Mittwoch, 31. Oktober 2012

Zeitungen und Zeitschriften auf einer Bahnfahrt

Beim Bahn fahren findet man des Öfteren Zeitungen und Magazine, die man sich selbst nie oder selten kauft. Häufig fängt man an zu Blättern und darin zu lesen. Heute gab es den Fokus. Die Artikel sind relativ kurz und die Tiefe der Artikel war wenig gegeben. Stattdessen wurden die ewig platten Sprüche vorgeholt; "Der Staat nimmt zu viel Steuern und verschwendet sie"; "Der Ausstieg aus der Atomkraft war ein Fehler und der Umstieg auf die Windenergie kostet nur";  "Der Staat ist zu hoch verschuldet und muss sparen". Dabei sind diese Thesen durchaus zu vertreten, wenn man diesbezüglich stichhaltige Argumente bringt. Bei der Atomkraft war eines dieser Argumente, dass die USA aus bestimmten Schiefergesteinen neuerdings Öl gewinnen kann. Das dieses deutlich teurer ist oder Die Förderung wie im Fall der Ölsande in Kanada zum Teil eine negative Energiebilanz aufweist, wird dem nicht gegenüber gestellt. Auch das die Ausgaben für die Umstellung auf alternative Energien gewissen Unternehmen hilft wird vernachlässigt. 
Schaut man sich nun vor diesem Hintergrund die Leserschaft des Focus an, dann wird klar woher die jungen aufstrebenden Karrieristen unter anderem Ihre Meinung serviert bekommen. Die Kürze der Artikel lässt es zu diese zwischen den Meetings oder eben in der Bahn durchzulesen. Dabei fühlt man sich kritisch Informiert und da man Akademiker ist auch kritisch genug die Sachverhalte zu verstehen. Nur so kann ich verstehen, dass die FDP noch Wähler hat oder dass der Sparkurs gegenüber Griechenland toleriert wird.

Chris

Dienstag, 30. Oktober 2012

Arbeitsmarktirrtümer

Alles ist rosarot bei der INSM. Wir sind auf dem Arbeitsmarkt auf dem richtigen Weg. Darum werden auch sechs Mythen "aufgedeckt". Einige IrrIrrtümmer sollen hier klargestellt, bzw. in einem anderen Licht beleuchtet werden.

Erster Irrtum: Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander

Zum Beweis wird eine aktuelle DIW Studie zitiert. Abbildung 3 zeigt hier den Gini Koeefiziente der ein Maß für die Ungleichheit in den Einkommen darstellt. Zwei Dinge sind dabei Interessant. Es wird gesagt, dass die Maxima der Kurven überschritten ist. Bei der "West" Kurve stimmt das nur bedingt, da die Streuungsflächen des Maxima und des aktuellen Wert sich noch überlappen. Bei dem "Ost" Werten sieht die Sache deutlicher aus. Allerdings muss man auch hier vorsichtig sein. Der Rückgang sieht aufgrund der gewählten Skalierung deutlicher aus. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen der Finanzkrise 2010 wahrscheinlich noch nicht abgeklungen sind. Somit sind die Daten in meinen Augen mit Vorsicht zu genießen. Weiterhin sei auf Wolfgang Lieb verwiesen:

Die Studie vergleicht im Wesentlichen die Durchschnittseinkommen. Bei Durchschnittswerten gilt jedoch der alte Spruch: „Der See war im Durchschnitt einen Meter tief. Trotzdem ist die Kuh ertrunken.“ Interessanter ist es deshalb die viel realitätsgerechtere Entwicklung der Medianeinkommen (Median siehe hier)

Zweiter Irrtum: Reguläre Beschäftigungsverhältnisse verschwinden

Daten des Statistischen Bundesamts zeigen jedoch, dass der Anteil der regulär Beschäftigten 2010 wie schon im Jahr 2000 weiterhin konstant bei ca. 40% der Bevölkerung im Erwerbsalter lag.

Interessant an dieser Aussage ist, dass sie die Hartz 4 Reformen als Erfolg widerlegt. Sollten die Reformen nicht den Arbeitsmarkt fördern? Zweitens sagt diese Aussage nichts über das Einkommen aus. Eine reguläre Arbeit die schlecht bezahlt ist, ist kein Gewinn für die Menschen.


 Fünfter Irrtum: Geringverdiener sind trotz Arbeit armutsgefährdet

 Nicht unbedingt – viele Bezieher von Niedriglöhnen beziehen Einkommen aus weiteren Quellen, wie beispielsweise Renten oder dem Verdienst des Partners.
 Im Ergebnis ist nur jeder sechste Geringverdiener armutsgefährdet.

