Montag, 3. September 2012

Realität und Modell

Modellbildung ist alles andere als einfach. Aus diesem Grund kann man keine Vorwürfe machen, wenn jahrelang fehlerhafte Modelle verwendet werden. Schlimm wird es nur, wenn offensichtlich falsche Beschreibungen der Realität verwendet werden, um Ideologien zu legitimieren. Die Beschreibung der Realtität und der Versuch sie zu verstehen bleibt auf der Strecke. Zwei kurze Beispiele:

Biologie - Intelligent Design

Dieses Modell zeichnet sich dadurch aus, dass es auf Glauben basiert und dass es bei konsequenter Befolgung der Annahmen zu einer ganzen Reihe von Problemen kommt. Eine der Annahmen lautet, dass die Erde deutlich jünger ist als von der darwinistischen Wissenschaft behauptet. Wenn das so ist folgt als Konsequenz, dass die Halbwertzeitenanalyse zur Altersbestimmung von Pflanzen- und Tierresten nicht einmal annähernd stimmen. Somit hat die Physik den Prozess des Kernzerfalls nicht verstanden und die Modelle wären fehlerhaft. Dagegen spricht, dass die Verbreiter der Ideologien des Intelligent Designs ihre Thesen mit einem Computer im Internet verbreiten. Der Strom den sie dafür verwenden stammt teilweise aus Atomkraftwerken. 
Die Behauptung, dass die wissenschaftlich arbeitenden Biologen nicht die gesamte Evolution schlüssig erklären können und viele offene Fragen bestehen ist richtig. Allerdings aus diesem Umstand auf einen göttlichen Eingriff zu schließen ist fragwürdig. Nur weil etwas kompliziert ist und ich es nicht verstehe, heißt das noch lange nicht das nur ein Gott es geschaffen haben kann. Chinesisch ist auch keine göttliche Sprache.

Sozialwissenschaften - Austeritätspolitik

Kaum etwas ist offensichtlich so fehlerhaft wie das Verfolgen einer solchen Politik. Faktisch alle Studien und Erfahrungen widersprechen den Vorhersagen der Modellen, dass Sparen Staaten entschulden könnte. Dabei sind die zentrale Probleme tatsächlich die Modellannahmen. Es fängt damit an, dass ein perfekter Markt definiert wird. Nun ist jedem Wirtschaftswissenschaftler klar, dass es diesen nicht gibt und er nimmt ihn als Grenzfall an. Im Gegensatz zur Physik, wo man einige Grenzfälle tatsächlich prüfen kann, z.B. Vernachlässigung des Luftwiderstands, ist solche Überprüfung im Falle der Wirtschaftswissenschaften nicht möglich. Somit bleibt diese Annahme mehr oder weniger spekulativ. Wenn also das Fundament so brüchig ist, sollte man darauf kein Haus bauen. Einfacher wäre es, erworbenen Erfahrungen zu vertrauen und diese zu nutzen. Jeder würde Lachen wenn man einen Ball 1000 Mal nach oben wirft und man erwartet das er weiter steigt. Schließlich hatte das vorzeichenfehlerhafte Modell dies vorhergesagt. Die Erfahrung würde widersprechen. Da ein Ball kaum Ideologien und Interessen in sich trägt, könnte man sie nutzen um sein Modell zu berichtigen. In der Ökonomie ist das leider nicht so einfach möglich.

Chris

2 Kommentare:

  1. Schöner Text. Es geht aber nicht um Wissen, sondern um Meinung. Die muss täglich geBILDet werden. Sie muss (unter willfähriger Schutzenhilfe der (Mainstream-)Medien gehegt und gepflegt werden um in gewollten Sinne zu wachsen.

    Ein weiteres Beispiel für leicht zu widerlegende manipulativ ausgesprochene Unwahrheit:
    Merkel: "Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt."
    'Wir', die Deutschen? Nein, wir haben auf Kosten schwächerer EU-Mitglieder gelebt, die wir mit deutscher Lohnzurückhaltung niederkonkurriert haben. Dieses 'Wir' wird noch manipulativer, wenn man sich fragt, wer die Früchte dieser Politik erntet.

    Ach, man könnte endlos fortfahren...

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    1. Übrigens: Diese "Ich-bin-kein-Robot"-Prüfung ist für normalsichtige Menschen die Höchststrafe.

      Oder muss ich zum Optiker?

      :-P

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