Freitag, 15. April 2011

Die Widerlegung von Mythen ist so einfach

Wenn man sich fragt warum die sozialen Sicherungssysteme unbezahlbar werden, dann sollte man sich diese Statistik ansehen. Seit 1993 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen um 3.2 Millionen gesunken. Diese Abnahme an Einzahlern in die Sozialkassen wurde durch eine Zunahme der Teilzeitstellen um 2.3 Millionen etwas verschleiert. Da häufig nur die Gesamtzahl betrachtet wird sieht die Abnahme der Einzahler nicht so dramatisch aus. Nun kann man sich vorstellen, dass Teilzeitstellen selten so gut bezahlt werden wie Vollzeitstellen. Das heißt, dass selbst wenn man die miserable Lohnentwicklung der letzten Jahre vernachlässigt, es für die Einnahmen bei den sozialen Sicherungssysteme schlechter aussieht. Begründet wird dies durch Überalterung und Ineffizienz der öffentlichen Unternehmen. Beantwortet wird es zum Beispiel mit Privatisierung. Dabei ist klar, dass das Problem am Arbeitsmarkt liegt. Würden die 3.2 Millionen Menschen noch Vollzeit arbeiten gäbe dies ein ordentliches Einnahmeplus. Allerdings würde dies den Raffelhüschens und Riesters die Argumente nehmen ihre Versicherungen zu verkaufen.

Chris

8 Kommentare:

  1. Danke für die Widerlegung des beharrlichen Mythos, dass die Agenda 2010 Vollzeitjobs vernichtet hätte. Wie man ersieht hat die Agenda den Verlust von Vollzeit sogar gestoppt, und zudem legten Teilzeitstellen stärker zu als zuvor - die unterm Strich allesamt aus der Nichterwerbstätigkeit kamen. Noch vor ein paar Wochen hast du anhand einer veralteten IAB-Übersicht (2006) das Gegenteil behauptet.

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  2. "dass die Agenda 2010 Vollzeitjobs vernichtet hätte"
    2003 wurde die Agenda eingeführt. Nehmen wir dieses Jahr als Startwert.
    Dort arbeiteten 24.234 Millionen Menschen Vollzeit. Während des Höhepunktes des letzten Aufschwungs waren es nur 23.407 - 23.712 Millionen (wo man die Grenze setzt). Trotz eines wirtschaftlichen Aufschwungs wurden dennoch keine Vollzeitestellen geschaffen. Das zeigt, dass die Agenda eben nicht der Jobmotor ist wie sie es immer wieder behaupten.

    "zudem legten Teilzeitstellen stärker zu als zuvor"
    Dem habe ich nicht widersprochen. Wenn sie Unternehmen die niedrigen Löhne subventionieren, dann werden sie natürlich mehr Jobs schaffen. Wo ist ihr streben nach dem freien Markt geblieben?

    "das Gegenteil behauptet"
    Wo?
    "In realen Zahlen sieht man, dass sowohl das Arbeitsvolumen als auch die Arbeitsplätze von Vollzeitstellen gesunken sind. Dies ist nachvollziehbar, da zwei 400 Euro Jobs günstiger sind als eine 800 Euro Stelle (für den Arbeitgeber). Aus diesem Grund sinkt die Arbeitslosigkeit ohne die Lebensqualität der Menschen zu verbessern."
    In diesem Zitat aus dem Artikel vom Februar steht wie teilweise die Erhöhung der Teilzeitstellen zustande kommt. Da die Lohnkosten stabil bleiben, bzw. sinken wird die Arbeit einfach auf mehr Personen aufgeteilt. Wo ist der Vorteil der Arbeitnehmer, wenn sie für einen Hungerlohn arbeiten müssen und der Staat ihnen auch noch Geld geben muss? Das reale Aufstiegschancen bestehen konnte, so weit ich es weiß, nicht belegt werden.

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  3. Die relevantesten Änderungen durch die Agenda insb. im Bereich Arbeitsmarkt (Hartz IV, Aufstocker, Zumutbarkeitsregeln, Hinzuverdienst etc. - diejenigen Teile, die nach einseitiger linker Argumentation dafür verantwortlich sein sollen, dass Arbeitnehmer jeden Job annehmen müssten) kamen 2005 - teils Anfang, teils im Oktober. Im Dezember 2003 gab es dazu die Gesetzgebung. Ab 2005/06 gab es keinen weiteren Einbruch bei Vollzeitstellen. Es gab und gibt Missbrauch durch AG, Ausnutzung der verschärften Rechtslage, Splittung und Abbau von Vollzeit - aber eben unterm Strich keinen Verlust von Vollzeit - im Gegenteil. Es kamen mehr Vollzeitstellen dazu als vernichtet wurden. Die Agenda war ein Jobmotor - daran gibts nichts zu zweifeln. Richtig und skandalös ist, dass offizielle Arbeitslosenzahlen verfälscht werden (Ein-Euro-Jobs, Maßnahmen) - aber selbst wenn man dies berücksichtigt, gab es massiven Abbau von Arbeitslosigkeit, wie ich im Freidenker dargestellt hatte: http://bit.ly/fTelPN Dass es noch nicht genug Jobs waren, erst recht nicht genug Vollzeit - das! kann man (zu Recht) kritisieren, aber bitte nicht auf Mythen beharren, die von linker Seite in bezug auf die Agenda penetrant verbreitet werden.