Knapp 17% sind nicht viel. Hier wird die hohe Schule der Wertdarstellung hervorgeholt. Jeder sechste hört sich nicht so schlimm an wie 17% oder der Absolutwert.

Viel größer ist das Risiko für Arbeitslose: Hier fallen 60 Prozent unter die Schwelle der Armutsgefährdung. Wer mit einem Niedriglohnjob aus der Arbeitslosigkeit herauskommt, verbessert in den meisten Fällen seine soziale Lage deutlich.

Sechster Irrtum: Der Arbeitsmarkt verwehrt Älteren den Zugang

Das Gegenteil ist der Fall: Die Abkehr von der Frühverrentung sorgte in den letzten Jahren für einen Abfall der Arbeitslosenquote und für eine deutliche Zunahme des Anteils der Erwerbstätigen im Alter von 55 bis 64 Jahren. Wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, gingen im Jahr 2000 nur 46 Prozent der älteren Männer einer Beschäftigung nach, bei den Frauen waren es sogar nur 29 Prozent. Im Jahr 2011 betrug die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Älteren 67 Prozent (Männer) beziehungsweise 53 Prozent (Frauen).

Was ist Zugang und was ist Verbleib? Wenn 54 jährige in einem Beruf sind, dann sind sie es meist auch ein Jahr später.

Chris

The Conscience of a Liberal

Es ist weniger die Frage ob die Löhne absolut gesunken, gestiegen oder stagniert sind. Eher sollte einen die Diskussion darüber nachdenken lassen. In den Zeiten nach dem 2. Weltkrieg in den USA gab es sie nicht, da die Aussage eindeutig war.
 
Freie Übersetzung aus Paul Krugman "The Conscience of a Liberal"
 
Was will uns Krugman damit sagen? Im Grunde zeigt er auf, dass sich die genaue Lohnentwicklung nicht klar beschreiben lässt. Im statistischen Rauschen lässt sich sowohl ein leichter Anstieg der Löhne als auch deren Sinken "nachweisen". So oder oder ist eine deutlich positive Lohnentwicklung nicht auffindebar. In Deutschland sieht das ähnlich aus. Um die Erfolge der Agenda Reformen herauszuarbeiten werden lieber komplexe statistische Modelle bemüht. Stattdessen sollte man fragen warum es so schwierig ist. Den Menschen mit niedrigen Einkommen ist es egal ob sie rechnerisch besser, wenn sie real schlechter da stehen.
 
Chris

Freitag, 26. Oktober 2012

Merkwürdige Gedankenwelten

Und so findet das Geld der wohlhabenden Griechen über verschlungene Pfade in die Tasche deutscher Sozialhilfeempfänger.
 
Prof. Thomas Straubhaar
 
Ein interessantes Zitat am Ende eines INSM Artikels. Ich würde Herrn Straubhaar gerne fragen, wieso die Kredite des deutschen Staates nicht für die Finanzierung seiner Professur verwendet werden. Wieso landet es zwangsläufig beim Sozialhilfeempfänger. Eine solche Aussage impliziert, dass diese Schuld an den hohen Staatskosten sind.
Auch die generelle Aussage, dass die deutsche Austeritätsforderung nach Griechenland und als Folge die Flucht griechischen Kapitals in deutsche Staatsanleihen eine, im Prinzip, gute Politik sei, ist in meinen Augen fragwürdig. Natürlich profitiert Deutschland. Zu welchem Preis fragt der Professor nicht. Seine Pfründe sind sicher. Er braucht schließlich nicht in Griechenland zu leben.
 
Chris

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Was so passiert


So argumentiert Bundeskanzlerin Merkel als Vertreterin der Rüstungsindustrie. Hört sich ein wenig an wie Brot statt Böller. Irgendwie hat sie auch recht. Wenn sich alle Menschen in Krisenregionen  gegenseitig getötet haben ist Frieden. Mit deutschen Waffen geht es eben schneller.


Der Titel bei SPON erinnert ein wenig an die Bild Zeitung. Interessante Zitate sind dann doch zu finden

CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl Schiewerling, verweist auf die Erfolge auf dem Arbeitsmarkt und bezweifelt, dass die Statistik die Armut in Deutschland angemessen erfasst: "Sie gibt ein Zerrbild der Realität wieder."
Schiewerlings Kollege Heinrich Kolb (FDP) attestiert: "Es ist fraglich, ob man mit den Kriterien verschiedene Lebenswirklichkeiten in Deutschland wirklich abbildet.
Erstaunlicherweise lässt eine genauere Betrachtung der Zahlen exakt diesen Schluss zu. Verantwortlich dafür ist eine Definition der EU.

