"Wie die Maskenpflicht unsere Intelligenz beleidigt – Und wie sie uns vom Wesentlichen ablenkt" von Tobias Riegel ist ein Paradestück. Seiner Meinung nach ist Maskepflicht Unsinn, weil vor Monaten Wissenschaftler davon abgerate haben. Das eben diese Wissenschaftler auf Basis neuer Erkenntnisse ihre Meinung ändern können, kommt ihm nicht in den Sinn. Wie üblich bei Verschwörungstheorien werden "nur" Fragen gestellt.
Die Art der Einführung der Maskenpflicht verstärkt diesen unseriösen Eindruck erheblich und er färbt auf das gesamte Krisenmanagement ab. Denn für den Fakt, dass weite Teile der Corona-Politik nicht auf Wissenschaft beruhen, weil die Datenbasis dafür fehlt, ist die Farce um die Maskenpflicht ein gutes Symbol. Aber sollte man so weit gehen, die Anordnung als einen Test zu bezeichnen – als einen Test nämlich, für abrufbaren, irrationalen gesellschaftlichen Gehorsam? Als einen Test, dem man sich widersetzen sollte, um Wiederholungen zu verhindern?
Im Zuge der Sars-Epidemie 2002/2003 haben einige Studien für sogenannte Filterpartikelmasken (FFP3-Masken) einen schützenden Effekt nahelegen wollen. Das waren aber keine normalen Masken, wie man sie in Asien auf der Straße sieht oder bei uns im OP, sondern spezielle Feinpartikelmasken, die für den Alltag kaum praktikabel sind, weil man damit nicht lange herumlaufen kann. „Natürlich schützt eine FFP3-Maske besser, aber auch einfache Mundschutzmodelle können Viren abfangen, vorausgesetzt dass sie dicht schließen“, ergänzt Prof. Dieter Köhler, ehemaliger Ärztlicher Direktor der Lungenklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg.
Denn auch die Ausatemluft kann Viren enthalten. Wie Influenzaviren sind vermutlich auch Coronaviren in der Ausatemluft eines Infizierten nachweisbar. Viren wie z. B. Influenza (mit einer Größe von 120 nm) und Corona (mit max. 160 nm) fliegen nicht vereinzelt in der Luft herum, sondern sind in der Luft immer in größere Tröpfchen eingeschlossen, bewegen sich also in Form eines Aerosols. Beim Atmen stößt jeder Mensch kleinste Tröpfchen (von einer Größe von 1 µm) aus. Pro Atemzug können 1000-50.000 Tröpfchen enthalten sein. Beim Husten sind die Tröpfchen um ein Zehnfaches größer (über 10 µm). Somit bleiben über 90 % der Aerosole auch in Filtern hängen, die eine Maschengröße von 2µm haben.
D.h. Masken schützen nicht selbst. Sie schützen andere. 10 Sekunden suchen und schon hätte man Kontextualisieren können. Das war lange bekannt und wurde nirgendwo angesprochen. Das unsere Politiker mit der aktuellen Situation überfordert sein könnten, viele Brandherde und Fragestellungen gleichzeitig zu lösen sind, kommt Riedel nicht in den Sinn. Ist ja einfach vom Seitenrand die große Verschwörung der Politik auszurufen.
Auch die Wirkung auf die Gesellschaft wird ignoriert. Masken sorgen zumindest dafür, dass die Abstandsregelung im Kopf präsent bleibt. Wenn man keine Ausgangsbeschränkung bis nächstes Jahr möchte, was ist die Alternative? Einen Vorschlag vermisse ich. Aber wie geschrieben von der Seitenlinie auf Basis von Zeitungstexten zu argumtieren ist vortrefflich einfach.
Durch die offensichtliche Beleidigung unserer Intelligenz, die das
aktuelle Maskenspiel darstellt, wird die Debatte noch zusätzlich
angeheizt, was das Potenzial der Ablenkung noch steigert.
Dieser Text ist eine Beleidigung an die Intelligenz. In einer Zeit wo kritisch hingeguckt werden müsste, macht der Autor Tobias Riegel das, wovor er Angst hat. Er lenkt das Denken auf ein Problem das keines ist.
Chris
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