Mittwoch, 28. Januar 2015

Was interessiert mich das Geschwätz von gestern

Bereits im Februar 2009 wurde der Präsident des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, in einem Artikel von Focus Online mit dem bezeichnenden Titel „Star-Ökonom rechnet mit Horror-Inflation“ mit den Worten zitiert, er gehe von „einer Geldentwertung zwischen fünf und zehn Prozent pro Jahr für die Zeit nach 2010“ aus. Der Tübinger Wirtschaftswissenschaftler und Euro-Politik-Kritiker Joachim Starbatty schloss sich ihm gut ein Jahr später an: Er glaubte, „dass die Inflationsrate stark steigen wird: über 5 Prozent.“
Im Jahr 2012 prognostizierte der Ökonom Roland Vaubel (Universität Mannheim) für die Folgejahre „hohe Inflationsraten von um die 5 Prozent und mehr“, sein Kollege Manfred J.M. Neumann (ehemals Universität Bonn) rechnete mit einer „schleichenden Inflation mit Raten von bis zu sechs Prozent.“ Die Inflations-Schätzung von Jörg Krämer (Chefvolkswirt der Commerzbank AG) für die Zukunft belief sich im Jahr 2012 auf „mittelfristig […] drei bis vier Prozent“, während Thorsten Polleit (Chefökonom der Degussa Goldhandel und Honorarprofessor an der „Frankfurt School of Finance & Management“) mutmaßte, dass die EZB versuchen werde, „die Staatsschulden wegzuinflationieren. Das kann leicht in Hyperinflation enden.“ Nicht ganz so dramatisch sah im Jahr 2013 Jürgen Stark, ehemaliges Direktionsmitglied der EZB, die Lage: Er erwartete „für Deutschland in den kommenden Jahren […] bis zu vier Prozent“ Inflation.
Weitere Inflationswarnungen kamen in den Jahren 2011 bis 2013 unter anderem von Hans-Olaf Henkel (ehemals Präsident des BDI und jetzt AfD-Mitglied), Gabor Steingart (Handelsblatt), Stefan Homburg (Universität Hannover), Otmar Issing (ehemaliger Chefvolkswirt der EZB) und nicht zuletzt Ende 2012 vom ehemaligen Bundesbanker Thilo Sarrazin, der sich seiner Sache so sicher war, dass er ankündigte: „Wenn wir innerhalb der nächsten zehn Jahre keine starke Inflation bekommen, gebe ich mein Diplom als Bonner Volkswirt zurück und bin bereit, alles neu zu lernen.“


Liebe Medien, da sind sie die Aussagen eurer Spitzenökonomen. Macht euch endlich lustig über sie. Sie haben es verdient. Ihre Prognosen sind dermaßen falsch, dass ich mich frage, wie man ihre Aussagen nur im Ansatz für seriös halten kann. Vor allem weil es nicht das erste mal ist, dass sie daneben liegen. Auf dieser Basis wird dann aber Politik gemacht und Entscheidungen werden begründet.
Ein netter Nebenfakt: Viele dieser Experten schreiben für die Lobbyorganisation der Initiative neue soziale Marktwirtschaft. D.h. das beste was der Neoliberalismus aufbieten kann sind solche Scheingrößen der Prognostik.

Chris

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