Im dann folgenden Artikel werden die Annahmen der EU denen Deutschlands gegenüber gestellt. Alles nicht so schlimm ist das Fazit. Das auch in Deutschland vieles schön gerechnet und die Armutsdefinition ebenfalls relativ willkürlich ist, steht nicht zum Diskurs. Im Grunde sollte die Dikussion so geführt werden: Deutschland hat nach Berechnungen der EU viele Arme Menschen. Das ist ein Widerspruch zu den deutschen Berechnungen. Worin bestehen die Unterschiede, warum machen diese Sinn oder auch nicht. Der Verweis von Karl Schiewerling, dass der Arbeitsmarkt gut läuft zeigt die unkritische Haltung. Leiharbeit steigt, Löhne stagnieren, die realen Arbeitslosenzahlen werden verschleiert, Arbeitnehmerrechte werden abgebaut,...
Das sind riesen Erfolge, die ein Bundestagsmitglied nicht wirklich tangieren. Hier noch ein paar richtige Kommentare auf den Nachdenkseiten. Es wird mal wieder Mittelwert mit Median vertauscht.
 
Passend zum vorhergehenden Eintrag die folgenden Informationen


Danke für die Zusammenstellung.

Chris

Dienstag, 23. Oktober 2012

Einfluss der Steuern auf das Wirtschaftswachtum

Eine interessante Studie die mit dem Märchen der Überbelastung der Reichen aufräumt.
Bild 1 zeigt wie die mittlere Steuerbelastung von 1945 bis 2010 von 60% auf 25% sank. Von Überbelastung kann kaum eine Rede sein. Die Behauptung, dass in den letzten Jahren Politik für die Reichen gemacht wurde wird deutlich belegt. Auch bei der Entwicklung des Spitzensteuersatzes (Bild 2) sieht man dies deutlich. Es fand zwischen 1945 und heute eine Senkung von 90% auf unter 40% statt. Nun könnte argumentiert werden, dass diese Senkung einem höheren Nutzen dienten und somit allen zu Gute kam. Allerdings widerlegt das Fazit der Studie einen Zusammenhang zwischen Steuersenkungen und dem Wirtschaftswachstum.
The results of the analysis suggest that changes over the past 65 years in the top marginal tax rate and the top capital gains taxdo not appear correlated with economic growth.
Der Tripple Down Effekt ist und die damit propagierten positiven Einflüsse sind nicht haltbar. In Deutschland und den USA wird sich dennoch nichts ändern. Es geht nicht um positive oder negative Wirtschaftseinflüsse durch Steuersenkungen. Es geht nur darum möglichst viel von der Gesellschaft zu profitieren und dafür möglichst wenig zu zahlen.
 
Chris

Ökobilanz

Nach Berechnungen des Öko-Instituts Freiburg verschlechtert der Transport von Tiefkühlwaren die Ökobilanz nur wenig.
 
1.56 Tonnen CO2 Spanien - Hamburg
1.3 Tonnen China - Hamburg
 
Quelle: Spiegel print
 
Anmerkung: In meinen Augen macht dieser Vergleich keinen Sinn. In China muss die Ware um Hafen transportiert werden. Die Lebensmittel werden nicht am Hafen produziert. Somit hinkt der Vergleich. Komisch, dass ein Öko-Insitut solche Einflussfaktoren ignoriert.
 
Chris

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Interessante Gedanken

Ich kann dem Duckhome Dowloadbefehl eigentlich nur zustimmen. Man erhält ein interessantes Interview mit der Journalistin Kathrin Hartmann. Ihre These: Spenden und Wohltaten wie die Tafeln, Mikrokredite, Fair Trade sind eher schädlich als das sie Nützen. Sie ändern nichts an dem System Armut, sondern schwächen nur die Folgen ab. Ihrer Meinung nach wurden die wesentlichen Errungenschaften der Sozialstaaten und Arbeitnehmerrechte eben nicht durch Konsum, sondern durch Demonstration und Kampf erreicht. Damit hat sie nicht ganz Unrecht.
Folgt man ihrer Kritik kommt man zum folgenden Schluss. Wenn man versucht Armut durch Spenden, Mikrokredite, etc. zu mildern (wie es z.B. ein Herr Sloderijk fordert) schiebt man die Verantwortung arm zu sein gewissermaßen den Armen zu. Diese sind arm und es wird Ihnen entweder geholfen, oder sie müssen sich selbst helfen. So oder so sind sie von dem Willen und der Gutmenschlichkeit privater Unternehmen oder Menschen abhängig. Im Falle von Mirkokrediten wird dabei noch prächtig von Banken verdient (es soll laut Hartmann bis zu 10% Rendite auf diese sozialen Anlageformen geben).

