Freitag, 9. Dezember 2022

Deutschland mag keine Kinder

Mittlerweile bin ich mir sicher. Deutschland mag keine Kinder. Klingt komisch, weil Kinder immer vorgeholt werden, um die Zukunft zu idealisieren, viele Menschen sich freuen, wenn sie Babys sehen, usw. Aber strukturell gehe ich fast so weit, zu sagen Deutschland mag keine Kinder. Wie kann das sein, schließlich gibt es doch so viele Kinderspielplätze und sogar Kindergeld. Schaut man hinter diese Fassade, dann wird es gruselig.

Fangen wir bei banalen Dingen an. Ich hatte eine Diskussion, wo ich darauf hinwies, dass mehr Straßen und ein autozentrierter Verkehr eine massive Freihheiteinschränkung darstellt. Das wurde geleugnet. Aber gehen wir das mal durch. Kinder in der Grundschule dürfen in der Regel nicht mit den Rad fahren, sie sollen ihren Schulweg üben und nur an bestimmten stellen die Straße queren. Was passiert hier? Die Kinder töten oder verletzen keine Autos. Umgekehrt verletzten Autos Kinder, sie parken die Straßenquerungen zu, die Fahrradwege oder übersehen Kinder die zur Schule gehen. Die Schulung wie sich zu verhalten wäre, wird also nicht denjenigen gegeben die in den Autos sitzen, sondern genau den Kindern. Es wird als gegeben hingenommen, dass Autos überall parken dürfen und Schulwege unsicher sind. Kinder sind egal. Noch nie habe ich die Diskussion gelesen, dass die Freiheit der Kinder wichtig ist und sie sich sicher durch die Städte bewegen sollen. Parkverbote, den Umbau in einer menschenfreundliche Stadt, das alles Schade ja der Freiheit. So ließt man es von CDU, FDP und AfD. Die Einschränkung der Kinder ist egal. Sollen sich doch die Eltern kümmern. Deren Problem.

Neben dem Verkehr gibt es die Schulen und Kitas. Die Ausstattung ist teilweise schlecht. Es werden Vereine durch Eltern betrieben, damit Papier vorhanden ist. Schließt die Schule wegen Covid, dann war die größte Sorge, dass die Eltern nicht arbeiten können. Aktuell sieht man das Desaster. Während bei Covid alles getan wurde alte Menschen zu schützen und zu retten, sieht man aktuell das Kinder keine Intensivplätze haben. Das ist lange bekannt und keine Überraschung. Kinder sind halt nicht wichtig, sie sind keine Wähler und Eltern als Wählergruppe zu klein. Kinder dürfen also sterben oder schwere Schäden haben, weil die Finanzierung leider nicht ausreicht. Weder ist das Thema präsent noch wird es skandalisiert.

Wenn die Kinder gesund sind, sind viele von ihnen arm. Der nächste Skandal, den niemanden interessiert. Das Kinder teilweise keine vernünfige Ernährung haben, weil das Geld zu knapp ist, da kann man nichts machen. Die Spritkosten explodieren, da geht es ganz schnell. Sonst kommen die Eltern ja nicht zur Tafel, um ihre Kinder zu versorgen, oder wie soll man solchen Unfug erklären. Kinder sind nicht wichtig. Sie sollen schön aussehen und niedlich sein. Das ist so tief verankert, dass es "normal" ist fremde Kinder anzufassen oder zu streicheln, weil sie doch so niedlich sind. Die Empathielosigkeit die einem entgegenschlägt, wenn man dies kritisiert ist erstaunlich. Man solle sich nicht so haben. Ähnliches passiert regelmäßig, wenn große Hunde vor kleinen Kindern rumlaufen und diese panische Angst haben. Das Kind solle sich nicht so haben. Das der Hund so groß wie das Kind ist, egal. Empathielosigkeit at its best.

Ist das kindsein überstanden geht es in der Jugend weiter. Kinder und Jugendliche werden nicht für voll genommen. Sie sind dumm per Definition. Klingt ein wenig drastisch. Folgt man der CDU oder AfD, dann werden Kinder sofort Transpersonen oder Homosexuell, weil sie erfahren das es diese Lebensweisen existieren. Kinder und Jugendliche werden missbraucht, wenn es passt, um den eigenen Hass auf alles was anders wird zu pflegen. Kriegen sie Kritik von eben jenen Jungendlichen, dann sollen die in die Schule gehen und ruhig sein. So geschehen bei Fridays for Future Demonstrationen. Junge Menschen interessieren sich. Sie wollen eine bessere Welt aufbauen. Sie haben eine Vision von Zukunft. Die alten Menschen wollen davon nichts wissen und diffamieren diese Kinder und Jugendlichen stattdessen. Bei den aktuellen Klimaaktionen sieht es ähnlich aus. Der Hass der Kinder und Jugendlichen entgegenschlägt ist erstaunlich. Das Fazit ist immer gleich. Die sollen sich nicht so haben denen geht es doch gut.

Das ist aber die große Lüge. Kindern und Jungendlichen geht es nicht gut. Sie haben eine unglaublich schlechte medizinische Versorgung zu ertragen, sie sind dem Autoverkehr ausgeliefert, sie haben keine demokratisches Stimmrecht und knapp 20% leben in Armut. Wenn sie dann größer werden, erwarten sie sehr hohe Mieten und niedrige Löhne trotz Fachkräftemangel. Erwartet wird aber, dass diese jungen Menschen den Status Quo einhalten und sich nicht wehren oder aufbegehren. Die Fragen warum sie das tun sollten, kann niemand beantworten. Es wird spannend, was all die heutigen Besserwisser sagen, wenn die junge Generation sich weigert sie zu pflegen, oder einfach ihre Häuser besetzt. Denn gerade die Altengesellschaft ist von den jungen Erwerbstätigen abhängig. Man sollte junge Menschen gut behandeln, denn sie entscheiden am Ende.

Chris

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