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  4. @Tobias Fuentes
    Träum, und vor allen Dingen, - zähl weiter. Wir sehen uns bei den Argen, Zeitfirmen, Leiharbeitsfirmen, oder an der Tanke, wenn du grade den dritten Job am Tag hinter dir hast, um über die Runden zu kommen. Deine Zahlen sind pure Augenwischerei oder glatter Selbstbetrug. Und du bewegst dich wohlweislich nur innerhalb der Agenda. Vor der Agenda 2010, hat es dies alles gar nicht, oder nur in geringem Umfang gegeben. Der Jobmotor hat offensichtlich Motorschaden. Und mach dir selber den Gefallen, und hör endlich auf mit dem albernen "die Einseitigkeit der linken".... Der Zug ist abgefahren. Das nimmt heute nicht mal mehr der einfachste Stammtischbruder ernst. Die praktischen Erlebnisse der Menschen sprechen eine viel deutlichere Sprache als deine Zahlen. (Und komm mir jetzt nicht mit Sachlichkeit, - da liegt nämlich der Hund in der Pfanne begraben )

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  5. "Ab 2005/06"

    Ihre Idee die Arbeitsmarktreformen für die Entwicklung verantwortlich zu machen sind schon ganz nett. Schaut man sich die Wachstumszahlen an, dann sieht man dass 2006, 2007 richtige Aufschwungjahre waren im Vergleich zu den Vorjahren. Die Weltwirtschaft hat den deutschen Arbeitsmarkt mitgeschleppt. Nichts weiter ist passiert. Deutlich wird dies beim Vergleich 2000. Dort gab es auch ein hohes Wachstum und einen starken Stellenzuwachs. Dort existierte noch keine Agenda. Der rapide Abbau der Vollzeitstellen zwischen 2000-2005 lag am durchschnittlichen Wachstum von unter einem Prozent.

    http://www.dnet.at/elis/Tabellen/arbeitsmarkt/wiinter_bipinter.pdf

    "massiven Abbau von Arbeitslosigkeit"
    Ich weiß nicht wie oft ich das Wiederholen muss, damit auch sie es begreifen. Es gibt kein Problem die Arbeitslosigkeit zu beseitigen. Zwingen sie einfach jeden Menschen für Wasser und Brot zu arbeiten. Was nützt es eine Zwangsarbeit zu haben (nichts anderes ist der Arbeitszwang von Hartz 4), wenn man dafür nicht leben kann. Damit die Arbeitslosenzahlen sinken brauchen sie auch nur umdefinieren was Teilzeitarbeit ist. In manchen Ländern gilt dies, ab der ersten Stunde arbeit. Solche Tricks wurden ebenfalls mit der Agenda eingeführt. Wenn die Senkung der Arbeitslosigkeit so ein Segen wäre, dann frage ich mich warum im Gegenzug die Zahl der Aufstocker so hoch ist und warum die Löhne stagnieren. Ein massiver Abbau von Arbeitslosigkeit würde aufgrund des Mangels an Arbeitskräften die Löhne steigen lassen oder? Wenn sie aus ihrem links rechts Schema ausbrechen würden, dann würden sie dies erkennen. Zeigen sie mir Studien, welche die Agenda Fortschritte belegen.

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  6. Seit der Wende nahmen die Vollzeitstellen stetig ab, sichtlich unabhängig von der "Weltwirtschaft". Beim 2000er-Aufschwung wurden kurzzeitig ca. 0,6 Mio neue Jobs geschaffen, mit der Dotcom-Krise ging es wieder bergab. Seit 05/06 wurden mehr als 1,4 Mio neue Stellen geschaffen. Du magst alles auf die Weltwirtschaft schieben - fein, dann sind wir trotzdem einen Schritt weiter. Anstatt zu behaupten die Agenda hätte Vollzeit vernichtet, müsste es dann richtiger heißen: die Weltwirtschaft hat verhindert, dass sich die Agenda negativ auswirkt. Aber nein, dagegen sträubst du dich.

