Ein etwas älterer Artikel auf dem Forum Ordnungspolitik. Drei Dinge kann man sich bei dieser Aussage fragen. Erstens: Ist das eine Satire? Zweitens: Geht der Autor blind durch die Welt? Drittens und das ist die wahrscheinlichste Frage die man stellen sollte: Wer ist uns?
Zu den Gewinnern zählten demnach in Südamerika Chile, in Europa die ost-europäischen Staaten, aber auch die skandinavischen, besonders Dänemark, das abgesehen von Wohlfahrtssystemen eines der freiesten Länder der Welt und ein neoliberale Vorzeigebeispiel sei.
Diese seltsame Zusammenstellung von Ländern zeigt, dass Frage zwei und drei schon sehr berechtigt sind. Sicherlich sind die skandinavischen Länder sehr frei und haben eine starke Demokratie. Allerdings ist der staatliche Sektor sehr stark ausgeprägt. Normalerweise einer der Hauptgründe diese Länder zu verurteilen. Wenn kaum Positivbeispiele existieren, dann muss man halt die Realität etwas drehen. Geht es der Wirtschaft gut, dann war es neoliberale Politik, wenn nicht dann der schlechte staatliche Einfluss. Ein einfaches Weltbild.
Für Chile gilt Frage drei. Wer hat eigentlich gewonnen. Die Alphabetenquote ist niedriger als vor 30 Jahren. Auch die soziale Absicherung sieht deutlich schlechter aus als vor der neoliberalen Rosskur. Die Mehrheit der Menschen in diesem Land gehört zu den Verlierern und hat weniger Einkommen und Vermögen. Eine Elite profitierte massiv. Für sie gilt durchaus die Aussage "Der Neoliberalismus war gut für uns!". Sie stellten sich keineswegs dem Wettbewerb, sondern ließen sich durch den Staat schützen.
Für Osteuropa gelten Frage zwei und drei. Frage zwei gilt für alle osteuropäischen Länder, welche nun in der EU sind. Die Niedrigsteuerpolitik ist möglich, da sie von der EU quersubventioniert wird. Ein klarer staatlicher Eingriff. Estland der Inbegriff des neoliberalen Traums leidet unter einer starken Wirtschaftskrise. Die Universitäten verrotten, der öffentliche Sektor ist massiv unterfinanziert. Wer sind die Gewinner, wenn die Mehrheit der Menschen keine vernünftige Grundversorgung bekommt?
Abschließend ist zu bemerken, dass die Verfechter des neoliberalen Dogmas viele zentrale Fakten nicht berücksichtigen. So gibt es immer noch massiven Protektionismus zwischen den Staaten. Dabei werden die kleinen Länder erpresst, um ihre Märkte zu öffnen. Die großen Länder tun dies nicht oder sehr zaghaft. große Konzerne beeinflussen die Politik und lassen sich sehr gerne vom Staat subventionieren. Diese finanzieren sehr häufig Forschungsinstitute und Stiftungen, welche die neoliberalen Marktlehren erforschen und verbreiten sollen. Ein Beispiel ist die Initiative neue Soziale Marktwirtschaft. Es wird ein freier unregulierter Markt gefordert, aber das Interesse der Geldgeber ist genau gegensätzlich. Dort erwartet man möglichst viel Schutz vom Staat, zum Wohle der Mehrheit. Aktuell gut zu beobachten bei der Bankenrettung. So wie der Realsozialismus abartige Züge trug, tut es auch der Realneoliberalismus. In der philosophischen Theorie klingen beide Ansätze vernünftig. Die Umsetzung scheiterte kläglich. Erkannt haben es noch nicht alle Menschen wie man an dem Artikel im Forum Ordnungspolitik sehr deutlich sehen kann.
Chris
Für kleine Länder kann es niemals, unter gar keinen Umständen schlecht sein, Zölle zu senken. Guck Dir doch mal an, was Wirtschaftswissenschaftler so über Zölle sagen und dann sag mir, was daran falsch sein soll.
AntwortenLöschenEstland ist auch nicht arm, weil dort der Liberalismus wütet, sondern weil es 60 Jahre lang unter dem Kommunismus zu leiden hatte. Der Liberalismus ist, anders als der Sozialismus, auch keine Heilslehre, der das sofortige Paradies auf Erden verspricht (und erst einmal die ein oder andere Million Menschen in Lagern "verschwinden" läßt). Der Liberalismus ist nur weniger schlecht als alle anderen Wirtschaftssysteme.
