Montag, 22. Februar 2010

Zu einfache Welt

Ein schönes Beispiel der beleglosen Argumentation neoliberaler Ideologen habe ich hier gefunden.
Es soll durch einen langen Text (welches sehr selten ist auf solcher Art Internetseiten) bewiesen werden, dass höhere Löhne die Wirtschaft schwächen und eigentlich die Lohnquote herunter muss das Land zu retten. Es wird dabei immer von überdimensionierten Lohnerhöhungen gesprochen. Was das sein soll kommt nicht heraus. Sind das 1% oder 100%? Wer weiß das eigentlich? Ich denke niemand. Ein Unternehmen, welches 3-5% nicht verkraften kann ist nicht gesund. Vor allem dann nicht wenn die Gewinne ein deutliches Signal sprechen. Nehmen wir uns einige sehr fundierte Argumente vor.

Nicht nur das aktuelle, sondern auch das in Zukunft erwartete Einkommen bestimmt die Konsumbereitschaft

Das mag ja stimmen, aber im Moment sieht es auch mit den niedrigen Löhnen nicht rosig aus. Wenn die Löhne vor allem im Niedriglohnbereich steigen wird auf jeden Fall konsumiert. Denn wer am Ende des Monats aktuell nichts mehr auf dem Konto hat wird die Mehreinnahmen für längst fällige Güter verwenden bevor er massiv spart.

Lohnerhöhungen führen zu Preiserhöhungen

Ohne Quelle oder Grund wird dies angeführt. Zwangsläufig ist dabei gar nichts. Die Preise steigen erst, wenn die Kosten massiv explodieren oder die Güter rar werden. Beides ist in Deutschland wohl kaum durch gute Lohnerhöhungen zu erreichen. Die Produktionsauslastung liegt deutlich unter 100% (70% S. 17) somit würde die Produktivität steigen und die Kosten kompensiert werden (zumindest teilweise).

Die Nachfrage nach inländischen Konsumgütern steigt nicht im Ausmaß der Lohnerhöhungen

Stimmt ganz bestimmt. Ähnliches ist bei den Steuersenkungen zu erwarten. Allerdings sehe ich das Problem dabei nicht. Denn mit höheren Importausgaben senken wir das viel zu hohe Ungleichgewicht beim Export. Das die Staatsausgaben nicht sinken dürfen, um die Kaufkraft nicht zu drücken ist ebenso klar. Wenn aber Kürzungen von Staatsseite vermieden werden, dann sollte die Kaufkraft in großen Teilen weitergereicht werden aus den Lohnerhöhungen. Irgendwo muss das Geld bleiben.

Es ist bekannt, dass die mit den höheren Staatsausgaben verbundene Steuerlast die Leistungsanreize beeinträchtigt

Es ist bekannt, dass dies immer wieder wiederholt wird. Belege habe ich dafür noch nicht gesehen. Ich verstehe nicht warum ich fleißiger arbeiten sollte, wenn ich ohne Mehrleistung mehr Geld bekomme. Das würde bei niedrigen Steuern zum Beispiel passieren. Sicher freue ich mich, aber als Motivator würde ich das nicht sehen. Vor allem dann nicht, wenn ich daran denke was ich wo mehr bezahlen muss im Gegenzug.

Zudem muss gefragt werden, wie hoch die Sickerverluste durch Verwaltungsineffizienzen und die zusätzliche Bürokratie sind.

Wie man bei vielen PPP Projekten ja sieht. Es ist und bleibt ein Mythos und ist nirgendwo belegt.
(Böckler Impuls, Blätter für deutsche und internationale Politik, NGO-online)
Zeiten der dringend notwendigen Haushaltskonsolidierungen
Wer definiert dieses "dringend"? Es wird behauptet und nie belegt


Wenn also die Löhne unten bleiben folgt dann

Unternehmen hierzulande keine zusätzlichen Kostennachteile

Wenn die Löhne im ganzen Land steigen wieso haben dann die Firmen gegeneinander gesehen Nachteile? Nur der Export würde verlieren. Da ist aber die Frage ob das nicht verschmerzbar ist. Schließlich leihen wir Griechenland das Geld zurück was wir an ihnen verdient haben. Aber die Exportgüter stehen immer noch da. Ich muss sagen da wäre ich lieber Griechenland als Deutschland.

Keine Verschärfung des Rationalisierungsdrucks

Ebenfalls kein Problem. Rationalisierung bringt den technischen Fortschritt und damit verbunden Arbeit. Sind wir nicht ein Hochtechnologieland. Wieso sollten wir ein Heer von Arbeitssklaven halten, wenn wir Maschinen bauen können. Unsinnige Argumentation in meinen Augen.

Chris

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