Dienstag, 7. Juni 2011

Liberale Gedankengänge

So langsam kann ich die Gedankengänge eines Herrn Lafontaine nachvollziehen welcher meint, dass Sozialisten die wahren Liberalen seien. Auf ortner online gibt es aktuell eine rege Diskussion darüber, dass Demokratie automatisch in den Bankrott führt. Als Beispiele werden einige Volksabstimmungen und Wahlen der letzten Zeit vorgebracht. Erschreckend finde ich die Kommentare. Einige wollen das Zensuswahlrecht wieder einführen. Schließlich sollen nur diejenigen bestimmen dürfen, die auch Zahlen. Nun ist dies so eine Sache. Denn man müsste auch die Kosten gegenüber stellen. Durch Bankenrettung, Kriegseinsätze zu Sicherung von Ressourcen, Griechenland Rettung, Nichtverfolgung von Steuerhinterziehern und manchem mehr, dürften unsere Leistungsträger doch nicht so gut dastehen. Wie die Verantwortung jeder einzelnen Person gesteigert werden kann, indem man ihr, Verantwortung wegnimmt erschließt sich mir nicht. Etliche andere Kommentare sind interessant zu lesen, aber bieten wenig Konkretes. Empirische Beweise, dass Liberalisierung immer zu Wohlstandssteigerung führen soll, soll es geben. Da sagt Joseph Stieglitz etwas anderes und ihm vertraue ich da mehr. Eindeutig werden solche Dinge immer genau dann, wenn man nur einseitig Quellen liest. Die Realität ist viel komplexer als der olle Hayek uns im Buch "Der Weg in die Knechtschaft" weiß machen wollte. Viele Argumente beruhen auf Logik. Logik setzt Annahmen voraus. Das dies für Wissenschaft nicht hinreichend ist, wurde von der Physik, Biologie, Chemie und anderen Wissenschaften schon lange erkannt. Bei den liberalen Ökonomen reicht die Logik immer noch aus um Beweise zu führen. Mit diesen "Beweisen" werden dann zu tiefst unfreiheitliche Thesen wie das Zensuswahlrecht hervor argumentiert. Auch Arbeitszwang von Arbeitslosen oder ähnliches wird diskutiert. Wo dies zur Freiheit führt ist mir nicht klar. Die Sozialisten sind da etwas klarer. Sie nehmen eine Einschränkung hin, um der Mehrheit mehr Freiheit zu geben. Die aktuellen neoliberalen nehmen viele Einschränkungen für eine Mehrheit hin, um einer Minderheit alle Freiheit zu geben. Ein Hoch auf die Freiheit.

Chris

2 Kommentare:

  1. So so, die Reichen profitieren also durch "Bankenrettung, Kriegseinsätze zu Sicherung von Ressourcen, Griechenland Rettung [sic!], Nichtverfolgung von Steuerhinterziehern". Das möchte ich aber doch gerne etwas genauer erläutert haben. Wie genau geht das denn von statten? Und wiegt das wirklich die hohen Steuersätze auf? Haben Sie dafür auch Beweise oder behaupten Sie das einfach, damit Ihr Weltbild nicht zusammenbricht?

    Besonders niedlich ist ja Ihr rumgenörgel gegen die Logik. Annahmen sind nämlich per se nichts schlimmes. Die Mathematik hat viele Axiome und es wird außer Ihnen wohl niemand bestreiten, daß es sich um eine Wissenschaft handelt. Auch die Physik kennt übrigens Annahmen. Schon einmal von den Newtonschen Gesetzen gehört?
    http://de.wikipedia.org/wiki/Newtonsche_Gesetze

    Daß eine rein beschreibende Wissenschaft wie die Biologie keine benötigt, ist doch wohl einsichtig. Das spricht aber eben gerade nicht für die Biologie. Ganz im Gegenteil, dies läßt sie in den Augen vieler Physiker als minderwertig erscheinen.

    Das Zensuswahlrecht ist übrigens sehr wohl liberal. Das gleiche Wahlrecht, wie es momentan praktiziert wird führt ja schließlich dazu, daß die Mehrheit die Fleißigen und Schlauen ausbeutet, da sie diesen die hohe Steuerlast aufzwingt.
    "A government which robs Peter to pay Paul can always depend on the support of Paul."
    George Bernard Shaw

    Darf ich aus der Tatsache, daß sie gegen den Minderheitenschutz sind und es befürworten, daß diese von der Mehrheit ausgebeutet wird, auch schließen, daß sie für die Sklaverei sind? Schließlich handelt es bei dem Steuersystem um nichts anderes. Einige müssen Arbeiten, um anderen ein schönes Leben zu ermöglichen und können sich nicht dagegen wehren.