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Scripted Reality funktioniert

Jeder zweite Deutsche daran glaubt, dass es Hartz 4 Empfänger bequem haben. Das zeigt, dass die nachmittaglichen scripted Reality Soaps und reißerische Meldungen aus den Medien (z.B. der Bildzeitung) Wirkung zeigen. Langweilig arme Menschen die sich um einen Beruf bemühen, krank sind, oder Arbeiten und so wenig verdienen, dass sie Hartz 4 beziehen um leben zu können, sind eben nicht interessant.
Das nur jeder Zweite an das bequeme Hartz 4 glaubt zeigt in meinen Augen zudem, dass wahrscheinlich knapp 50% der Bevölkerung einen mehr oder weniger nahen Bezug dazu haben. Es wäre interessant zu sehen wie sich die Meinung nach Einkommen staffelt. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Zahl der Gläubigen mit der Höhe des Einkommens steigt. Die Kommentare bei SPON legen das Nahe.
 
Chris

Dienstag, 16. Oktober 2012

Internetpranger

Abschreckung statt Prävention, das ist das Mittel auf das Staaten immer häufiger setzen. Statt Jugendliche zu fördern, Kinder frühzeitig aus Haushalten zu holen in denen sie Missbraucht oder vernachlässigt werden, stellt man die daraus resultierenden Straftäter lieber an den Pranger. Bei kleinen Diebstählen mag dies eventuell noch funktionieren. Bei Triebtätern sieht die Sache anders aus. Sexualstraftäter sind meist solche. Kommen sie ins Gefängnis und wurden therapiert, sind die Chancen auf ein normales Leben oft gegeben. Stellt man sie an den Pranger, gilt dies nicht mehr. Auch nach Fehlurteilen muss sich der Gedanke erst durchsetzen, dass die falsch verurteilte Person kein Täter sondern ein Opfer ist. Wer garantiert das? Wer entschädigt für das zugefügte psychische Leid? Der Plan einen Internetpranger in Großbritannien einzuführen ist nicht modern, eher mittelalterlich. Durch diese Maßnahme ändert sich nichts. Nicht die Sicherheit, nicht die Menge der Straftaten. Es gibt nur der voyeuristischen Bevölkerung die Möglichkeit an den Untaten böser Menschen zu laben.
 
Chris

Montag, 15. Oktober 2012

Sparpreise für Unternehmen

Die FDP ist schon verdammt clever. Erst deckt sie die Sparpreise für energieintensive Unternehmen. Dann springt sie auf den Zug gegen zu hohe Strompreise auf. Diese will sie senken indem die Energiesteuer gesenkt wird. Die energieintensiven Unternehmen profitieren doppelt, da sie besonders viel Strom verbrauchen. Das wird dann von der FDP als Unterstützung für arme Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen verkauft. Sozial al la FDP eben. 
Streng genommen müsste die FDP die Abschaffung der Sparpreise fordern. Sie stellen eine Verzerrung des Wettbewerbs dar. Wieso zahlen manche Unternehmen und manche nicht? Der Markt sollte bestimmen, welches Unternehmen lebensfähig ist und welches nicht. So zumindest der Glaube der FDP wenn es um die Reduktion der Sozialleistungen und den Abbau der Arbeitnehmerrechte geht. Zusätzlich ermuntert eine solche Preisreduktion Unternehmen nicht zum Sparen.

Chris

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Erbschaftsteuer verfassungswidrig?

Der BFH, das höchste deutsche Gericht für Steuerfragen, beanstandete, dass Betriebsvermögen weitgehend oder vollständig von der Erbschaftsteuer verschont werde. Dies sei eine „verfassungswidrige Überprivilegierung“. Zulässig wäre eine so weitgehende Verschonung nur, wenn die Weiterführung von Unternehmen durch die Erbschaftsteuer sonst in der Regel gefährdet wäre, wofür es aber keine Anhaltspunkte gebe.
 
