Dienstag, 8. Februar 2011

Zitat

Heiner Flassbeck schreibt in seinem Buch 50 Dinge die sie über Wirtschaft wissen sollten gleich am Anfang

Gewinne in dem Sinne, wie sie sich jeder Mensch ohne Ökonomiestudium vorstellt, gibt es in dieser Vorstellungswelt schlicht nicht. Es gibt keinen Vorsprung, den ein Unternehmen vor seinen Konkurrenten erzielen kann, keine temporären Monopolsituationen, keine Marktführerschaft, keine Innovationen, mit denen man anderen Marktanteile abnehmen kann, und folglich, das ist das Entscheidende, gibt es einfach keine wirtschaftliche Enwicklung, sondern nur Stillstand oder bestenfalls ein vom Himmel fallendes stetiges Wachstum, das niemand erklären und niemand beeinflussen kann.

und weiter

Die zentrale Idee, mit der die moderne Wirtschaftspolitik in Deutschland hantiert und in der sie von Unternehmerverbänden heftig unterstützt wird, sieht die Existenz von richtigen Unternehmern überhaupt nicht vor.

In verschiedenen Quellen habe ich diese Idee schon gelesen. Die liberalen Wirtschaftsmodelle lassen keine Fluktuationen, nur das Gleichgewicht zu. Jeder Zustand der nicht zu einem Gleichgewicht tendiert ist auf den Einfluss des Staates zurückzuführen. Interessant ist, dass sich dieses ominöse Gleichgewicht immer einstellen soll. Nur wann wird nicht gesagt. Damit haben sich die Modellbauer fein aus der Affäre gezogen. Sie haben eine Ausrede warum ihre Modelle nicht richtig arbeiten und sie erklären nicht, wann das Optimum erreicht wird. Dies hat politisch durchaus seinen Charme. Im ersten Fall kann man endlos über den zu "fetten" Staat klagen, welcher sich überall einmischt. Im zweiten Fall kann man immer wieder behaupten, dass mehr getan werden müsse, um das Ziel zu erreichen. Faszinierend ist, dass die Argumentationsstruktur in meinen Augen sehr einer Religion ähnelt. Wenn Gott dir nicht hilft, dann bist du nicht gläubig genug. Ähnliche Versuche wurden unternommen, um das scheitern des Realkommunismus nicht der Ideologie, sondern den Menschen in die Schuhe zu schieben. Dabei sollte das Gesellschaftssystem an die Menschen und nicht umgekehrt angepasst werden. Viele der neoliberalen Wirtschaftsideen die Flassberg erwähnt sind lächerlich. Das Problem ist, dass niemand sie klar formuliert. Wir sind durch eigene Erfahrung (Gürtel enger schnallen), Medien und Titel (Prof. Sinn, etc.) geblendet. Der Punkt ist, dass ettliche Menschen dieses Spiel langsam aber sicher durchschauen. Die Löhne sinken seit Jahren, die Zahl der Hartz 4 Empfänger liegt bei 7 Millionen. Ein wahres Arbeitsmarktwunder würde ich sagen. Nach der neoliberalen Theorie müsste der Arbeitsmarkt deutlich besser dastehen. Ein weiteres Beispiel ist die Sparquote. In kaum einem europäischen Land ist sie so hoch wie in Deutschland. Dennoch sind die Nettoinvestitionen vergleichsweise niedrig. Solche Beispiele lassen sich fortsetzen. In Deutschland interessiert das niemanden.

Chris

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