Montag, 20. Juni 2011

Ratings

Rating Agenturen führen sich selbst bewahrheitende Prognosen. Zwar sind Ökonomen nicht besser als die Krake Paul beim vorhersagen von Langzeitverläufen, aber dennoch glauben ihnen die Menschen. Da die Menschen ihnen glauben, erfüllen sich natürlich auch ihre Prognosen. Die Kausalität ist verdreht. Es stellt sich nicht die Frage ob ein Land zahlungsfähig ist, es stellt sich nur die Frage ob die Ratingagenturen glauben, dass es dies ist. Glauben sie an die Zahlungsunfähigkeit, dann steigen die Zinsen und das Land wird tatsächlich zahlungsunfähig. Wenn die Prognosen so genau wären, dann wäre es nicht zu dieser Situation gekommen. Die Ratings hätten viel früher einbrechen müssen, dann aber nicht so stark.
Für mich zeigt diese Situation, dass Märkte eben nicht fähig sind zu perfekten Preisbildung. Dafür sind sie immer abhängig von Informationen, welche teilweise gar nicht determinierbar sind. Diese Informationen werden dann mittels Modellen abgeschätzt. Da besteht das nächste Problem. Es gibt keine funktionierenden Wirtschaftsmodelle. Es werden unglaublich viele Annahmen hereingesteckt, wie perfekte Märkte, etc.. Man versucht mit unzulänglichen Modelle das Fehlen der notwendigen Realdaten auszugleichen. Das muss zu Fehlern führen. Im Grunde zeigt uns diese Krise eindeutig, dass ein marktliberales Modell scheitern muss. Denn die Nutzung der Fehler im Prognosesystem können zum Beispiel ohne Weiteres genutzt werden um zu schummeln. Nicht mit einer Silbe wird erwähnt, dass Menschen und Unternehmen zu ihrem eigenen Vorteil schummeln. Griechenland schummelte bei seinen Bilanzen und bekam billige Kredite, Goldman Sachs half dabei und bekam Geld. Dieser Antrieb nach möglichst viel Gewinn trieb die Finanzpakethersteller an in der letzten Finanzkrise. Man hat schlicht und einfach die Prognosefehler genutzt, um Gewinne zu machen. Dies verletzt die Grundannahmen der Marktmodelle. Somit ist eine Politik die diese Modelle annähern will auch nicht zielführend. Warum dennoch der neoliberalen Marktlehre und den Rating Agenturen folgt ist einfach. Sie beiten Lösungen an. Diese Lösungen sind vielleicht falsch aber sie sorgen dafür, dass die Fehler nicht bei ihnen gesucht werden.

Chris

2 Kommentare:

  1. Na hier ist aber mal wieder der Dunning-Kruger-Effekt am Werk. Keine Ahnung von der Wirtschaft aber alles besser wissen.
    http://en.wikipedia.org/wiki/Dunning%E2%80%93Kruger_effect
    Du verstehst weder, was die Effizienzmarkt-hypothese eigentlich ist, noch, daß Modelle niemals "richtig" sind, höchstens nützlich. Außerdem verstehst du nicht, daß Menschen einfach per se zuerst an sich selbst denken. Das ist kein Fehler der Marktwirtschaft. Die versucht lediglich das Beste daraus zu machen. Im Sozialismus denken die Menschen auch nur an sich. Da profiteren dann eben die Apparatschiks.
    Generell kranken deine ganzen Analysen an folgendem Problem. Du findest etwas am Markt, was dir nicht gefällt und folgerst daraus, daß etwas anderes besser sein muß. Der Gedanke, daß der Markt das am wenigsten Schlechte ist, scheint dir noch nie gekommen zu sein.
    Und ganz ernsthaft: Wenn man keine Ahnung hat, was Wirtschaftswissenschaftler so treiben, dann läster auch nicht darüber!

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  2. "Das ist kein Fehler der Marktwirtschaft."
    Ich kritisiere, dass sie teilweise nicht existiert, bzw. nicht existieren kann. Eine Grundvorraussetzung für eine Marktwirtschaft sind halbwegs funktionierende Märkte. Die sind nicht immer gegeben. Bei der Griechenlandkrise sieht man dies deutlich

    http://www.fr-online.de/politik/meinung/doppelpass-mit-milliarden/-/1472602/8578272/-/index.html

    Die Rating Agenturen können mit ihren Entscheidungen nun einmal die Märkte beeinflussen. Das geht natürlich nur so lange, wie man an sie glaubt. Da die Marktteilnehmer auf ihre Ratings angewiesen sind, müssen sie an sie glauben. Dort herrscht also kein Wettbewerb und es exisitiert kein sauberer Markt der Informationen.

    "Der Gedanke, daß der Markt das am wenigsten Schlechte ist, scheint dir noch nie gekommen zu sein."
    Das ist eine Annahme. Beiweise werden sie mir schuldig bleiben müssen. Ich stimme zu, dass in Bereichen wo Wettbewerb herrschen kann der Markt viele Vorteile hat. Das komplette Potential kann aber nur mit der entsprechenden Regulierung ausgeschöpft werden. Erst dann werden zum Beispiel Arbeits- und Umweltschutzaspekte eingebaut und nicht nur Profitmaximierung. Je weniger Wettbewerb, desto weniger Vorteile.

    "Wenn man keine Ahnung hat, was Wirtschaftswissenschaftler so treiben, dann läster auch nicht darüber!"
    Ich lese aktuell von Joseph Stiglitz "Fair Trade". Im letzten Abschnitt beschäftigt er sich mit numerischen und empirischen Modellen. Die Ergebnisse der Modelle liegen bis zu 500% auseinander. Sicherlich sind dies nurn Prognosen und er kritisiert auch das Allgemeine Gelichgewichtsmodell. Durch die großen Abweichungen erkennt man die Sensitivität der Modelle gegen Eingangsparameter. Mit den richtigen Annahmen kann man Lösungen generieren. Mit diesen Lösungen wird Wirtschaftspolitik betrieben, deren Begründung in der Wirtschaftswissenschaft liegt. Darin sehe ich die Gefahr. Man baut sich Modelle, welche mathematisch richtig sind, um seinen Glauben und nicht die Tatsachen zu modellieren.

    "Du findest etwas am Markt, was dir nicht gefällt und folgerst daraus, daß etwas anderes besser sein muß."
    Krankt? Marktwirtschaft ist Menschgemacht. Nach der Argumentation würden wir noch in Höhlen leben. Man sieht einen Missstand und überlegt wie man es besser machen könnte, bzw. deckt ihn erst einmal auf. Der Missstand hier ist der dominante Glaube an Ratings.

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