Montag, 4. März 2013

Meinungen über Frankreich

Die Meinungsgleichschaltung scheint zu funktionieren. Frankreich gibt  Deutschland die Schuld an der Krise. Damit liegen die Franzosen sicher nicht so weit weg, von der Realität. Damit sage ich nicht, dass die anderen Beteiligten keinerlei Schuld trügen, aber in den deutschen Medien wird der deutsche Anteil an der Misere konsequent ausgeblendet. Wie gut diese mediale Meinungsbildung funktioniert, sieht man am SPON Forum. Hier einige Auszüge:

Würde man in Berlin mal klare Kante zeigen und Tacheles darüber reden, wer den bankrotten Tanker EU finanziell noch über Wasser hält, dann wäre so manche unberechtigte Kritik aus dem Ausland erst gar nicht aufgekommen.
Aber auf die Deutschen kann man seit einigen Jahrzehnten ja so herrlich ablästern, die wehren sich nicht mehr.

Mit dem Finger auf andere zu zeigen, anstatt die Fehler mal bei sich zu suchen, das ist in meinen Augen typisch französisch
Der amerikanische Investor hat es doch neulich überdeutlich ausgedrückt, woran es hakt ( 3 Stunden arbeiten, 1 Stunde Mittag , 3 Stunden diskutieren).
Dazu kommt noch die enorme Streiklust dieses Volkes,
getrieben von realitätsfernen Gewerkschaften.
Renteneintrittsalter 60 Jahre, 35 Stundenwoche, hohe Stundenlöhne, eine Regierung, die stets kräftig dazwischenfunkt (angedachtes Verbot von Werkschließungen, etc.).Für Frankreich wird es noch ganz ganz bitter werden, die haben dann die Wahl zwischen EU Austritt , Rettungsschirm,
und/oder Rückkehr zum matschigen Franc. 


Die Franzosen arbeiten 30 Stunden pro Woche, haben dazu natürlich hohen Mindestlohn, und mit 60 oder 62 Jahren gehen sie in ihren Ruhestand. Darüber hinaus streiken die Franzosen gern und lange,
so dass die ohnehin schon relativ wenige Arbeit in Frankreich noch  weiter abnimmt. Mit einem solchen Leben wie in Frankreich kann es mit der französischen Wirtschaft nur abwärts gehen. Gut für
dort derart sozial gestimmte Politiker, wenn sie die Schuld für  ihre Erfolglosigkeit auf das schlimme Deutschland schieben können! Denn in diesem bösartigen Nachbarstaat werden 40 Stunden pro
Woche oder gar noch mehr gearbeitet, bei Ruhestandsziel 67 Jahre   und plus, weitgehend ohne Streiks. Dass Deutsche auch wegen europäischer Gemeinschaftswährung für Franzosen und andere
schon etwas mitarbeiten müssen, liegt da natürlich auf der Hand,  und dass Deutsche sowieso immer an allem schuld sind, so auch an der lässlichen Arbeitsmoral der Franzosen, darüber
weiß halb Europa Bescheid. 
Das kommt davon...
...wenn ein Schönheitschirurg für die Finanzen verantwortlich ist. Von keiner Sachkenntnis getrübt, aber große Klappe! Als Vertreter der schneidenden Zünfte hat er vielleicht ein lockeres Verhältnis zum Schulden"schnitt". Da werden sich noch manche bei uns verwundert die Augen reiben. Wenn schon Wahnsinn, dann -frei nach Shakespeare - mit Methode. Nichts wie raus aus dem Euro heißt das für DE..

Warum um alles in der Welt plötzlich Deutschland und Frau Merkel an jedem beliebigen Chaos, das sich die jeweiligen Staaten eingebrockt haben, Schuld sein soll, ist mehr als fragwürdig und eher merkwürdig. Egal ob Griechenland, Italien, Spanien, Frankreich oder England-alles Staaten, die vehement auf ihre Souveränität und ihre ureigene Wirtschaftspolitik pochen und plötzlich ist Deutschland Schuld an dem jeweils selbstverschuldeten Bockmist. Diese Staaten haben noch nicht bemerkt, dass Europa in der Welt längst nicht mehr das große Rad drehen kann und seine privilegierte Position längst verloren hat, leben aber munter weiter wie in Kolonialzeiten über ihre Verhältnisse. Offensichtlich sehen sie alle Deutschland als neue Kolonie, die für ihre überzogenen Bedürfnisse aufkommen soll-aber wie um alles in der Welt soll das funktionieren? 

Es gibt natürlich auch einige relativierende und aufklärende Kommentare. Was mir allerdings auffällt, ist, dass das vermeintliche Bildungsbürgertum (Zielgruppe des Spiegels) nicht in Gänze in der Lage ist Zusammenhänge zu begreifen. Die ach so gebildeten, sind nicht in der Lage zu fragen warum etwas geschieht.
Warum sind Schulden ein ein Problem, wenn Geldvermögen keine sind (obwohl die Summe aus beidem Null ist). Warum sind Importdefizite ein Problem, wenn Exportüberschüsse keine darstellen (obwohl auch hier die Summe aller Importe und Exporte weltweit Null ergibt)? Warum besteht die einzige Möglichkeit ein Land wettbewerbsfähig zu kriegen die Löhne zu senken und/oder die Arbeitnehmergesetze aufzuweichen? Warum können nicht alle Länder gleichzeitig wettbewerbsfähiger werden? 
Wenn nur einige dieser Fragen in der Öffentlichkeit diskutiert werden würde, wären wir ein gutes Stück weiter. Menschen brauchen keine Informationen, sondern die richtigen Fragen.

Chris

2 Kommentare:

  1. "...obwohl die Summe aus beidem Null ist)"
    Jaaa, das ist sie(die Summe) aber nur, wenn beide (Schulden und Guthaben) auf dem selben Konto stehen. Da haben Sie wohl etwas mißverstanden, Dottore?
    "Warum besteht die einzige Möglichkeit ein Land wettbewerbsfähig zu kriegen die Löhne zu senken ....."
    Warum wohl? Warum besteht die einzige Möglichkeit, einen Wettlauf zu gewinnen, darin, schneller zu sein als die anderen?
    Immerhin könnte man ja auch eine Höchstgeschwindigkeit vorschreiben.

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  2. "auf dem selben Konto stehen."

    Global gesehen ist die Summe der Geldvermögen (abzüglich des Münzgeldes) und des Schulden Null. Das ist Kontounabhängig.

    "Warum wohl? Warum besteht die einzige Möglichkeit, einen Wettlauf zu gewinnen, darin, schneller zu sein als die anderen?"

    Die Frage ist wie man die Geschwindigkeit erhöht. Man kann ein Rennen gewinnen, indem man die anderen langsamer macht (Einkommen in Deutschland erhöhen). Man kann bessere Schuhe tragen oder schneller rennen (Produktivität erhöhen).
    Stattdessen wird vorgeschlagen, dass die Löhne und Steuern sinken müssen (Peitsche und Doping).

    Der Punkt ist, dass Löhne nur ein Teil der Wahrheit sind. Wie hoch die Löhne sind, ist erst einmal egal. Die Frage ist, wie die Löhne die Kosten der Produkte beeinflussen. Das kann sehr unterschiedlich sein, je nach Produktivität.

    Weiterhin sind Löhne zwar Kosten, aber auch Einkommen der Unternehmen. Eine drastische Senkung der Löhne schadet einer Wirtschaft (siehe Südeuropa, oder Deutschland in den 30ern oder Südamerika in den 80ern, oder beim IWF)

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