Ein Artikel in der NZZ argumentiert, dass die USA noch sehr lange Weltmacht und stärkste Macht bleiben. Sie übertrumpfen alle anderen Länder. Das interessante an dem Beitrag ist, dass es sich wie die Beschreibung eines Landes in einem Videospiel ließt, aber sehr wenig einordnet. Die USA haben die meisten innovativen Unternehmen, sie haben das größte Militär, die Lage ist unglaublich super, usw.
Das mag alles objektiv stimmen. Beim Militär hat den USA ihr enormes Budget in Afghanistan und Syrien ungefähr gar nichts gebracht. Billige Drohnenschwärme und jede Menge Low Tech Lösungen bringen auch das US Militär in Gefahr. Nicht um irgendwelche Luftschläge zu führen, aber doch irgendein Land zu besetzen. Siehe Afghanistan. Bei den Unternehmen geht es weiter. Ja es gibt innovative große Unternehmen in den USA. Niemand streitet das ab. Was nützt es? Wenn diese, hauptsächlich Softwareunternehmen, 1 Millionen gut bezahlte Jobs bringen ist das wahrscheinlich optimistisch gerechnet. Breiter Wohlstand entsteht so nicht. Nicht umsonst ist Armut sehr verbreitet. Und da kommen ich zum Kern meiner Kritik. Auf dem Papier ist die USA eine Supermacht. Schaut man auf die Lebensqualität, dann zeichnet sich ein anderes Bild. Analphabetismus ist höher als in manchem Schwellenland, die Bildung in der Breite ist schlecht, das Gesundheitssystem ist teuer, die Löhne niedrig. Das ist das traurige an den USA. Sie könnten strahlendes Vorbild sein. Aber es findet unglaublich viel Ausbeutung statt. Die Demokraten schwächen dies überraschenderweise etwas ab. Wenn sie es schaffen und viele der evangelikalen QAnnon Anhänger auffangen können, dann sieht die Zukunft tatsächlich rosig aus. Wenn nicht dann nicht.
Der Verweis auf die Innovationsleistung in den USA ist nämlich fragwürdig. Sehr viele der Spitzenforscher wurden nicht in den USA ausgebildet. Wenn die soziale Lage und der Rassismus zunimmt und/oder der Wohlstand in den Herkunftsländern steigt, dann versiegt diese Quelle vielleicht.
Der Punkt ist, und der wird in dem Beitrag nicht angesprochen, den Prozess des Abstiegs kann man am Ende sehr schön zeichnen. Im Prozess selbst allerdings nicht. Die USA sind im Abstieg oder nicht. Fakt ist, dass eine Bevölkerung von 350 - 400 Millionen wohl kaum auf Dauer mehrer Milliarden Menschen stabil dominieren kann.
Chris