Sie sind der Meinung die AfD sei freiheitlich. Sie  haben Angst, dass Deutschland mal wieder zahlen muss (Sinngemäß: die anderen sind halt faul und wir sind an keinen Problemen ursächlich beteiligt).
Warum passen Rechtsnationale und Wirtschaftsliberale so gut zusammen? Ich denke beide folgen einer weltfernen menschenverachtenden Ideologie. Beide Glaubensgemeinschaften können sich in einer für sie schlüssigen Argumentation über andere Menschen erheben und als besser darstellen als sie sind. Einmal ist es Rasse und einmal Einkommen. Gemeinsam haben beide Gruppen, so scheint mir, dass sie keine differenzierte Betrachtung der Welt haben.

Chris

Mittwoch, 17. Januar 2018

Überhitzter Arbeitsmarkt

Wieso bezeichnet sich die Wirtschaftswissenschaft als Wissenschaft, wenn angebliche Wissenschaftler unbelegt solche Texte schreiben können? Exemplarisch eine Behauptung, weil sie Absurdität und Widersprüchlichkeit so schon darstellt. Aussagen sollen falsifizierbar sein.

Noch verdeckt die deutsche Immobilien- und Exportblase die vollen Risiken der ultra-lockeren Geldpolitik, so dass derzeit der Arbeitsmarkt überhitzt ist und die Löhne steigen.

Was ist denn bitte das Kritierium der Überhitzung und wie misst man es? Denn nur dann wäre es eine wissenschaftliche Aussage. Steigen die Löhne sehr stark? Antwort: eher nicht.
Ist die Arbeitslosigkeit nahe Null? Antwort: eher nicht. Steigt die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr in Deutschland massiv, weil es keinerlei Fachkräfte gibt? Antwort: eher nicht.
Woran machen die Wirtschaftler die Aussage fest? Das die Löhne ein wenig steigen kann schlecht die Ursache für diese Behauptung sein, oder?
Wenn es also eine Meinung ist, sollten die Professoren und Doktoren ihren Titel ablegen und ihre Meinung einfach so verkünden. Sonst könnte irgendjemand glauben diese Aussagen wäre durch irgendetwas belegt oder fundiert untersucht worden.

Der Grund dieser Aussage ist klar. Man möchte die Lohnsteigerung mindern. Gleichzeitig im selben Satz spricht man von Exportblase. Das niedrige Löhne und Exporte in einer Währungsunion irgendwie zusammenhängen könnten, existiert im Weltbild der beiden Autoren nicht. 

Chris

Dienstag, 9. Januar 2018

Grundeinkommen unfinanzierbar

Ich schätze die Nachdenkseiten, aber zumindest bei der Analyse des Grundeinkommen haben sie einen Denkfehler. Der Denkfehler geht folgendermaßen. Es wird behauptet, dass man im bisherigen System durch die Anpassung der Sozialsysteme, Armut beseitigen oder zumindest drastisch reduzieren kann. Es soll also möglich sein, dass alle Menschen ein vernünftiges Einkommen bekommen können.

Wenn das der Fall ist, dann stelle ich mir die Frage wieso ein Grundeinkommen in der Theorie nicht finanzierbar sein sollte. Im Moment können 80 Millionen Haushalte aus dem jetzigen System  Einkommen generieren. Diese Einkommen können laut Jens Berger durch Umverteilung hoch genug sein, damit jeder Mensch ein auskömmliches Leben hat. Dazu kommt eine Absicherung bei Krankheit und im Alter. Wenn das der Fall ist, dann kann man eben diese Einkommen auch als Grundeinkommen verteilen. D.h. es würde sich nichts ändern, außer die Art der Verteilung. Im Moment ist sie durch Arbeitsverträge und der Marktfolklore geregelt. Das funktioniert halbwegs.

Beim Grundeinkommen und das ist eine durchaus berechtigte Kritik, ist es vollkommen unklar wie es funktionieren soll. Der Eingriff ist gigantisch und die Folgen unabsehbar. Viele liebgewonnene Besitzstände müssten fallen. Man bekommt nicht einmal eine Bürgerversicherung realisiert. Eine  autofreie Innenstadt wird nicht einmal diskutiert. D.h. wollte man ein Grundeinkommen umsetzen, müsste man langfristig planen und umsetzen. Da viele Menschen verlieren, muss enteignet und unterdrückt werden.

Die Frage ist also, lohnt es sich? Da bin ich mir nicht sicher. Denn das Problem ist nicht Rationalisierung und die Automatisierung. Das Problem ist die Ungleichverteilung. Daran kann man heute schon viel machen. Das passiert aber nicht. Warum sollte man annehmen, dass sich daran auf einmal etwas ändert? 

Chris

Freitag, 5. Januar 2018

Fern ab jeglicher Realität

So kann man den Beitrag von Herr Schaeffler einfach nur bezeichnen. Ihm geht es um folgendes
 
Denn neben dem Beschäftigungswunder gibt es eine gravierende Veränderung des Arbeitsmarktes. Insbesondere der Drang zur Selbstständigkeit hält an. Neue Beschäftigungsformen, wie die der Clickworker, die über Portale Aufträge akquirieren, kommen zunehmend in Mode.

