Der eine Irrtum der Frühliberalen betrifft ihre Auffassung von der Entstehung von Regelungen. Aus der Tatsache, dass unser Wissen über die Gesellschaft und die Wirtschaft immer unvollständig bleibt, folgerten sie, auch Regelungen könnten nicht anders als spontan („natürlich“) entstehen. Durch die Beobachtung von Handlungen und deren Auswirkungen, so Smith, entstünden Gefühle („reflexive Sympathie“), aus denen die Menschen lernen würden, die richtigen von den unrichtigen Pflichten zu unterscheiden, woraus sich schließlich die Regeln verfestigten, denen die Menschen - sei es bewusst oder unbewusst - folgen würden. Diese Vorstellung von gewachsenen Regelungen ist zwar nicht falsch, aber sie greift zu kurz. Heute gibt es keinen Grund daran zu zweifeln, dass Regelungen auch gezielt geschaffen werden können. Man kann sogar mit Sicherheit davon ausgehen, dass sich auch allgemeine Methoden entwickeln lassen, mit denen sich auf systematische Weise Regelungen für soziale Systeme entwerfen lassen - wie in den technischen Wissenschaften. Daher ist es verantwortungslos, ja sogar ein existenzielles Risiko, die menschliche Entwicklung dem Zufall der Geschichte zu überlassen oder anders gesagt alle Hoffnung auf das blinde sozialdarwinistische Prinzip der dumpfen Auslese (trial and error) zu setzen. Die sich selbst überlassene Natur ist nicht diejenige, die für uns am besten sorgt. In Wirklichkeit tut sie für uns gar nichts; es sind die Menschen, die etwas für sich tun. Daraus folgt, dass auch die ökonomische Theorie es sich explizit zur Aufgabe machen muss, neue Regelungen zu entwerfen. Sie darf also nicht selbstzufrieden und unbekümmert auf Regelungen warten, die ihr dann irgendwann zufällig durch soziale Unruhen und andere Bedrohungen aufgezwungen werden. Bestimmt wird es immer wieder vorkommen, dass die eine oder andere von uns entworfene Regelung unsere Erwartung enttäuscht. Aber dann bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Regelung als eine misslungene Konstruktion, als eine „Maschine, die nicht funktioniert“ (Werner Sombart), zu verwerfen. Stellt sich dabei heraus, dass Regelungen wie wir sie methodisch entwerfen, immer wieder versagt haben, sollten wir nicht nur diese Regelungen verwerfen, sondern irgendwann auch die Denkweise über das zu regelnde System, auf deren Grundlage wir diese Regelungen aufgebaut haben. Wenn also die neoliberalen Regelungen, die aus dem Gleichgewichtsmodell abgeleitet werden, nichts taugen, ist dies kein Beweis, dass die Marktwirtschaft keine Regelungen braucht, sondern dass die neoliberale Theorie (das Paradigma) grundsätzlich falsch oder zumindest praktisch unbrauchbar ist, über Regelungen etwas zu sagen.
Anmerkung: Ein sehr guter Artikel auf Forum Systemfrage. Endlich wird bei einem wirtschaftspolitischen Blog der Unterschied zwischen Steuerung und Regelung klar ausgearbeitet. Ich hoffe das lesen einige, die sich gegen Regelungen mit dem Argument des Fehlens von Information aussprechen.
Chris
Das ist ein sehr schlechter Artikel.
AntwortenLöschenDas ist ein Artikel eines Anhängers von Social Engineering.
Social Engineering hat aber noch nie funktioniert. Der große Fehler seiner Anhänger ist, daß sie mit der aktuellen Situation unzufrieden sind und glauben, durch gigantische, abrupte Umwäzungen in Nullkommanichts einen paradiesischen Zustand erreichen zu können. Meistens haben Sie aber keine Ahnung von all den anderen unerwünschten Auswirkungen ihres Handelns.
http://en.wikipedia.org/wiki/Unintended_consequences
Diese Menschen leiden unter Größenwahn, da sie glauben, nur sie haben die Welt völlig verstanden und des Rest der Welt sei einfach zu dumm, um den einzig wahren Weg zum Paradies auch zu entdecken. Man müsse die Menschen einfach zu ihrem Glück zwingen.
Deshalb hat Social Engineering auch noch nie funktioniert.
La Terreur war ein Reinfall. Die Kulturrevolution war ein Reinfall. Die Geschichte der Sowjetunion war ein Reinfall.
Und damit du nicht auf die Idee kommst, ich würde nur gegen Linke Reinfälle wettern: Auch der Einmarsch im Irak war ein Reinfall.
Marktwirtschaft beruht auf dem Suchen nach kleinen Verbesserungen. Deshalb funktioniert es so viel besser als Planwirtschaft. Deren Anhänger maßen sich Wissen an, das sie gar nicht besitzen, das sie gar nicht besitzen können.
Guck dir doch nur einmal an, was genau Entwicklungshilfe in den letzten Jahrzehnten geleistet hat. Fast nichts.
Woran könnte das wohl liegen?
http://people.usd.edu/~clehmann/courses/Ideas/Easterly.pdf
Genau das ist der Unterschied. Social Engineering basiert auf Steuerung. Das funktioniert sehr selten. Die sozialistische Planwirtschaft ist ein Beispiel dafür.
LöschenRegelung bedeutet, dass man Grenzen einführt. Dies ist für eine Marktwirtschaft immens wichtig. Das Gefangendilemma zeigt, dass nicht immer das Optimum erreicht werden muss, wenn jeder an sich selbst denkt.
Das Regelungen eine Menge gebracht haben sieht man, wenn man die Augen auf macht.
- Grenzwerte für Gefahrstoffe und Gifte (vielleicht zu hoch, aber die positiven Effekte für Flüsse und Luft sind unübersehrbar)
- Sicherheitsanforderungen an Flugzeuge, Schiffe, Autos
- Vertragsrecht
- Eigentum
- etc.
Jedes Gesetz entspricht der Zielgröße einer Regelung. Die Androhung einer Strafe ist dabei die Stellgröße.
"Guck dir doch nur einmal an, was genau Entwicklungshilfe in den letzten Jahrzehnten geleistet hat. Fast nichts.
Woran könnte das wohl liegen? "
Weil Entwicklungshilfe auf Steuerung beruht. Eine Regel wäre es, wenn Europa, Japan und die USA Importe von Produkten verbieten würden welche nicht Fair Trade Basis produziert worden sind. Das würde den Menschen dort mehr helfen, als ihnen einen freien Kapitalverkehr aufzuzwingen. Was diese Menschen dann mit ihrem Mehreinkommen, der besseren Bildung anstellen ist ihre Sache. Mit diesem Zusatzeinkommen kann die Wirtschaft im eigenen Land angekurbelt werden.
Als Fazit kann man also sagen, dass sie Regelung und Steuerung ebenfalls vertauschen, bzw. vermischen wie man hier sieht.
"Marktwirtschaft beruht auf dem Suchen nach kleinen Verbesserungen. Deshalb funktioniert es so viel besser als Planwirtschaft. Deren Anhänger maßen sich Wissen an, das sie gar nicht besitzen, das sie gar nicht besitzen können."
Man kann faktisch jedes System regeln, ohne das System zu kennen. Ihr Körper hält seine 37 Grad obwohl er die Umgebungstemperatur im Vorfeld nicht kennt. Er macht einen Soll-Ist-Abgleich und ändert dann die Parameter.