Du machst nämlich genau das, was Du den bösen Liberalen auch vorwirfst: Du suchst Dir ein Land aus, dem es nicht gut geht. Daran hat dann der böse Liberalismus Schuld. Siehe doch Estland! Eine andere Erklärung kommt für Dich nicht in Frage.
Natürlich gibt es auch Gewinner, wenn sich der Staat in die Wirtschaft einmischt. Die Zölle existieren nicht ohne Grund. Da profitiert auch jemand von.
Aus der Tatsache, daß nirgendwo auf der Welt ein freier Markt existiert, darf man aber nicht den Schluß ableiten, daß er das nicht tun sollte.
Das hat der gute David Hume schon vor 250 Jahren erkannt.
"Guck Dir doch mal an, was Wirtschaftswissenschaftler so über Zölle sagen und dann sag mir, was daran falsch sein soll."
AntwortenLöschenWas sagen sie denn? Stieglitz ist sich zum Beispiel nicht sicher, ob der Schutz der heimischen Märkte ein gewisser Vorteil sein kann. China, die USA, Deutschland, Japan, etc. haben es vorgemacht. Das Problem ist, wenn die kleinen ihre Zollschranken senken, die großen aber nicht dann gelten die Annahmen der Wirtschaftswissenschaftler nicht mehr. Der Handel ist eben nicht mehr fair. Die eigene Wirtschaft auf ausländischen Märkten in Konkurrenz zu billigeren Produkten (da die Zölle die eigenen Preise erhöhen) und die eigene Wirtschaft ist zu unproduktiv, um sich gegen die Überflutung der ausländischen Produkte zu wehren.
"Siehe doch Estland!"
Nicht nur Estland. Dort sind die negativen Folgen aus Steuersenkung und kleinem Staat am stärksten zu spüren in Osteuropa.
"Der Liberalismus ist nur weniger schlecht als alle anderen Wirtschaftssysteme."
Der Liberalismus wird nirgendwo praktiziert. Es wird nur vorgegeben, dass er praktiziert wird. Die USA und die EU zwingen viele arme Länder der Erde dazu ihre Märkte zu öffnen, die Zölle zu senken und Subventionen abzubauen. Dabei sind gerade die Agrarprodukte der USA und EU massiv subventioniert.
"Eine andere Erklärung kommt für Dich nicht in Frage."
Eben doch. Meine Erklärung ist, dass Großkonzerne natürlich daran interessiert sind das wir glauben das es einen Liberalismus gibt und mit ihm alles ganz toll wird. Aus diesem Grund werden viele Think Tanks und Forscher bezahlt, um dies zu belegen. Wie gut das in Deutschland funktioniert sieht man ja. Da wird die größe des Niedriglohnbereichs gefeiert. Statt sich zu schämen, dass Millionen Menschen nicht von ihrer Arbeit leben können glaubt man den Dogmen, dass jede Arbeit sozial sei. (Die nähe zum Ausspruch "Arbeit macht frei" sollte man immer im Hinterkopf haben)
Kritik ist nich erwünscht. Die Absurdität unseres jetzigen Wirtschaftssystems zeigt sich daran, dass eine Firma ein paar E Mails falsch verschickt und schon wackeln die Aktionkurse und Staatseinleihenmärkte (aktuell in Frankreich). Wo ist da die freie Marktwirtschaft? Wo ist sie, wenn einige hundert Konzerne die Mehrheit der Aktien besitzen? Es sind diese Konzerne die am lautesten Schreien, dass die Märkte frei sein müssen. Allerdings trifft das nur auf den Arbeitsmarkt, alles soziale, etc. zu. Wenn diese Konzerne in Gefahr sind, dann werden Zölle erlassen, Rettungsschirme gebaut oder Subventionen vergeben. Alles im Namen des Kapitalismus und weil es der freie Markt fordert.
Darum auch mein Schlusssatz.
"So wie der Realsozialismus abartige Züge trug, tut es auch der Realneoliberalismus. In der philosophischen Theorie klingen beide Ansätze vernünftig. Die Umsetzung scheiterte kläglich."
Die liberale Idee die dir vielleicht vorschwebt wird nur propagiert. Sie wird nirgendwo wirklich betrieben. Warum auch? Die Freiheit der Menschen führt schließlich eventuell dazu, dass man als reicher, mächtiger Mensch seinen Einfluss und sein Vermögen verliert. Welches Interesse kann man daran haben. Ist es nicht einfacher diese Idee zu propagieren für die Mehrheit und das genaue Gegenteil zu machen? Wenn du das nicht glaubst, dann schau dir die Absicherungen der Manager an. Diese fordern, dass die soziale Hängematte faktisch abgeschafft wird und sichern sich selbst aber drastisch ab. Wasser predigen Wein saufen.