Montag, 19. Oktober 2020

Klimawandel und Anreize

Ich habe neulich ein interessantes Interview mit Ottmar Eddenhofer gehört. Ich konnte seinen Argumenten folgen und sie auch sehr gut nachvollziehen. Ein Problem habe ich dennoch mit seinem CO2 Preis. Er ist der Meinung, dass ein CO2 Preis alles lösen wird. Die Kosten sind hoch und fertig. Mein Problem damit ist das Folgende. Alle Unternehmen eines Sektors sehen die Kostenwelle auf sie zurollen. Zwei Strategien können gefahren werden. Man macht erst einmal nichts und kauft Zertifikate. Die Hoffnung ist, dass neuere CO2 Vermeidungstechnologien billiger werden. Die andere Strategie ist, man rüstet um. Hier kommt mein Problem. Um eine Wirtschaft umzurüsten, muss viel produziert werden. Nehmen wir den eneuerbaren Strom. Die Planung und der Bau von Windenergieanlagen dauert 3-6 Jahre. Um in 10-20 Jahren die notwendigen Kapazitäten zu haben, müssten die Produktionskapazitäten der Windenergieanlagen dramatisch steigen. In Deutschland werden sie aktuell ins Ausland verlagert, weil faktisch kein Zubau passiert. Der CO2 Preis kommt, der Ausbau stockt. Eddenhofer bedenkt meiner Ansicht nicht, dass das Produktionsvolumen für die CO2 neutrale Technologie vorhanden sein muss. Und zwar weltweit. Das sehe ich persönlich nicht. Es sind nicht nur Maschinen, sondern auch Personal. Man braucht Planer, Ingenieure, Techniker, usw. Wo bekommt man die mal eben her? Was passiert, wenn ein Unternehmen zwar CO2 neutral werden will, aber die Technologie nicht kaufen kann? Irgendwann ist es billiger die Strafe zu zahlen, anstatt in überteuerte Maschinen zu investieren. Dem Klima ist dabei nicht geholfen. Ich glaube Eddenhofer hat Recht, dass ein CO2 Preis die Wirtschaftsstruktur verändert. Ich bezweifle, dass es schnell genug gehen wird. Wie geschrieben, allein im Energiesektor müssten zehntausende Windenergieanlagen zugebaut werden. Dazu noch Photovoltaik, lokale Speicher, Trassen. Es müssen 60 Millionen PKW getauscht oder zumindest die gefahrenen Kilometer dramatisch reduziert werden. Dazu bedarf es alternativer Mobilitätskonzepte und Pop-up Radfahrwege sind keine. Es ist ein sehr komplexes Thema. Ich fürchte der Preis allein reicht nicht.

Chris

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