Dienstag, 5. Juli 2016

Wenn aus Durchschnitt Wahrheit wird

Der Jahrgang 1946, der letzte Jahrgang der regulär mit 65 Jahren in Rente gehen darf, hat bei Renteneintritt eine Restlebenserwartung von bereits 18,8 Jahren, also mehr als 2,5 Jahre mehr als sein 20 Jahre älteres Pendant. Im Jahr 2031 wird nun bei aktueller Gesetzeslage in der Regel der Jahrgang 1964 mit 67 Jahren in den Ruhestand wechseln – und erfreut sich dabei immer noch einer Restlebenserwartung von 18,9 Jahren.

So wird aus einem durchschnittlichen Wert eine Empfehlung das Rentenalter zu erhöhen. Warum unterscheidet man dann aber nicht zwischen Männern und Frauen. Frauen werden älter. Warum dürfen also Männer nicht früher in Rente. Wohlhabendere Menschen werden statistisch gesehen ebenfalls älter und bekommen mehr Rente. D.h. wenn wir diese Gruppe später in Rente gehen lassen, dann spart das viel Geld. Man kann natürlich auch argumentieren, dass es nur eine bestimmte Zahl an Rentnern geben darf. Warum koppelt man das Ganze ans Alter? Warum wird nicht nachgerückt, wenn jemand stirbt? Wäre das nicht im Sinne der Ökonomie? 
Man sieht an dem kurzen Abriss, dass diese Argumentationsbasis sehr fehlerhaft ist. Gerade für Menschen mit niedrigen Einkommen ist eine solche Kopplung ein Problem. Statistisch gesehen haben sie eine geringer Lebenserwartung und haben einen Beruf in dem sie nicht bis 67 oder länger arbeiten können. Sie werden also doppelt gestraft. Wenn man allerdings ein Professor bezahlt von dem Verband der Familienunternehmer ist, dann stört das wenig. Dann prostituiert man sich. Der Titel wird missbraucht, um Wissenschaftlichkeit vorzutäuschen und von Tatsachen abzulenken.
Die Tatsachen sind einfach. 
  • Die Erwerbstätigen müssen alle Nichterwerbstätigen mitversorgen. Ein Blick auf die Rentner ist nur ein Teilausschnitt des Ganzen. Arbeitslose, Pflegefälle, Kinder, usw. müssen ebenfalls berücksichtigt werden.
  • Wir haben Arbeitslose. D.h. es könnten mehr Menschen arbeiten. D.h. wir haben keinen Bedarf an mehr potentiellen Erwerbstätigen.
  • Die Leistungskraft unserer Volkswirtschaft wächst. D.h. es gibt mehr zu verteilen. Wohin wir das Ganze verteilen ist eine gesellschaftspolitische Frage. Professoren wie Herr Hagist glauben scheinbar, dass unser heutiges Wirtschaftssytem mit seinen Umverteilungsmechanismen unabänderbar ist. Es gibt kein Naturgesetz das fordert, dass Kapitaleigentümer einen großen Anteil am volkswirtschaftlichen Ertrag erhalten müssen.
Nimmt man diese Punkte, dann kommt man sehr schnell zu dem Schluss, dass die Rentenproblematik eine reine Verteilungsdiskussion ist. Es geht nicht um ökonomische Zwänge wie uns immer wieder erklärt wird. Durch diese Behauptung würgt man jede Diskussion ab. Das ist das Ziel des Ganzen. Darum holt man sich Professoren und Doktoren die einem den wissenschaftlichen Segen geben. So erzeugt man eine pseudoseriöse Argumentationskette.

Chris

2 Kommentare:

  1. Auch wenn ich selten kommentiere, so lese ich hier doch regelmäßig mit. Ich finde es sehr ausdauernd von Dir, Dich der absurden Logik und den neoliberalen Argumentationsmustern stetig entgegen zu stellen. Das kann leicht ermüdend werden. Von daher wünsche ich Dir viel Kraft! Weiter so!

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    1. Die Widersprüche in der neoliberalen Arugumentation sind eigentlich so offensichtlich, dass man sich fragt wie irgendjemand daran glauben kann.

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