    Es gibt genug Agenda-Analysen, die sind bekannt - da brauchst du dich nicht wie gewohnt dumm zu stellen und danach zu fragen. Du liest die Übersicht, googelst etwas und in deiner oberflächlichen Art kommt eine halt- und zusammenhanglose "Begründung", warum das alles nicht stimmt.

    Wir hatten/haben eine steigende Aufstockerzahl - bei gleichzeitigem Rückgang der Arbeitslosen und insgesamt einer sinkenden Zahl von Leistungsbeziehern. Die steigende Aufstockerzahl war gewollt und ist insofern positiv, da sie aus der Nichterwerbstätigkeit kommt. Das ist ein Erfolg, wenn auch meinetwegen ein kläglicher. Punkt. Es ist eine Verbesserung. (Niemand ist damit gänzlich zufrieden, die Entwicklung muss weitergehen.) Linke erkennen das nicht an - sie bestreiten die Fakten, verbreiten Unwahrheiten und Horrorszenarien - frei erfunden und paranoid verallgemeinernd - so wie du.

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  7. "Seit 05/06 wurden mehr als 1,4 Mio neue Stellen geschaffen."
    Es wurden in seit 05/06 knapp 400 tausend Vollzeitstellen geschaffen. Dafür im gleichen Zeitraum 1 Millionen Teilzeitstellen. Über die Qualität und die Bezahlung rede ich noch gar nicht.

    "die Weltwirtschaft hat verhindert, dass sich die Agenda negativ auswirkt."
    Gut damit kann ich leben. Das die Vollzeitstellen aufgrund der Agenda sinken habe ich auch nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, dass die Vollzeitestellen bezüglich beider verglichener Zyklen niedriger war. Durch die Normierung der DIW Studie konnte man dies nicht erkennen. Eine Kernaussage der Studie ist somit hinfällig geworden. Das, dass DIW unter Klaus Zimmermann nicht gerade objektive Forschung betreibt sieht man hier
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,730244,00.html
    Ich denke, dass dort regelmäßig Ergebnisse angepasst wurden, um die Drittmittelgeldgeber milde zu stimmen.

    "kommt eine halt- und zusammenhanglose "Begründung""
    Leider haben sie auch noch nicht mehr gezeigt.

    "Das ist ein Erfolg, wenn auch meinetwegen ein kläglicher."
    Das ist das lächerlichste Argument das ich seit langem gelesen habe. Dann war der Sozialimus in der DDR auch ein Erfolg. Ein kläglicher, aber ein Erfolg.

    "frei erfunden und paranoid verallgemeinernd"
    Wenn die Argumente ausgehen, dann also so?
    Wer zahlt in die Sozialkassen ein? Sicherlich die sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer. Da Vollzeitarbeitnehmer eher mehr verdienen, als Teilzeitarbeitnehmer ist es klar, dass die Einnahmen der Kassen nicht gerade üppig steigen werden, wenn sich alles zur Teilzeitarbeit verlagert und die Gesamtzahl gesunken ist. Dies ist dann aber kein Demographieproblem, sondern ein Arbeitsmarktproblem. Wo ist diese These frei erfunden und wo ist sie paranoid?

    Auch im Artikel auf den sie sich immer wieder beziehen sehe ich das Problem nicht. Ich kritisiere die eindeutig unsaubere Arbeit des DIW. Sie stellen zwei Diagramme gegenüber, welche unterschiedliche Normierungen besizten. Dann feiern sie den tollen Anstieg durch die Agenda. Das die Werte immer noch deutlich unter dem letzten Zyklus liegen verschweigen sie. Ebenso, dass dieser einen stärkeren Anstieg hätte, hätten sie den Startpunkt im Minimum gewählt. Das ist gezielte Meinungsmanipulation, welche wie man bei ihnen sieht zu wirken scheint. An der Statistik ist nichts falsch. Sie wird aber so gedreht, dass etwas positives herauskommt.

    "Es ist eine Verbesserung."
    Fragen sie die Menschen, welche in dieses System gelangt sind. Sie werden ihnen das Gegenteil erzählen.

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  8. Noch eine Anmerkung, weil ich den Artikel gerade überflogen habe

    http://www.jungewelt.de/2011/04-18/050.php

    10 Millionen Menschen suchen Arbeit. Man kann diese auch suchen, wenn man eine hat. Als ein wesentlicher Grund wird

    "Die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden pro Woche sinken ständig. Gleichzeitig sinkt aber auch die Zahl der wöchentlichen Arbeitsstunden pro Angestelltem. So kann die Zahl der Beschäftigten konstant bleiben oder sogar steigen. Die hohe Teilzeitquote ist ein Ergebnis der Hartz-Reformen."

    genannt.

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