Dienstag, 12. August 2014

Oswald predigt Schumpeter

Oswald predigt Schumpeter und trifft vermeintlich logische Schlüsse daraus. Die "kreativen Zerstörung" ist neben dem "Markt" ein weiteres  Götzenbild. Sie beschreibt, dass wenn alte Unternehmen weichen, ein Platz für neue entsteht. Innovation setzt sich also durch. Das ist eine These der man in Teilen sicherlich folgen kann. Für neoliberale Ideologen hat sie den Vorteil, dass man Ausbeutung und Arbeitslosigkeit sehr einfach rechtfertigen kann. Denn Innovation bedeutet nicht automatisch technische oder für den Menschen vorteilhafte Innovation. So sorgte die Hartz 4 Gesetzgebung und die daraus sinkenden Lohnstückkosten für einen deutschen "Innovationsschub". Entwickelt wurde dabei keine neue Technologie. Allerdings wurden Konkurrenten verdrängt. Die Theorie von Herrn Metzger, dass Größe kein Vorteil sei, sondern nur Innovation, ist nur in Teilen haltbar. Viele der deutschen Großunternehmen haben 2 Weltkriege und einige Wirtschaftskrisen überstanden. Denn im Gegensatz zu Theorie, sind in der Realität Unternehmen und Staat nicht getrennt. Schaltet man sein Gehirn ein und denkt über die Für und Widers nach, dann sieht man sehr schnell, dass Schumpeters Argumente nachvollziehbar, aber alles andere als allgemeingültig sind. Das Überleben eines Unternehmens bedeutet nicht das es der Gesellschaft am Ende besser geht. 
Sperrt man Ratten in eine Box und bestrahlt sie mit radioaktiven Strahlen und sterben alle Ratten bis auf eine, dann hat sich diese Ratte durchgesetzt. Zu behaupten, dass es dieser Ratte (der Gesellschaft) in jedem Fall besser geht ist gewagt. So ist es auch mit den Unternehmen und der Gesellschaft. Es kann sein, dass der Wegfall von Unternehmen zu einer Reduktion des volkwirtschaftlichen Reichtums führt, Innovation hin oder her. Das heißt aber nicht, dass man jedes Unternehmen unbedingt am Leben halten muss. Es heißt nur, dass man Zerstörung nicht feiern sollte.
Noch gedanklich fataler ist die folgende Schlussfolgerung

In Nordrhein-Westfalen, vor allem in manchen Regionen des Ruhrgebiets, kann man sehen, wie verheerend sich bis heute die jahrzehntelangen Erhaltungssubventionen für den Kohlebergbau auf die unterbliebene oder verzögerte Strukturanpassung der regionalen Wirtschaft ausgewirkt haben. Überschuldete Städte, marode öffentliche Einrichtungen und eine hohe Dauerarbeitslosigkeit sorgen für allenthalben sichtbare Tristesse.

Herr Metzger tut, was viele Ideologien tun. Er vertauscht Ursache und Wirkung. Die Ursache für die strukturellen Probleme der Region liegt im Wegfall der Arbeit. Um den Effekt zu mildern wurde subventioniert. Warum und wie diese Subventionen die Innovationskraft geschmälert haben sollen ist mir nicht klar. Das würde bedeuten, dass ein harter Schock besser ist als ein stetiger Abbau. Die Menschen in der Region wussten, dass es den Rückbau gab. Sie konnten planen. Inwiefern ändern sich die Randbedingungen. Metzger glaubt, dass die Lücke sofort gleichwertig gefüllt werden müsste. Schumpeter schreibt das schließlich in seiner Wahrnehmung. Schocks gab und gibt es oft. Ostdeutschland hat sich nicht erholt nach der Wende. Einen viel größeren Schock als Griechenland kann man nicht erleben. Was machen die Menschen, statt noch größere Risiken einzugehen? Sie wandern aus. Ein Automatismus, den Oswald Metzger und vorgaukelt, gibt es nicht.
Final muss er noch auf die Energiepolitik einschlagen. Ob etwas sündhaft teuer oder nicht ist, kann man nicht an absoluten Zahlen ausdrücken. Das ist etwa so sinnvoll wie Autopreise zu vergleichen ohne die Autos zu betrachten. Bei der Bewertung der Energiepolitik wird genau das gemacht. Es wird nicht betrachtet, was bisher geleistet wurde. Es wird nicht verglichen was die Folgekosten aller Technologien (konventionell und erneuerbar) ist. Es wird nicht diskutiert wie die Preisentwicklung ist. Erst wenn das alles klar und sauber aufgeschlüsselt ist, kann man ein Urteil fällen. Es würde wahrscheinlich herauskommen, dass die Erneuerbaren nicht besser oder schlechter sind als alle anderen Energieumwandler auch.

Die deutsche Allparteien-Energiepolitik der vergangenen zwei Jahrzehnte ist ein anderes brutales und aktuelles Beispiel dafür, welche fatalen Konsequenzen die sündhaft teure Langzeitsubvention für den Sektor der regenerativen Energieerzeugung hat

Zum Abschluss noch ein paar marktliberale Floskeln und schon hat der Haupt INSM Schreiberling seine Predigt getan.
Gute Wirtschaftspolitik sorgt für Wettbewerb, setzt auf Marktmechanismen, nicht auf staatliche Überregulierung!
Innovation ist Chance und Risiko zugleich. Doch wer nicht wagt, kann auch nicht gewinnen.

Immer wenn ich solche Texte lese beruhigt mich, dass die neoliberalen Ideologen keine wirklich argumentationsstarken Denker auf ihrer Seite haben. Lobbyismus ist eben nur das nachplappern von Floskeln die irgendwelche bekannten Leute mal geredet haben. Hierdurch soll Seriösität geheuchelt werden. Erschreckend ist auf der anderen Seite, dass die Medien (über die Bevölkerung mag ich mir keine Urteil zu bilden) diese seichten Thesen dankend annehmen. Wahrscheinlich weil es einfache Antworten auf komplizierte Fragen sind.

Chris

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