Das Comeback der Verelendung und keiner nimmt ihn war. Für mich ist das ein Paradebeispiel des Versagens des Mainstreamjournalismus. Statt wirkliche Probleme zu adressieren, dass die Armut und Ungleichheit zunimmt, wird über Moral argumentiert. Die AfD ist unmoralisch. Umverteilung ist Neid, usw.
Das verfängt so gut, dass auf den LinkeIn Diskussionen, die meisten Menschen gegen ihre eigenen Interessen agitieren. Eine hohe Besteuerung der Vermögen, undenkbar. Schließlich geben diese Menschen allen Arbeit und produzieren den Wohlstand. Das die Verteilung des Wohlstands kontinuierlich ausgehandelt werden muss, wird ignoriert. Das man selbst mathematisch zeigen kann, dass ohne Korrektur kleine Ungleichheiten über Zeit dramatisch zunehmen, ist kein Allgemeinwissen. Stattdessen soll man bitte Leistungsträgern huldigen. Und Leistungsträger ist, wer ein hohes Einkommen hat.
Wer über die Verteilung nicht redet und den Gini von über 0.8 bei den Vermögen, der kann die Radikalisierung nach Rechts nicht erklären. Menschen fühlen es läuft falsch. Plausible Antworten, dass Mieten steigen, weil Vermögen Rendite erwarten, gibt es nicht. Eine Diskussion, warum Rendite hoch sein kann, Löhne aber nicht, obwohl beides Kosten in einem Unternehmen sind. Eine Diskussion, warum Preisanstiege durch Unternehmen und daraus resultierend hohe Gewinne und Kursanstiege gefeiert werden, aber hohe Löhne dann die Inflation treiben, wird nicht geführt.
Da sind rechte Erklärungen irgendwann salonfähig. Journalismus versagt in der Breite. Klar wird das thematisiert. Es taucht aber kaum sichtbar auf. Wo sind die Fragen an Herrn Merz, Lindner und Scholz wie es sein kann, dass Menschen leistungslos Milliarden erben und quasi keine Steuern zahlen. Warum große Immobilienunternehmen leistungslos Milliarden als Wohngeld erhalten, weil sie die Miete nicht senken wollen.
Solche Fragen werden nicht kontinuierlich gestellt. Dabei sind diese Fragen es, die zentral sind und das Vertrauen in die Medien wieder herstellen würden. Sie machen das eigentliche Problem klar. Wir haben Menschen die den sozialen Zusammenhalt zerstören, weil sie immer mehr Vermögen akumulieren. Das machen diese Menschen, weil die Regeln die wir erstellt haben es ermöglichen und zu einen gewissen Automatismus in diese Richtung führen. Die Struktur ermöglicht es. Viele Superreiche leben vor sich hin und beauftragen Menschen die ihr Vermögen mehren. Diese Menschen lobbyieren, weil sie vom System profitieren und verschärfen das Problem noch. Wird das thematisiert? Nein. Stattdessen feiern wir diese Spitze, wenn sie mal einen Krümel abgibt.
Der Auftrag des Journalismus wäre es darüber aufzuklären. Erfolg soll belohnt werden. Aber es muss Grenzen geben. Das ist jedem klar. Aber wir verstecken diese Klarheit. Das traurige ist, dass so viele Menschen das System verteidigen, obwohl streng genommen 95% auf der Seite der Verlierer sind.
Chris
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen