Montag, 5. Juli 2010

Aussagen - Hinterfragen II

Der Freiheitsbegriff klingt schön und wird als die universelle Begründung hervorgeholt, wenn es darum geht Kürzungen oder Entstaatlichungen durchzusetzen. Er ist der Gegenbegriff zu sozial gerecht, welcher von der linken Seite des Spektrums kommt. Die Frage die ich mir stelle ist: Wie viel freier bin ich, wenn ich alle meine Sozialversicherungen privat abschließen muss?

Man hätte die "freie" Wahl der Versicherung. Das ist ein Vorteil, denn ich kann meine Versicherung auf mich abstimmen lassen und so Kosten sparen. Allerdings muss ich hierfür Zeit investieren. Gerade bei Renten- und Krankenversicherungen ist diese Zeit nicht unerheblich. Eine Sicherheit, dass diese Kassen noch existieren, wenn ich sie brauche, habe ich nicht. Das belegt sehr schön die Finanzkrise in der viele Rentenfonds pleite gegangen sind. Auch große Versicherer hätte es ohne staatliche Unterstützung erwischt. In einem liberalen Konzept darf es solche Unterstützung nicht geben. Wenn doch, dann wären die kleinen Versicherer übervorteilt. Sie würde niemand "retten". Der nächste Punkt ist die Wahlfreiheit. Ist man jung und gesund besitzt man dieses Recht bei den Versicherern tatsächlich. Je älter man wird, desto kostspieliger wird es zu wechseln. Somit gibt es keinen reellen Unterschied zu einer staatlichen Versicherung.
In einem Fall gibt es einen ökonomischen Zwang, im anderen den gesetzlichen. Gibt es Gesetze die eine Berücksichtigung des Alters und der Gesundheit nicht zulassen, dann wäre der Sinn des Wettbewerbs hinfällig. Nur über die Verwaltungskosten wird man nicht viel an den Kosten tun können.

Zusammenfassend kann man also sagen. Ich erkaufe mir die "Wahlfreiheit" durch einen hohen Zeitaufwand (Zwang), Verlust an Sicherheit meiner Investitionen und Zwangsbindung an einen Versicherer ab einem bestimmten Alter. Diese Punkte gehen zusätzlich einher mit höheren Gesamtkosten. Neben den Zahlungen der Leistungen, kommen im Privatversicherungsfall noch Dividenden, Werbung und hohe Vorstandsbezüge hinzu. Man verzichtet also auf ein hochwertiges Produkt nur um zwischen mehreren Minderwertigen wählen zu dürfen. Das erinnert mich nicht an vernünftiges, sondern an Teenagertrotzverhalten.

Chris

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