Sonntag, 5. Juni 2016

Ökonomische Verrenkungen

Hendrik Müller ist Professor für Wirtschaftsjournalistik. Als solcher sollte er wissen, dass man ein gewisse Konsistenz in seinen Behauptungen präsentieren sollte. Seine These ist, dass die steigende Ungleichheit aufgrund der niedrigen Produktivitätszuwächse zustande kommt. Gleichzeitig gibt er zu, dass die Spitze mehr abbekommt.
Übersetzen wir das in das reale Leben. Man bäckt 10 Kuchen. Jeder Kuchen ist größer als der vorhergehende. Die Größenänderung zwischen Kuchen 1 und 2 ist am Größten und zwischen 9 und 10 kaum noch messbar. Jetzt wird jeder Kuchen zwischen 10 Personen geteilt. Müllers Behauptung ist nun, dass die Kuchengröße den Verteilungsschlüssel definiert. Das Beispiel zeigt, dass das absurd ist. Warum müssen die Stücke für eine Person immer weiter steigen, während sie für den Rest in der Folge kleiner werden müssen?
Es gibt keinen Grund dafür. Müller schafft es mit dieser Verrenkung die Schuld den wenig produktiven Arbeitnehmern zuzuweisen. Die Steuersenkungen und die Lohnzurückhaltung durch Hartz 4, sprich eine Neudefintion des Verteilungsschlüssels, gibt es in diesem Bild nicht. Dabei kann man das Spiel weiterspielen. Selbst wenn Kuchen 11 doppelt so groß ist wie Kuchen 10. Der Verteilungsschlüssel definiert, dass niemand außer einer Person etwas bekommt, dann ist die Produktivität massiv gestiegen. An der Einkommensverteilung ändert sich dadurch nichts, sie verschlechtert sich sogar. 
Das alles liegt komplett auf der Hand. Allerdings scheint man kein Professor für Wirtschaftsjournalismus zu werden, wenn man die Realität beschreibt. Das  beschriebene Beispiel hat nichts mit Sozialismus oder Kapitalismus zu tun. Es ist einfach konstruiert, um Müllers Aussage zu erläutern. Man kann sie einfach durchdenken und somit hinterfragen. Müller lenkt vom eigentlichen Thema ab. Die Frage ist nicht, wie hoch die Produktivität ist, sondern wie wir den Wohlstand den wir erschaffen verteilen wollen.
Man kann bei dieser Diskussion durchaus der Meinung sein, dass viel Ungleichheit toll ist und man alles dafür unternehmen sollte, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden. Die Diskussionen zeigen allerdings, dass sich viele Ökonomen, Politiker und Eliten durchaus bewusst sind, dass sie ziemlich einsam mit diesem Wunsch dastehen würden. Aus diesem Grund werden Nebenkriegsschauplätze aufgemacht. Die eigentliche Frage, wie wollen wir die Güter verteilen die wir herstellen und nach welchem Schlüssel oder welcher Methode, wird nicht mehr gestellt.

Chris

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