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  2. "Das möchte ich aber doch gerne etwas genauer erläutert haben."
    Nur ein paar kleine Gegenfragen. Wem gehören die Banken, die Rüstungskonzerne? Wer konnte überhaupt Kredite an Griechenland im Vorfeld vergeben? Wer kein Geld hat ist in diesem Bereich nur bedingt involviert. Der Schutz der Ressourcen macht deren Preis günstiger. Bei der Piratenjagd werden Schiffe geschützt, welche nicht einmal in Deutschland geflaggt sind, deren Besitzer aber sehr wohl in Deutschland sitzen. Die so gewonne Preissenkung wird nicht zu 100% an den Kunden weiter gegeben. Ein Teil fließt in höhere Profite.

    "Und wiegt das wirklich die hohen Steuersätze auf?"
    Die hohen Steuersätze sind auch so eine Sache. Dazu müssten sie erst einmal gezahlt werden. Die wirklich Reichen werden faktisch nicht geprüft und haben natürlich viel mehr Möglichkeiten steuerliche Schlupflöcher zu nutzen. Werden sie dennoch erwischt, dann gibt es meist nicht einmal ein richtiges Verfahren. Bestehlen sie ihren Nachbarn und fordern sie dann einen Ausgleich. Mal sehen was er sagt.
    Zur Steuer verweise ich im übrigen auf diesen Link
    http://www.steuermythen.at/

    Zur Hinterziehung auf diesen hier
    http://www.akademie.de/fuehrung-organisation/recht-und-finanzen/tipps/finanzwesen/steuerhinterziehung-lohnt-sich.html

    "Annahmen sind nämlich per se nichts schlimmes"
    Experimentell nicht validierte Annahmen sind nutzlos. Man kann sich die buntesten Modelle aufbauen, welche mathematisch korrekt sind und dennoch in der Realität versagen. Ein Beispiel ist die Annahme, dass die Erde im Zentrum des Universums steht. Diese Annahme ergibt sich logisch aus der Religion. Somit wurden die Planetenbewegungen mittels mathematischer Beschreibungen an diese vermeintlich logische Annahme angepasst.

    "Die Mathematik hat viele Axiome und es wird außer Ihnen wohl niemand bestreiten, daß es sich um eine Wissenschaft handelt."
    Da Widerspreche ich natürlich nicht. Allerdings versagt die Logik bei nichtlinearen und/oder chaotischen Systemen.

    "Das Zensuswahlrecht ist übrigens sehr wohl liberal."
    Wie wollen sie die Menge der Stimmen bestimmen? Nach dem Vermögen? Wieso sollte es freiheitlich sein, wenn eine Minderheit über eine Mehrheit herrscht? Damit wird ein Großteil der Gesellschaft unterdrückt. Auch im Bezug auf die Liberalisierung der Wirtschaft wird dies nicht viel bringen. Wenn gerade die hohen Einkommen bestimmen, dann können diese natürlich mittels der Gesetzgebung den Wettbewerb zerstören, um ihre eigenen Einkommen und Vermögen zu schützen. Es ist ja nicht so, dass dieses Prinzip nicht schon einmal im Feudalismus stattgefunden hätte.

    "Darf ich aus der Tatsache, daß sie gegen den Minderheitenschutz sind und es befürworten, daß diese von der Mehrheit ausgebeutet wird, auch schließen, daß sie für die Sklaverei sind? Schließlich handelt es bei dem Steuersystem um nichts anderes."

    Ein Sklave bekommt keine Gegenleistung für seine Tätigkeit. Der Staat, in den die Steuern eingezahlt werden ermöglicht erst Privateigentum. Ohne Gesetze und deren Überwachung würden vermutlich auch die Vermögen so nicht existieren können. Für diese und andere Leistungen muss man eben zahlen. Bräche der Staat weg, dann würden die sehr vermögenden Personen eben eine kleine Privatarmee unterhalten. Das kostet auch Geld.

    "Einige müssen Arbeiten, um anderen ein schönes Leben zu ermöglichen und können sich nicht dagegen wehren. "

    Das Standardbeispiel. Wenn ich 1 Milliarde Euro erben, dann erbringe ich welche Leistung und wieso auf Kosten der anderen (über Zinsen) leben? Es stimmt schon einige müssen arbeiten, um dieses Leben zu ermöglichen. Einige wollen arbeiten und es gibt für sie keine Arbeit und angeblich wird ihnen ein schönes Leben ermöglicht. Wieso sonst wollen bei 3 Millionen Arbeitslosen 7-8 Millionen mehr arbeiten? Weil sie faul sind? Nein weil es keine Vollzeitstellen gibt. Sie glauben auch, dass jeder bei der Reise nach Jerusalem einen Stuhl bekommen kann, wenn er nur fleißig genug ist, oder?

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