Sonntag, 25. September 2011

Tea Party Niveau

Mit diesem Artikel übertrifft sich Oswald Metzger selbst. Ähnlich wie in der Neuzeit das Mittelalter als düster, ungebildet (der Mythos das die Erde eine Scheibe war entstand dort) dargestellt wurde, um die eigenen Errungenschaften zu glorifizieren geht Herr Metzger nun den umgekehrten Weg. Er glorifiziert den Frühkapitalismus.Wozu soll man sich auch mit der Geschichte auseinandersetzen? Die Tea Party Bewegung macht vor, wie man mit Halbwahrheiten und kleinen Lügen den Stammtisch mobilisiert.
Nach Metzgers Meinung

gab es ein Wertefundament, das geprägt war von harter Arbeit und Sparsamkeit.

Das Wertefundament beruhte auf Kinderarbeit, Ausbeutung und schlechter Bezahlung. Ein Blick in die Geschichtsbücher würde ihm Helfen, dies zu verstehen. Eine Verbesserung, wie zum Beispiel der Wohnsitutation wurde nicht durch seine hochgelobten Kapitalisten, sondern durch die von Herrn Metzger verschmäten Sozialgesetze Bismarks erreicht.

Es gab eine permanente Verbesserung der Wohnlage der Arbeiterschaft, die noch vor dem ersten Weltkrieg auch bis zu den untersten Arbeiterschichten durchsickerte. Zurückzuführen ist dies auf die bismarcksche  Sozialgesetzgebung, die Anfänge eines sozialen Netzes sichtbar werden ließ

Im Folgenden geht Metzger darauf ein, dass früher alles erst erspart wurde und niemand auf Pump lebte. Der innere Widerspruch dieser Aussage fällt ihm nicht auf. Wo gespart wird, wird automatisch auch verliehen. Folglich muss irgendjemand das Geld nutzen und investieren (also auf Pump leben). Des Weiteren gab es auch früher schon Krisen, Beispiele sind hier zu sehen.

Mit seiner Aussage

begann der Marsch in den Schuldenstaat.

hat Metzger zwar Recht, dass die Schuldenquote beständig zunahm in den letzten 40 Jahren. Er blendet allerdings einiges dabei aus. Zum einen gab es einige Steuersenkungen unter Kohl, zum anderen eine Wiedervereinigung. Wenn die Unternehmensgewinne und Vermögen ordentlich zunehmen und der Staat sich neu verschuldet, dann hat dies seine Ursache in einer falschen Besteuerung. Denn die Löhne stiegen nicht gerade üppig in dieser Zeit. 

Denn auf Dauer kann sich weder der Staat noch der einzelne Bürger mehr leisten, als er tatsächlich erwirtschaftet.

In dieser Aussage erkennt man die Denkweise des Ex-Grünen und Versuchs-CDUlers. Er setzt eine Einzelperson einem Staat gleich. Das funktioniert im besten Fall beim Außenhandel. Auf dem Binnenmarkt scheitert diese Idee völlig. Wie spart ein Staat, wenn seine Ausgaben gleichzeitig auch seine Einnahmen darstellen?
Selbst wenn es gelänge einen Überschuss zu erwirtschaften, wer nimmt dann dieses Geld in Form von Schulden auf? Die Bürger welche, nach Metzger, endlich wieder selbst Vorsorgen und sparen sollen? Oder etwa die Unternehmen, welche Milliardengewinne machen und einen Anreiz haben Kredite aufzunehmen? Vielleicht aber auch im Ausland, bei dem man dann Rettungsschirme aufspannt, um den wirtschaftlichen Crash zu vermeiden? Jeder VWL Student im ersten Semester sollte verstehen, dass ein Staat etwas anderes darstellt, als eine Einzelperson oder ein Unternehmen. Für Ideologen wie Metzger ist dem nicht so. Er vergleicht lieber Äpfel mit Birnen, um sein Fazit aufstellen zu können

Der Pumpkapitalismus hat ausgespielt

Wobei er leider vergisst, dass diese Aussage im gewissen Maße einen Antagonismus darstellt. 

Chris

2 Kommentare:

  1. Daß damals die Löhne so niedrig waren, hatte mit der geringen Produktivität zu tun. Mehr war einfach nicht drin. Weil die Löhne so niedrig waren, mußten auch Kinder mitarbeiten, wollten sie nicht verhungern.
    Früher waren die Leute arm, weil die gesammte wirtschaftliche und technische Entwicklung noch nicht so weit war, nicht weil die bösen Kapitalisten sie so ausgebeutet haben. Jemandem, der einen Graben mit einem Sparten buddelt, kann man einfach nicht einen so hohen Lohn zahlen, wie jemandem, der dazu einen Bagger nimmt.
    Eine Verbesserung der Wohnsituation kam übrigens doch doch die ach so bösen Kapitalisten zu stande.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Siedlung_Eisenheim

    Vom Herrn Siemens kommt übrigens der Spruch, er sei reich geworden, weil er hohe Löhne gezahlt habe.
    Mach doch nicht ständig auf Klassenkampf mit Schwarz-Weiß-Denken!

    Wie sollen denn die Ausgaben eines Staates seine Einnahmen darstellen!? Der Logik nach müßte es ja für einen Staat völlig unmöglich sein, Schulden anzuhäufen, da ja ständig die Einnahmen mitwachsen.

    Außerdem verstehe ich nicht, wieso Ersparnisse des einen grundsätzlich die Schulden eines anderen sein müssen. Das stimmt so nicht. Man kann sie auch selbst investieren.

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  2. "Früher waren die Leute arm, weil die gesammte wirtschaftliche und technische Entwicklung noch nicht so weit war, nicht weil die bösen Kapitalisten sie so ausgebeutet haben."
    Sicherlich spielte dies auch eine Rolle. Allerdings gab es damals auch schon Reiche und Superreiche. Niemand zwang und zwingt diese Leute auf Kosten der anderen zu leben und im Luxus zu schwelgen, oder?

    "Mach doch nicht ständig auf Klassenkampf mit Schwarz-Weiß-Denken!"

    Sicher gab es Ausnahmen. Die gibt es auch heute noch. Ich bin aber dagegen den frühen Kapitalismus als besser darzustellen als er ist.

    "Wie sollen denn die Ausgaben eines Staates seine Einnahmen darstellen!?"
    Zahlt ein Staat einem Polizisten ein Gehalt, dann zahlt dieser Steuern. Fällt dieses Gehalt aus, dann kriegt der Staat diese Steuern nicht. Weiterhin muss er noch Sozialleistungen erbringen welche Geld kosten. Bei Investitionen, etc. sieht das Ganze ähnlich aus. Deshalb sind Kürzungsprogramme von Regierungen auch so schwierig.

    "wieso Ersparnisse des einen grundsätzlich die Schulden eines anderen sein müssen. Das stimmt so nicht. Man kann sie auch selbst investieren."
    Wenn ich das Geld in Güter investiere ist es keiner Ersparniss mehr. Wenn ich es in Geldanlagen investiere, dann ist das eine Art Kredit an jemanden anderes. Aus diesem Grund erhält man ja letztenendes Zinsen.

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