Montag, 25. März 2013

Zitat

Die Gesetze und Bedingungen der Produktion von Vermögen zeigen den Charakter physikalischer Wahrheiten; hier gibt es nichts Wahl- und Willkürliches. Alles von Menschenhand Produzierte muß in der Art und Weise und unter den Bedingungen produziert werden, die durch das Wesen der äußeren Dinge und durch die Eigenschaften der körperlichen und geistigen Bildung der Menschen gegeben sind.
Anders verhält es sich mit der Verteilung des Vermögens. Diese ist eine rein menschliche Einrichtung. Sind die Dinge einmal gegeben, so können die Menschen, einzeln oder in der Gesamtheit, mit ihnen nach Belieben verfahren. Sie können sie zu der Verfügung eines jeden Beliebigen zu beliebigen Bedingungen stellen.

John Stuart Mill

Man kann sich in der Tat nicht des Eindrucks erwehren, dass Mill mit dieser Aussage dem Einzelnen den Anspruch auf die Früchte seiner eigenen Arbeit streitig macht. So hat er es aber nicht gemeint. Er hatte etwas anderes im Sinn. Was ein Mensch auch erwirtschaftet, selbst wenn er es dem Anschein nach ganz alleine tut, ist nie das alleinige Ergebnis seiner eigenen Arbeit, und zwar aus mehreren gewichtigen Gründen: Der Einzelne benutzt die Natur, die nicht seine ist, er benutzt Produktionsmittel, die andere hergestellt haben, in denen das Wissen vieler früherer Innovatoren, Erfinder und Wissenschaftler steckt, und schließlich ist auch das Wissen jedes Einzelnen, wie man effizient wirtschaften kann, ebenfalls nicht das Ergebnis seines eingeborenen Verstandes, sondern etwas, worüber sich viele Generationen vor ihm den Kopf zerbrochen haben. Der einzige Mensch der Erde, für den es zutreffen würde, dass die von ihm hergestellten Dinge das ausschließliche Ergebnis seiner eigenen Anlagen und seiner eigenen „Mühe und Anstrengung“ sind, wäre vielleicht Tarzan, aber der ist nur eine literarische Erfindung. Schon für Robinson Crusoe würde das nicht zutreffen.

Forum Systemfrage 

Anmerkung: Ließt man sich das Zitat und die Schlussfolgerung daraus durch, dann wird klar wie eindimensional die Liberale und Neoliberale denken. Sie setzen munter Dinge vorraus, die nur gesellschaftlich erarbeitet werden konnten. Sie ignorieren Zusammenhänge und geschichtliche Gegebenheiten und interpretieren sie in ihrem Sinne um. Kommt heraus, dass bestimmte staatliche oder gesellschaftliche Institutionen vorteilhaft sind, dann wird es uminterpretiert in "trotz dieser Institutionen läuft es gut".  Fakt ist, die Welt und das Zusammenleben von Menschen ist komplexer als es die österreichischen und neoliberalen Denker wahrhaben wollen. Schwarz/Weiß Lösungen die sie sich wünschen existieren nicht.

Chris

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