Samstag, 14. Juli 2012

Wenn Staat und Religion nicht getrennt sind

In Deutschland werfen wir anderen Religionsgemeinschaften vor nicht aufgeklärt zu sein. Wir werfen Ihnen vor, Ihren Staat nicht von der Kirche getrennt zu haben. Die heiligen Schriften dominieren die Gesetze der Staaten und schaffen den Rahmen der Gesellschaft und des Staates. Im aufgeklärten Deutschland finden wir dies rückständig, weltfremd, unmodern. Aber sind wir wirklich so viel weiter?


Sicherlich folgen wir nicht mehr blind den christlichen Kirchen. Allerdings folgen wir blind den kapitalistischen Märkten. Priester sind jetzt Ökonomen. Sie zeigen uns, was wir zu glauben und zu denken haben. Der gesetzliche Rahmen wird durch das Wirtschaftsmodell Kapitalismus bestimmt, obwohl dies nirgendwo in der Verfassung so auftaucht. Die neue Religion ist die Ökonomie. Zumindest kann dies glauben, wenn man sich die Aussagen über Märkte und Wirtschaft tagtäglich anhört. Wir müssen die Märkte (Gott) beruhigen, wir müssen sie gnädig stimmen, wir müssen für unser schlechtes wirtschaftliches Verhalten büßen.
Mit vernünftiger Wirtschaftspolitik hat das nichts zu tun. In Europa wird massiv gespart, obwohl es keinerlei Nachweis gibt das diese Linie zum Erfolg führen wird. Die Geschichte und die aktuellen Ergebnisse dieser Wirtschaftspolitik zeichnen ein vollkommen anderes Bild. Wie in jeder Religion so wird auch diese von Glauben und nicht von der Vernunft diktiert. Zu Zeiten der Aufklärung, als sich die Menschen von den Religionen emanzipierten, müssen wir uns heute von den Glauben in die Märkte emanzipieren. Wir müssen akzeptieren das sie fehlbar sind, da Menschen beteiligt sind. Wir müssen uns vom blinden Glauben in die Ökonomie (schließlich "nur" eine Sozialwissenschaft) und ihre Modelle wegkommen. Wir müssen anfangen zu denken, zu hinterfragen. Nur dann kann man etwas bewegen.

Chris

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