Das Menschen auf Portalen ihre Arbeit zu niedrigsten Preisen anbieten müssen, ist für ihn eine Mode. Das dieses System ähnlich wie Uber nur funktioniert, weil derjenige der Anbietet keine Sozialleistungen beansprucht und sich häufig jeglichen Regeln entzieht, ist Schaeffler egal.
Die Behauptung

Der Gesetzgeber hat gutgetan, bislang die Einbeziehung von Selbständigen in die Sozialversicherungen nur sehr behutsam zu veranlassen. Die Freiheit der Selbständigkeit beinhaltete historisch auch die Freiheit, seinen Krankenversicherungsschutz frei zu wählen oder auch seine Altersvorsorge. Wer diese Freiheit einschränken will, schafft Markteintrittshürden für Existenzgründer und verhindert so die Flexibilität in einer Marktwirtschaft.

halte ich daher für absurd. Die Frage ist nämlich wer die Kosten am Ende trägt? Wenn ein Selbstständiger krank wird um im Krankenhaus aufschlägt wird der selbstverständlich behandelt. Wenn er nicht in die Rentenkasse einzahlt, bekommt er am Ende die Grundsicherung. Nur ist für mich die Frage, warum sollte die Gesellschaft dafür aufkommen, wenn Unternehmenskonzept nicht vorsieht, dass er genug erwirtschaftet um sich versichern zu können. In meinen Augen ist das etwa so, als ob man ein Fuhrunternehmen gründet und den Sprit nicht kalkuliert. Wichtig ist und das ist etwas das Schaeffler in seiner BWL Sicht nicht erkennt, dass alle einzahlen müssen. Dann ist es ein Wettbewerb unter gleichen Bedingungen. Warum sollten nach der Logik von Schaeffler, überhaupt Menschen einzahlen?
Genau hier kommt die Absurdität auf seinen Höhepunkt.

Das schadet allen. Nicht nur den Existenzgründern selbst, sondern auch den Kunden. Sie müssen in einem engeren Markt mehr für die angeforderte Dienstleistung bezahlen.

Niemand verhindert Unternehmensgründungen. Innovative Konzepte sind willkommen. Was Schaeffler als Pseudoliberaler fordert, ist die Unterbietung der Mindeststandards. Denn die Logik

Dem Millionär mag das egal sein, dem Arbeiter jedoch nicht. Er muss für eine eingekaufte Dienstleistung einen höheren Anteil seines Nettogehalts aufwenden. Er bezahlt also die Regulierungswut des Staates. Dabei profitiert der klassische Arbeitnehmer mit geringen oder durchschnittlichen Einkünften besonders von innovativen Konzepten wie Myhammer und anderen.

passt überhaupt nicht. Der Arbeiter profitiert kurzfristig und seine Arbeit wird langfristig in eine solche Plattform ausgelagert. Schaeffler wie viele seiner pseudoliberalen Kollegen ignorieren vortrefflich die Realität. Angebot und Nachfrage sind komplett entkoppelt. Alles kann für sich einzeln und vollkommen entkoppelt betrachtet werden. Die Vorhersagen und Behauptungen sind beliebig falsch. Da Schaeffler und andere Priester und keine Wissenschaftler sind, ist es ihnen egal. Der Markt heiligt die Mittel. 
Der Punkt ist, wenn ein Staat einen Markt reguliert ist das sein gutes Recht. Der einseitig Blick auf Arbeitsplätze ist Schwachsinn. In einer Sklavengesellschaft hatten die Sklaven auch Arbeit. Niemand würde behaupten, dass es eine sinnvolle und zwanglose Arbeit sei. Die Qualität der Arbeit sollte also im Mittelpunkt stehen. Wenn man das tut, dann machen Regeln durchaus Sinn. Tut man es nicht wie Schaeffler, dann bleibt man an der Oberfläche und ist weiter Dienstleister der Reichen und legitimiert die Ungleichheit und Unfreiheit.

Das interessante an solchen Texten ist, dass sie geschrieben sind, als wär der Inhalt irgendwie belegt, zwingend, usw. Es sind einfach Behauptungen eines gescheiterten Politikers mehr nicht.

Chris

Nachtrag: Zu der Markt wird es schon regeln

Kritische Kommentare werden auf dem Blog nicht zugelassen. Man könnte ja einen anderen Standpunkt wahrnehmen.

Chris

Dienstag, 2. Januar 2018

Juhu 0.1%

Um soviel wird der Krankenkassenbeitrag gesenkt. Das macht dann etwa 20 - 40 Euro mehr im Jahr. Gleichzeitig ist die Pflege in Krankenhäusern massiv unterfinanziert. Schmeißt die Bremsen aus dem Auto, um Geld zu sparen. Wir rasen ins Jahr 2018.

Chris