Mittwoch, 17. März 2010

Zitat der Woche

„Da die Tagelöhner gezwungen sind, von jenen, die sie beschäftigen, ihren Lebensunterhalt zu erkämpfen, sind sie kräftemäßig von vornherein die Unterlegenen. Es stimmt zwar, daß die Fabrikanten und die Arbeiter sich gegenseitig benötigen; aber diese Notwendigkeit zwingt den Arbeiter jeden Tag von neuem, während der Fabrikant durchaus zu warten in der Lage ist. Der erstere muß arbeiten, um überhaupt leben zu können; letzterer kann warten und immer noch leben, selbst ohne arbeiten zu lassen.

Wer wird nicht schmerzlich berührt, wenn er sieht, wie sich die Arbeiter mit allen Entbehrungen abfinden, in der Hoffnung, endlich den Widerstand des Produzenten zu überwinden, während der Produzent gleichzeitig damit kalkuliert, daß jeder neue Tag das kleine Kapital einer unglücklichen Familie zerstört? Wenn einer solchen Familie bereits Hunger und Kälte drohen, der Fabrikant verspürt nach Jahren der Produktionsunterbrechung noch nicht einmal den geringsten Mangel. Während diese Unglücklichen um einen Lohn kämpfen, von dem ihr Leben und das Leben ihrer Kinder abhängt, und in ihrer Verzweiflung eine Ordnung respektieren, die sie vernichtet, werden sie von Soldaten und Häschern bewacht. Diese warten ungeduldig auf den geringsten Zwischenfall, um die Arbeiter den Tribunalen auszuliefern, von denen sie schwer bestraft werden. Wer weiß, ob sich nicht sogar einige Verräter unter die Arbeiter mischen, um sie zum Verbrechen anzustiften, dessen Bestrafung man mit Ungeduld herbeisehnt?“

J. C. L. Simonde de Sismondi

Es gab schon sehr kluge Menschen. Der wesentliche Unterschied zwischen Unternehmen und Arbeitern wird hier herausgestellt. Die freie Wahl der Arbeit ist nur sehr begrenzt frei. Einer kann warten der andere eben nicht. Wer diesen Ansatz nicht im Mindesten berücksichtigt wird die Welt wie wir sie im Moment erleben nicht beschreiben können. Ausbeutung und immenser Vermögensgewinn sind auch durch diese unterschiedliche Wahlmöglichkeit zu erklären.

Chris

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