Dienstag, 8. Januar 2013

23 Lügen, die sie uns über den Kapitalismus erzählen

Ich lese gerade das Buch 23 Lügen, die sie uns über den Kapitalismus erzählen. Bisher ist das Buch sehr kurzweilig und interessant geschrieben. Im Grunde reicht es aber aus, dass erste Kapitel zu lesen. Dort beschreibt der Autor Ha-Joong Chang, dass es keinen freien Markt gibt und niemals geben wird. Denn auch der freie Markt der liberalen ist nicht frei und durch moralische Werte begrenzt. Somit steht hinter der Forderung nach einem freie Markt ein politisches Interesse. Man braucht sich also nur die Interessensgruppen ansehen und weiß warum sie diese Interessen verfolgen. 
Einige Beispiele, dass auch ein freier Markt nicht frei sei sind im Folgenden genannt.

  • Sklaverei ist verboten. Kein Mensch darf einen anderen besitzen. Für uns ist dieser Zustand alltäglich. Im 19. Jahrhundert wurde wegen diesem Markteingriff ein Bürgerkrieg geführt.
  • Kinderarbeit ist ebenfalls in den industrialisierten Ländern verboten. Kaum jemand bezweifelt, dass es mehr Sinn macht die Kinder auszubilden und Ihnen die Belastungen harter körperlicher Arbeit zu ersparen. Zu Zeiten der Industrialiserung wurden Vorstöße in diese Richtung als Verwerflich geahndet.
  • Der "Handel" mit Gesetzen ist verboten. Man darf sich keine Gesetze und Regeln kaufen. Auch muss man sich der Rechtsstaatlichkeit unterwerfen. Offiziell ist jeder vor dem Gesetz gleich. Auch hier existiert kein Markt.
  • Ich darf auch keine Gruppe Gauner bezahlen und wir stehlen uns irgendetwas. Diese Möglichkeit der "Investition" ist mir verwehrt (bei Banken bin ich mir nicht so sicher ;) ).
  • Viele Umweltgesetze sind sinnvoll und werden von den meisten Menschen nicht als Nachteil angesehen. Die Flüsse sind sauberer und die Luft atembar. Da Märkte es nicht schaffen Umweltzerstörung zu bepreisen, müssen sie reguliert werden. Erst durch Grenzwerte kann sich dann ein regulierter (kein freier) Markt bilden.
Diese Beispiele verdeutlichen, dass regulierte Märkte keineswegs ein Problem darstellen. Die Forderung, dass nur freie Märkte effizient sind populistische Floskeln. Selten wird definiert was 
frei bedeutet,
  • effizient denn eigentlich sein soll,
  • wie man den Nachweis der Effizienz ohne weltfremde Grundannahmen in einem mathematischen Modell bringen könnte.
Somit stellt sich die Frage, warum so viele Menschen dennoch an die Religion des freien Märkte (Stiglitz) glauben. Nicht alle sind reich und haben die Möglichkeit durch Sozialabbau, Einschränkung der Arbeitnehmerrechte, Steuersenkungen, Subventionserhöhungen für Konzerne, Schutz der Konzerne durch den Staat, etc., ihren Reichtum zu mehren. Dennoch verteidigen sie diese Ideologie, obwohl sie streng genommen zu den Verlierern bei der Durchsetzung der Selbigen gehören würden. Ich denke es gibt dafür mehrere Gründe. 
  • Es wird nicht bis zur letzten Konsequenz nachgedacht. Bestimmte Regeln (Eigentum) werden als gegeben vorrausgesetzt und bestimmte Handlungen (Arme werden immer auf dem Markt agieren und keinen Aufstand wagen) gelten als fest.
  • Die Grundannahmen des freien Markt Modells werden nicht hinterfragt. Es wird nicht gefragt, ob man Nachfrage und Angbot auf einer volkswirtschaftlichen Ebene überhaupt sauber trennen kann.
  • Der Leistungsgedanke schmeichelt uns. Wenn man viel Geld verdient und die anderen wenig, dann sind sie selber Schuld und wir sind die Besten (selbst wenn man zu den Verlierern gehört). 
  • Die Angst vor mächtigen Institutionen und vor Willkür. Dabei finde ich Interessant, dass man zurecht die staatliche Macht hinterfragt, aber davon ausgeht das Unternehmen immer im Interesse der Bevölkerung handeln. Vor dem Hintergrund von Menschenexperimenten in Nigeria, Folter in Argentinien, Videoüberwachung am Arbeitsplatz, etc. ist das schon erstaunlich.
Mein Fazit zu dem Buch ist bisher, dass man es lesen sollte. Gerade als marktliberaler kann man sich einige neue Standpunkte holen. Ich habe auch u.a. Hayek gelesen und habe einige Thesen für vernünftig gehalten. 

Chris

1 Kommentar:

  1. Wo ist der Textbezug?

    "die den elementaren Erkenntnisprozess"

    +

    Religion

    Hmm wer findet den Widerspruch. Erkenntnis mit Religion, welche nicht auf Erkenntnis sondern auf Glauben beruht. Glauben ist nicht Wissen und somit kann meiner Meinung nach keine Erkenntnis stattfinden.

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