Freitag, 4. März 2011

Anmerkung zur Reallohnentwicklung

Hier ein Kurzabriss zu Forschungsergebnissen des IFO-Institutes unter der Leitung von Hans-Werner Sinn. Eine Vermutung zum sinken des Reallohnwachstums wird gleich am Anfang geliefert.

Das liegt vermutlich an den Kräften der Globalisierung, die Deutschland mit einer
immer heftiger werdenden Niedriglohnkonkurrenz bedrängen.

Eine Erklärung, warum die Löhne auf dem Binnenmarkt sinken, welche gar nicht im Konkurrenzkampf zum Ausland stehen ergibt sich daraus nicht. Mit Abbildung 1 widerlegt Sinn seine späteren Thesen zur Lohnentwicklung teilweise. Abbildung 1 zeigt, dass der Anteil der Löhne am Volkseinkommen sinkt. Die These Sinns ist, dass der Durchschnittslohn zwar sinkt aber dadurch das die Zahl der Menschen in Arbeit steigt, das Gesamteinkommen ebenfalls steigt. Nur die vielen Niedriglöhne und Teilzeitstellen drücken den Durchschnittslohn, aber nicht das Einkommen.

Das hat zwar den Durchschnitt gesenkt und erklärt die geringe Zunahme der Nettorealeinkommen, doch besagt es nicht, dass hier eine problematische Entwicklung eingetreten wäre, die man korrigieren muss.

In Abbildung 3 und 4 kommt Sinn auf die Entwicklung der Löhne seit 1970 zu sprechen. Zu Recht rechnet er Effekte wie tarifliche Arbeitszeitverkürzungen mit ein und zeigt, dass aus diesem Grund die Löhne/Stunde seit 1970 stärker gestiegen sind. Die Entwicklung der letzten 10 Jahre lässt er allerdings außen vor. Dort stagnieren, bzw. sinken die Löhne egal wie man rechnet. Dies liegt an der Umwandlung von Vollzeitstellen in Teilzeitstellen, den 1 Euro Jobs. Da real wie in Abbildung 1 gezeigt der Anteil der Löhne am Volkseinkommen sinkt bleibt die Lohnsteigerung offensichtlich hinter der Produktivitätssteigerung zurück. Dies schlägt sich natürlich direkt im Einzelhandelsumatz nieder. Dieser liegt mit einer Steigerung von 2% in 10 Jahren unter dem Inflationsausgleich. Dies ist ebenfalls ein Indiz, dass die Kaufkraft der Masse sinkt (worauf Abbildung 1 hinweist).
Zum Schluss wird der Mindestlohn ins Visier genommen. Nur eines ist sicher beim Mindestlohn, dass weder positive noch negative Effekte eindeutig belegt worden sind. Sinn zitiert eine Quelle aus eigenem Haus. Die durchgeführte Studie hat in meinen Augen überhaupt keinerlei Aussagekraft. Sie basiert auf Modellannahmen (Arbeitsnachfrageelastizitäten). Nehme ich ein anderes Modell erhalte ich zwangsläufig andere Ergebnisse. Da innerhalb der Studie kein reales Experiment durchgeführt werden kann ist sie spekulativ und nicht wie Sinn meint:

eine extrem seriöse und belastbare Schätzung

Chris

2 Kommentare:

  1. "Eine Erklärung, warum die Löhne auf dem Binnenmarkt sinken, welche gar nicht im Konkurrenzkampf zum Ausland stehen ergibt sich daraus nicht."

    Es handelt sich um einen trivialen Anpassungs- bzw. Ausgleichsprozeß: Das ausländische Preisniveau beeinflußt das inländische. Und natürlich auch umgekehrt.

    Was den Mindestlohn anbelangt: Wird er zu hoch angesetzt (höher als bei freier Preisbildung), entsteht tendenziell Arbeitslosigkeit. Liegt er darunter, ist er bedeutungslos.

    Sozialisten glauben unerschütterlich, ökonomische Kräfte per Dekret abändern zu können. Und lernen aus der dabei gemachten negativen Erfahrung nichts. Aber das ist eine andere Geschichte...

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  2. "Was den Mindestlohn anbelangt: Wird er zu hoch angesetzt (höher als bei freier Preisbildung), entsteht tendenziell Arbeitslosigkeit."

    Das konnten empirische Studien leider nicht eindeutig belegen, noch widerlegen. Die Nutzung von theoretischen Modellen verbietet sich somit von selbst als Beweis. Neuere Studien zeigen allerdings, dass Mindestlöhne eher nicht Schaden. In der Summe bringen sie für den Arbeitsmarkt zwar auch nicht so viel, aber den Menschen mehr Lohn.

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