Bis 2030 werden bis zu 6.6 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Das ist der Schluss zu dem ein Experte auf Basis dieser Studie kommt. Eigentlich ist es keine Meldung denn die Annahmen sind komplett spekulativ. Dazu braucht man nur Abbildung 1 der Studie bemühen. Dort wird der Arbeitskräftebedarf gegenüber dem Angebot dargestellt. Der Bedarf wird munter aus den Vorjahren extrapoliert. Erstaunlich daran ist, dass das Arbeitsvolumen in den 20 Jahren von 1993 bis 2013 nicht wirklich verändert hat; 49386 (1993) auf 49047 (2013) in Millionen Stunden. Das statistische Bundesamt zeigt ein ähnliches Bild. Die Zahl der Arbeitsstunden ist seit 1991 gesunken, obwohl die Zahl der Erwerbstätigen gestiegen ist.
Die Annahme der fast linearen Steigerung des Arbeitskräftebedarfs sollte also bezweifelt werden. Somit sind alle Schlussfolgerungen die auf dieser Annahme beruhen zu bezweifeln. Vor allem die Dramatisierung, dass es geringeres Wachstum und weniger Wohlstandssteigerung geben wird, ist komisch. Ein Wegfall von Arbeitskräften bedeutet langfristig ein Sinken der Bevölkerung. D.h. pro Kopf kann der Wohlstand sehr wohl steigen. Davon abgesehen, folgt aus einer wachsenden Wirtschaft heutzutage nicht automatisch ein wachsender Wohlstand für die Bevölkerung.
Fazit
Der Beitrag der Wirtschaftswoche ist ein schönes Beispiel wie mit vermeintlich seriösen Studien Interessen vertreten werden. Es sollen unter anderem eine Erhöhung des Renteneintrittsalters und eine höhere Automatisierung gerechtfertigt werden. Das viele Menschen gerne mehr arbeiten würden, bzw. arbeitslos sind, wird ignoriert. Das die Annahmen fragwürdig sind, wird hinter Quellen versteckt. Ignoriert wird dabei, dass die Prognose der Erwerbstätigen im Jahr 2013 für das Jahr 2014 (Abb. 1) bei +-500 tausend Menschen schwankt. D.h. die Erwerbstätigen können konstant bleiben oder steigen. Extrapoliert man diese Schwankungen, dann kann die Zahl der Erwerbstätigen in der Zukunft auch abnehmen. Die Prognosegenauigkeit der Nachfrage nach Erwerbstätigen wird ähnlich genau sein. Eine Streuung wird nicht angegeben. Denn dann wäre klar wie Spekulativ das Ganze ist. Folgendes kann man dennoch lernen
- Vorsicht bei Studien aus Beratungsunternehmen.
- Glaube niemals Prognosen ohne Darstellung der Ungenauigkeiten.
- Wenn hohe Zahlen, wie 440 Mrd. Euro Kosten rollen auf uns zu, verwendet werden, wird mit Ängsten und nicht mit Fakten gespielt.
- Welche Ziele werden mit dieser Studie versucht zu "belegen" oder zu erreichen.
- Nur weil es Quellen gibt sollte man schauen was aus den Quellen verwendet wird, bzw. wer diese Quellen erstellt hat.
Chris
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