Mittwoch, 10. Oktober 2012

Ohne viele Worte

Mal wieder Oswald Metzger. Seiner Ansicht nach stellt Deutschland kein zentrales Problem der Eurokrise dar.
 
Deutschland ist auch keine Volkswirtschaft, in der systematisch Lohndumping praktiziert wird.

Wenn in Deutschland kein Lohndumping betrieben wird warum
  • arbeiten dann so viele Menschen im Niedriglohnsektor,
  • sind die Reallöhne seit Jahren nicht gestiegen,
  • werden die niedrige Löhne über Kombilöhne subventioniert,
  • wird kein Mindestlohn verabschiedet,
  • wurden Gesetze zur Leiharbeit massiv aufgeweicht,
  • ...?
 
Diese Politik gibt Metzger sogar zu
Wir liegen nach wie vor im europäischen Vergleich der Lohn- und Lohnnebenkosten im oberen Drittel.
 

Bei uns stagnierten mehr als 15 Jahre lang die Masseneinkommen, während sie in vielen europäischen Partnerländern real kräftig aufwuchsen. Bei uns wurde der Arbeitsmarkt dereguliert, das Rentenniveau abgesenkt und das Renteneintrittsalter erhöht. Diese Leistung müssen andere Länder auf dem Weg zur Wiedergewinnung ihrer eigenen Wettbewerbsfähigkeit jetzt selbst erbringen.


Eine Lohndumpingpolitik erkennt er nicht. Die Begründung, dass die Lohnkosten und Lohnnebenkosten im europäischen Vergleich immer noch hoch sind, ist absurd. Diese sind  irrelevant. Die Frage ist ob 3000 Euro Lohn pro Monat viel oder wenig ist? In erster Linie kommt das auf die Produktivität an. Deutschland ist deutlich produktiver als viele andere Länder. Wenn nun die Löhne stagnieren, werden die Produkte billiger. Metzger lügt nicht bei seinen Aussagen und das ist das Schlimme. Er lässt gezielt Informationen weg und kann so durch eine selektive Auswahl der Fakten sein Weltbild untermauern.
 
Dieses Weltbild besteht aus dem Dogma der Wettbewerbsfähigkeit. Dabei begreift er nicht, dass Wettbewerbsfähigkeit eine relative Größe ist. Es können nicht alle Volkswirtschaften gleichzeitig wettbewerbsfähiger werden. Das funktioniert nicht. Somit können die Arbeitsmarkt- und Rentenreformen nicht als Erfolgsstory gleichzeitig in alle anderen Länder exportiert werden. Allen Menschen in diesen Ländern würde es schlechter gehen und man hätte nichts gewonnen. Heiner Flassbeck nutzt zur Veranschaulichung das Kinogleichnis. Wenn eine Person im Kino aufsteht sieht diese besser. Stehen alle auf dann sieht niemand mehr besser, aber für alle ist es unbequemer.
 
Chris

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