Montag, 8. August 2011

Neulich im Stau

Staus sind nervig. Meist ist nicht einmal klar warum sie entstehen. Selbst wenn es zur Reduzierung der Spuren kommt könnten Staus vermieden werden, wenn nicht jeder an sich selbst denken und sich an die Regeln halten würde. Im Stau hat man Zeit nachzudenken. Es fallen die kleinen Parallelen zur Wirtschaft auf. So lange alles frei ist und jeder auf der Autobahn fahren kann wie er will, kommen alle gut voran. In diesem Fall trägt jeder das Risiko und die Kosten für den höheren Verbrauch. Kommt es zu einem Stau funktioniert die ganze Sache nicht mehr. Egoistisches Handeln führt eher dazu, dass sich der Stau verlängert. Einzelne kommen etwas schneller als die Anderen voran. Allerdings würde ein geregelter Ablauf ohne ständiges Spurwechseln und das Ausnutzen aller Spuren bis zum Ende für alle eine höhere Geschwindigkeit erlauben. Das heißt, dass der Egoismus eigentlich allen schadet. Selbst denjenigen die schneller als die anderen voran kommen. Denn diese leiden unter den Egoisten weiter vorne. In der Marktwirtschaft wird argumentiert, dass Egoismus immer zum Ziel führt und zu einer bestmöglichen Allokation der Ressourcen führt. Allerdings glaube ich, dass dies nur zutrifft so lange kein Stau, d.h. keine Krise, existiert. Liegt eine solche vor, vergessen Prediger der freien Marktwirtschaft gerne ihr Geschwätz von gestern und schlüpfen zum Beispiel unter Rettungsschirme. Egostisch verschwenden sie Milliarden und bremsen den restliche Wirtschaftsverkehr aus, anstatt sich an die Regeln des Verkehrs zu halten. Egoismus kann, aber muss nicht Zielführend sein sollte deshalb das Fazit sein. 

Chris

4 Kommentare:

  1. Oh das ist wirklich ein gutes Beispiel für Spieltheorie.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Spieltheorie
    Dieser Sachverhalt ist unter Wirtschafts-wissenschaftler aber schon lange bekannt und auch eingehend erforscht.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Gefangenendilemma

    Wenn jeder rational ist und nur an sich denkt, bedeutet das nicht, daß die Gesammtwohlfahrt auch am höchsten ist. Das Problem ist nur, daß sich jeder einzelne seine Situation auf Kosten der anderen verbessern kann. Zumindest, wenn man am Spiel nur endlich oft teilnimmt. Und die Wahrscheinlichkeit für immer mit den anderen Leuten im Stau zu stehen, ist doch eher gering. ;-)
    Egosimus schadet einem selbst eben gerade nicht. Nur alle anderen müssen, zumindest in so einem Modell, überproportional darunter leiden.

    Trtozdem sprechen sich Wirtschaftswissen-schaftler für den Markt aus. Dieses Verhalten hat nämlich rein gar nichts mit dem Wirtschaftssystem zu tun. Die Menschen verhalten sich so, weil Menschen eben egoistisch sind, ganz gleich, ob sie nun in Nordkorea oder Amerika wohnen.

    AntwortenLöschen
  2. "Die Menschen verhalten sich so, weil Menschen eben egoistisch sind, ganz gleich, ob sie nun in Nordkorea oder Amerika wohnen."

    Das halte ich für eine sehr harte verallgemeinernde Aussage der Wirtschaftswissenschaften. Egoistisch ist ein Mensch in meinen Augen gerade dann, wenn er die Konsequenzen (wie auf einem anonymen Markt) nicht sieht. Wenn jemand hungert und vor einem stirbt, dann würde jeder Mensch den Egoismus vergessen und diesem Menschen etwas zu Essen geben. Wenn der Markt dies bewirkt und ich ihn nicht sehe ist es mir egal.

    AntwortenLöschen
  3. Das war natürlich schon etwas verallgemeinert. Auch egoistische Menschen haben ein Interesse daran, mit ihrer Umgebung einigermaßen klar zu kommen. Und man hat auch Mitleid, wenn es vor der Haustür passiert.
    Andererseits, wen interessierte denn schon Dafur oder damals Ruanda? Was in Somalia passierte war den Menschen auch egal. Und niemand kümmert sich um die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien, Myanmar oder Syrien.

    Mir ist schon klar, daß ich ein zynischer Mensch bin, doch ich halte es da mehr mit George Bernard Shaw: "The power of accurate observation is commonly called cynicism by those who have not got it."

    Was würde ich doch nur ohne meinen reichhaltigen Vorrat an Zitaten tun. ;-)

    AntwortenLöschen
  4. Die Frage ist ob man es hinnehmen will, oder ob man etwas ändern möchte. Man kann ja versuchen die Probleme in die Köpfe der Menschen zu bringen. Das dies möglich ist zeigt das Beispiel des Tierschutzes. Es gibt heutzutage wesentlich weniger Tierexperimente, Elfenbein wird kaum noch getragen, etc. Einen Nutzen haben die Menschen davon kaum. Egoistisch gesehen wären Tierexperimente von Vorteil, denn man könnte viel schneller Studien durchführen. Aber dadurch, dass die Menschen Mitleid haben und Tiere etwas persönliches bekamen wird es zum Tabu. Warum sollte dies in der Wirtschaft nicht auch möglich sein?

    AntwortenLöschen