Endlich wird von einem Gericht die Ausrede "Wir müssen Arbeitsplätze und Unternehmen schützen" zur Erbschaftssteuervermeidung in Frage gestellt. Mir kann niemand erzählen, dass ein Unternehmen bei einer moderaten Erbschaftssteuer und einer vernünftigen Steuerfreibetragshöhe nicht einige Prozent Versteuerung vertragen kann. Vor allem tritt eine solche Vererbung nicht spontan auf, sondern ist planbar. Auch die Zahlung der Steuer kann oder könnte man über einen gewissen Zeitraum laufen lassen. Eine Zerstörung der Familienbetriebe wird daraus nicht resultieren.
 
Chris

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Ohne viele Worte

Mal wieder Oswald Metzger. Seiner Ansicht nach stellt Deutschland kein zentrales Problem der Eurokrise dar.
 
Deutschland ist auch keine Volkswirtschaft, in der systematisch Lohndumping praktiziert wird.

Wenn in Deutschland kein Lohndumping betrieben wird warum
  • arbeiten dann so viele Menschen im Niedriglohnsektor,
  • sind die Reallöhne seit Jahren nicht gestiegen,
  • werden die niedrige Löhne über Kombilöhne subventioniert,
  • wird kein Mindestlohn verabschiedet,
  • wurden Gesetze zur Leiharbeit massiv aufgeweicht,
  • ...?
 
Diese Politik gibt Metzger sogar zu
Wir liegen nach wie vor im europäischen Vergleich der Lohn- und Lohnnebenkosten im oberen Drittel.
 

Bei uns stagnierten mehr als 15 Jahre lang die Masseneinkommen, während sie in vielen europäischen Partnerländern real kräftig aufwuchsen. Bei uns wurde der Arbeitsmarkt dereguliert, das Rentenniveau abgesenkt und das Renteneintrittsalter erhöht. Diese Leistung müssen andere Länder auf dem Weg zur Wiedergewinnung ihrer eigenen Wettbewerbsfähigkeit jetzt selbst erbringen.


Eine Lohndumpingpolitik erkennt er nicht. Die Begründung, dass die Lohnkosten und Lohnnebenkosten im europäischen Vergleich immer noch hoch sind, ist absurd. Diese sind  irrelevant. Die Frage ist ob 3000 Euro Lohn pro Monat viel oder wenig ist? In erster Linie kommt das auf die Produktivität an. Deutschland ist deutlich produktiver als viele andere Länder. Wenn nun die Löhne stagnieren, werden die Produkte billiger. Metzger lügt nicht bei seinen Aussagen und das ist das Schlimme. Er lässt gezielt Informationen weg und kann so durch eine selektive Auswahl der Fakten sein Weltbild untermauern.
 
Dieses Weltbild besteht aus dem Dogma der Wettbewerbsfähigkeit. Dabei begreift er nicht, dass Wettbewerbsfähigkeit eine relative Größe ist. Es können nicht alle Volkswirtschaften gleichzeitig wettbewerbsfähiger werden. Das funktioniert nicht. Somit können die Arbeitsmarkt- und Rentenreformen nicht als Erfolgsstory gleichzeitig in alle anderen Länder exportiert werden. Allen Menschen in diesen Ländern würde es schlechter gehen und man hätte nichts gewonnen. Heiner Flassbeck nutzt zur Veranschaulichung das Kinogleichnis. Wenn eine Person im Kino aufsteht sieht diese besser. Stehen alle auf dann sieht niemand mehr besser, aber für alle ist es unbequemer.
 
Chris

Montag, 8. Oktober 2012

Was so passiert

 
Diesmal handelt der Podcast über das Thema Drohnen. Ist auf jeden Fall hörenswert, auch wenn man sich nicht für Waffen und Kriegsführung interessiert.
 
 
Aber nicht etwa, weil die Masse der Menschen weniger Einkommen hat, sondern weil
 
Der Verbraucherpreisindex große Anschaffungen wie Immobilien nicht abbildet
 
Wie viele Menschen in Deutschland dies tatsächlich betrifft schreibt er nicht. Auch der nächste Punkt des Beraters ist interessant.
 
Mayer sieht eine Spekulationsblase bei deutschen und amerikanischen Staatsanleihen. Die Folge seien niedrige Zinsen, die an den Ersparnissen der Bürger zehren.
 
