Donnerstag, 18. Oktober 2012

Interessante Gedanken

Ich kann dem Duckhome Dowloadbefehl eigentlich nur zustimmen. Man erhält ein interessantes Interview mit der Journalistin Kathrin Hartmann. Ihre These: Spenden und Wohltaten wie die Tafeln, Mikrokredite, Fair Trade sind eher schädlich als das sie Nützen. Sie ändern nichts an dem System Armut, sondern schwächen nur die Folgen ab. Ihrer Meinung nach wurden die wesentlichen Errungenschaften der Sozialstaaten und Arbeitnehmerrechte eben nicht durch Konsum, sondern durch Demonstration und Kampf erreicht. Damit hat sie nicht ganz Unrecht.
Folgt man ihrer Kritik kommt man zum folgenden Schluss. Wenn man versucht Armut durch Spenden, Mikrokredite, etc. zu mildern (wie es z.B. ein Herr Sloderijk fordert) schiebt man die Verantwortung arm zu sein gewissermaßen den Armen zu. Diese sind arm und es wird Ihnen entweder geholfen, oder sie müssen sich selbst helfen. So oder so sind sie von dem Willen und der Gutmenschlichkeit privater Unternehmen oder Menschen abhängig. Im Falle von Mirkokrediten wird dabei noch prächtig von Banken verdient (es soll laut Hartmann bis zu 10% Rendite auf diese sozialen Anlageformen geben).
Bei den kritisierten Maßnahmen werden nach Hartmann die Grundstrukturen nicht angegriffen. Es wird nicht gefragt ob der Verteilungsschlüssel einer Gesellschaften in Ordnung ist. Es wird nicht gefragt, ob die Arbeitsrechte für die Menschen ausreichen und/oder hinreichend durchgesetzt werden. Es wird nicht gefragt, ob der Handel und die Spekulation mit allen Gütern (auch Lebensmitteln und Land) Sinn macht. Es wird nicht gefragt, ob eine Gesellschaft Superreiche finanzieren muss, etc.
Hartmann bringt viele interessante Ansätze. Mit dem Punkt, dass Armut immer nur ein Verteilungsproblem sei stimme ich absolut überein. Paul Krugmann beschreibt in seinem Buch "The Conscience of Liberal" die Great Compression. In dieser Zeit wurde im Grunde nachgewiesen, dass eine hohe Besteuerung der Reichen zu einer Verringerung der Armut und mehr Gleichheit innerhalb der Gesellschaft führt. Gleichzeitig stagnierte nicht, wie von vielen Neoliberalen befürchtet, die Wirtschaft, sondern sie boomte. Dieses eine Beispiel zeigt, dass Verteilung immer eine Frage des gesellschaftlichen Konsens ist. Der Aktuelle besteht darin, dass wir jedem Menschen zusprechen so viel besitzen zu dürfen wie er will. Aufgrund der endlichen Güter bedeutet dies, dass eine kleine Gruppe sehr viel und eine große Gruppe sehr wenig besitzt. Beide Gruppen leben auf Kosten der Gesellschaft. Je nachdem ob sie viel oder wenig erwirtschaften haben sie sozusagen eine positive gesellschaftliche Rendite oder eben eine negative. Sowohl die sehr armen als auch die Reichen haben eine positive Rendite. Die Höhe dieser Rendite ist extrem unterschiedlich. Als Gesellschaft muss man sich fragen, wie viel positive Rendite einzelne Personen haben dürfen. Bezüglich armer Menschen wird dies regelmäßig gemacht; bei den Reichen eher selten.
Ich denke genau dies sind die Gedanken die Hartmann anregen will. Man soll nicht alles als gegeben hinnehmen. Auch die heutigen Strukturen wurden erkämpft und sind nicht vom Himmel gefallen. Wieso sollte man sie nicht im positiven Sinne weiter gestalten können?
 
Chris

2 Kommentare:

  1. Was mir immer fehlt, ist eine Analyse der Ursachen des neoliberalen Siegeszuges. War es wirklich bloß die Ölkrise, die die Inflation nach oben trieb und die Politik des deficit spending unwirksam werden ließ? Selbst wenn es so wäre, bleiben die Linkskeynesianer eine Antwort auf die Ölkrise schuldig. Auf mich wirken die Beschwörer des Sozialstaates daher immer seltsam hilflos und rückwärtsgewandt.

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    1. Ich denke eine eindeutige Antwort gibt es wohl nicht. Die Ursachen für den Start und Erfolg der neoliberalen Bewegung werden vielschichtig sein. Zum Einen werden wirtschaftliche Ursachen eine Rolle spielen, zum Anderen gesellschaftliche Umbrüche wie z.B. die 68er oder die Menschenrechtsbewegung.

      "Selbst wenn es so wäre, bleiben die Linkskeynesianer eine Antwort auf die Ölkrise schuldig"
      Wahrscheinlich gibt es keinen eindeutige Antwort. Die Frage ist, wer kann sein Unwissen besser verkaufen. Da liegen die neoliberalen eindeutig vorne. Sie behaupten zwar, dass sie Fehler machen, geben aber vor nichts von den Menschen zu wollen (keine Regeln, keine Steuern, etc.). Vielleicht wird Ihnen deshalb "verziehen". Keynsianer wollen mittels staatlicher Eingriffe die Wirtschaft stabilisieren. Da Menschen lokal und nicht global denken, sehen sie den mitteelfristigen Vorteil nicht, nur den kurzfristigen Nachteil.

      "rückwärtsgewandt"
      Was nicht unbedingt schlecht sein muss.

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