Mittwoch, 12. März 2014

Projektbezogene Forschung

Projektbezogene Forschung ist eine kostspielige und in weiten Teilen unsinnige Sache. Dabei ist die Idee dahinter sogar nachvollziehbar.
  • Indem die Forscher von Anfang an erklären was sie vorhaben, soll das Risiko eines Scheiterns minimiert werden. 
  • Indem die Forscher in Konkurrenz stehen, soll sich die beste Idee durchsetzen.
  • Meilensteine sollen die Forscher zielgerichteter arbeiten lassen.
So schön diese Ziele in der Theorie klingen, so schwierig ist deren Umsetzung in der Praxis. Die klare Abfolge was getan werden muss, um etwas zu ergründen, funktioniert so lange gut, so lange man eine wage Ahnung hat, um was es sich handelt. Forschung, welche zur Verbesserung von Technologien oder zu einem verbesserten Verständnis bereits bestehender Erkenntnisse führen, funktionieren auf diesem Level sehr gut. Einen grundlegend neuen Ansatz zu verfolgen ist schwer möglich und muss als Zufall getarnt in die Projekte integriert werden.
Der Wettbewerb der Ideen klingt auch erst einmal gut. Erst auf den zweiten Blick zeigen sich die Probleme an diesem Gedanken. Gute Anträge sind nachvollziehbar und lassen keinen Spielraum für grundlegend neue Ansätze. Jeder Gutachter (welcher häufig aus der gleichen Disziplin stammt) lassen neue für sie nicht nachvollziehbare Ideen nicht zu. Gold als Katalysator wäre niemals beforscht worden (tatsächlich gibt es eine Anwendung). Weiterhin muss klar sein, dass ein gewisser Bekanntheitsgrad dazu führt, dass Gutachter mehr Vertrauen in den Antragssteller haben. Mehr Vertrauen führt zu mehr Projekten und somit zu mehr Vertrauen. Das ist zwar menschlich, aber sollte bei der Bewertung von Ideen keine Rolle spielen. Als letztes ein grundlegendes Problem. Die Bewertung von Ideen ist meiner Ansicht nach etwas sehr schwieriges. Natürlich ist es eine gute Idee Krebs zu heilen. Allerdings kann man sich die Frage stellen, ob ein solches Ziel mal eben erreicht werden kann. Die Ziele werden hoch gesteckt. Sinnvolle Forschung wird hinter potemkinschen Zielen versteckt, damit es Geld gibt.
Nun zu den Meilensteinen. Man kann sich sicherlich streiten ob solche Zielpunkte sinnvoll sind oder nicht. In der Forschung verkommen sie meist zu schwammig formulierten Zielen, welche immer erreicht werden können. Der Wert ist oft sehr fragwürdig. Wie soll man das Erreichen von Ergebnissen in drei Jahren abschätzen können, wenn man der Erste auf der Welt ist, welcher sich mit diesem Problem auseinandersetzt? Somit bleibt nichts anderes übrig, als Meilensteine wage zu formulieren. Zur Risikoabschätzung taugen sie meistens nicht, da sie oft genug immer erreichbar sind.

Generelle Probleme
Nach diesen eher speziellen Problemen, nun ein paar globale. Projektspezifische Forschung ist in meinen Augen teuer und ineffizient. Der Grund hierfür ist die Planbarkeit und die Kosten für das Schreiben eines Antrags. Beide Kosten werden nirgenwo aufgeführt. Um eine dauerhafte Finanzierung der Mitarbeiter zu erreichen, müssen immer neue Projekte aquiriert werden. Da diese nicht immer angenommen werden, muss mehr aquiriert werden als Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Somit gehen allein dadurch Ressourcen verloren, da eine langfristige Planung (mehr als 1 Jahr) selten möglich ist. Anschaffung von Messgeräten und deren Betrieb (Mitarbeiter die sie bedienen können) machen nur Sinn, wenn man langfristig planen kann. Messgeräte sind teuer. An Universitäten stehen viele Geräter herum, da die Mitarbeiter gehen mussten.
Die Kosten für ein abgelehntes Projekt sind ebenfalls nirgendwo aufgeführt. Bei einer Quote von 10-20% das ein Antrag angenommen wird, stehen die gleichen Kosten für 80-90% der Antragsschreiber an. Würde man diese Gelder direkt in die Finanzierung der Forschungslandschaft stecken, hätte man deutlich mehr gewonnen. Darüber hinaus sinkt aktuell die Erfolgsquote. Da die Grundfinanzierung schlechter wird, steigt automatisch auch der Konkurrenzkampf. 

Fazit
Eine deutlich bessere Grundfinanzierung sollte eine Forschung mit Risiko ermöglichen. Dieses Risiko möchte und sollte die Industrie nicht eingehen. Der Preis dafür wäre, dass die Unternehmen weniger Forschungssubventionen für praxisnahe Entwicklungen erhalten. Der Gewinn wären wirkliche Innovationen und keine inkrementellen Verbesserungen.

Chris

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