Folgen wir der Logik. Es wird sich über die hohen Staatsschulden Sorgen gemacht. Diese sollen reduziert werden. Dabei sind die niedrigen Zinsen bei deutschen und amerikanischen Staatsanleihen ein Zeichen dafür, dass die Nachfrage hoch ist. Zum Beispiel von Lebensversicherungen
 
Wer streng regulierte Produkte wie Lebensversicherungen kaufe, werde in Anleihen gezwungen, wo die Niedrigzinsen voll zuschlagen.
 
Mich würde es nicht wundern, wenn demnächst die Forderung nach der Aufweichung dieser Regeln kommt. Es geht den Banken und Versicherungen auch nicht darum eine vernünftige Rente zu zahlen, sondern Geld zu verdienen. Die aktuellen Zinsen geben das kaum her. Also weg mit der Sicherheit.
 
 
Diese Meldung verdeutlicht zwei Dinge. Zum Einen funktioniert die Propaganda des engeren Gürtels immer noch. Zum Anderen existiert der immer wieder unterstellte Egoismus der älteren Generation, welche eine hohe Rente haben will und damit die arbeitende Generation ausblutet, nicht.
 
 
Gratulation Herr Steinbrück. So macht man sich Populär und wird Bundeskanzler. Jeder kleine Beamte muss seine Nebentätigkeiten offenlegen damit nicht der Verdacht entsteht er könnte korrupt sein. Für einen Bundeskanzlerkandidaten, welcher zudem vom Volk (zumindest teilweise) bezahlt wird gilt das natürlich nicht.
 
Chris

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Zweite Seite der Schuldenmedaille

Sehr polemisch wird im Focus über die zu hohe Verschuldung der Staaten geschrieben. Dabei wird sich zusätzlich mit dem Trick der zukünftigen Verpflichtungen, den impliziten Schulden, beholfen. Trick deshalb, weil die impliziten Einnahmen nicht aufgestellt werden. Somit ist das Ganze Meinungsmache und keineswegs seriös. Die für mich entscheidende Aussage ist:

Es hat überall im Westen zu viel Verschuldung gegeben. Und das hatte auch damit zu tun, dass Kapital zu billig war.

Anders ausgedrückt bedeutet der Schriftzug des Focus: "Überall im Westen gibt es zu viel Kapital, welches nach Anlagemöglichkeiten giert." Das heißt, es gibt zu viel Vermögen. Da Schulden und Geldvermögen in der Summe Null sein müssen, kann man niemals die eine Seite anprangern und die andere ignorieren. Als studierter Volkswirt sollte das der Finanzexperte Uli Dönch eigentlich wissen. Allerdings kann man dann nicht dramatisieren und seine ideologischen Vorstellungen zum Sozialabbau, wie z.B.

Welche sozialen Annehmlichkeiten werden wir uns dauerhaft noch leisten können? Welche staatlichen und sozialen Leistungen sind uns wirklich wichtig – wie halten wir es mit bis zu 30 Tagen bezahltem Urlaub 

argumentativ nicht verteidigen.

Chris
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Gefährliche Schuldenillusion: Wie hart Deutschland wirklich sparen muss - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/finanzen/doenchkolumne/gefaehrliche-schuldenillusion-wie-hart-deutschland-wirklich-sparen-muss_aid_830521.html
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Gefährliche Schuldenillusion: Wie hart Deutschland wirklich sparen muss - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/finanzen/doenchkolumne/gefaehrliche-schuldenillusion-wie-hart-deutschland-wirklich-sparen-muss_aid_830521.html

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Probleme der Wasserstoffwirtschaft

Des Öfteren las ich schon, dass die Wasserstoffwirtschaft eigentlich nur von den großen Konzernen verhindert werden würde. Wasserstoff als Element kennt man schon lange. Verbrennt man diesen entsteht Wärme und Wasser. Nutzt man eine Brennstoffzelle kann man direkt elektrischen Strom gewinnen und es entsteht ebenfalls Wasser. Diese beiden Möglichkeiten haben einen gewissen Charme. Kohlendioxid kommt nicht mehr vor und die Umwelt kann so entlastet werden. Aus diesem Grund ist die These, dass die bösen Großkonzerne (nicht das ich sie leiden könnte) eine auf Wasserstoff basierende Technologie nicht nutzen würde praktikabel. Diese Konzerne wollen lieber ihre umweltverschmutzenden Verfahren beibehalten, da alles andere erst einmal Geld kosten würde. Das Schöne an dieser These ist, dass sie teilweise sogar stimmt. Allerdings werden bei dem Ideal der Wasserstoffwirtschaft einige Probleme komplett ausgeblendet.