Montag, 28. Januar 2013

Autoritärer Liberalismus


Die Wahrheit holt die Ideologen ein. Freiheit auf Marktfreiheit zu beschränken ist eben nicht genug. Vor allem wenn man den Schwachen implizit verbietet sich zu verbünden, damit sie eine stärkere Position haben. Den Starken hingegen verbietet man nicht Milliarden Euros zu besitzen und ihre Stärke, und sei es nur indem sie lange warten können, auszuspielen. Es ist absurd anzunehmen, dass sich daran durch eine stärkere Liberalisierung etwas verändern würde. Das Gegenteil ist der Fall.
Im Grunde ist dieser offene Widerspruch ziemlich deutlich. Es wird allen Menschen unterstellt nur an sich selbst zu denken. Allerdings wird dem armen Teil der Bevölkerung verboten ihren Egoismus zu Bündeln und ihre Stärke, die in der Anzahl der Menschen liegt, auszuspielen. Dabei ist das ebenso legitim wie das Ausspielen der Stärke, welche mit Hilfe von Vermögen vorliegt. Diesen inneren Widerspruch wollen die Ideologen der reinen Marktlehre nicht auflösen. Denn dann müssten sie ihre Finanziers verraten.

Chris

8 Kommentare:

  1. Sehr schön beobachtet. Guter Text! Kurz und knackig.

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    1. Danke. Wenn man es einfach verstehen kann, warum sperren sich so viele dagegen?

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  2. Und wer keine Finanziers hat außer die staatliche Grundsicherung?

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    1. "Diesen inneren Widerspruch wollen die Ideologen der reinen Marktlehre nicht auflösen. Denn dann müssten sie ihre Finanziers verraten."

      Liberale Wirtschaftsprofessoren leben sehr selten von der staatlichen Grundsicherung und sind zur Verbreitung ihrer Lehren meist vorzüglich aus den Wirtschaftsverbänden finanziert. Sei es direkt über Vorträge oder indirekt über Forschungsprojekte. D.h. wer von der staatlichen Grundsicherung lebt, weil es keine Arbeit für ihn gibt (teilweise obwohl die Person qualifiziert wäre) glaubt selten an die ideale des Marktes. Vor allem, wenn seine Gläubigen dieser Person vorwerfen zu viel Geld zu bekommen und das Arbeit das Ziel der Existenz sein muss und nicht etwa Wohlstand.

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    2. Ich meinte damit nicht irgendwelche Wirtschaftsprofessoren, sondern schlicht Hartz-IV Empfänger (völlig unabhängig von der jeweiligen Qualifikation)!
      Und kann es nicht auch sein, dass man Arbeit hat, und trotzdem von der Grundsicherung lebt?
      Und hast Du Beispiele für "liberale Gläubige" die Arbeit statt Wohlstand als Ziel ausgeben?

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    3. "Ich meinte damit nicht irgendwelche Wirtschaftsprofessoren, sondern schlicht Hartz-IV Empfänger (völlig unabhängig von der jeweiligen Qualifikation)!"

      Wo verbreiten Hartz 4 Empfänger die reine Marktlehre?

      "Und hast Du Beispiele für "liberale Gläubige" die Arbeit statt Wohlstand als Ziel ausgeben?"
      Die Jünger der Agenda 2010, sprich der Seeheimer Kreis der SPD, faktisch die komplette FDP, jede Zeitschrift, welche die niedrige Arbeitslosigkeit fiert ohne den Preis dafür zu hinterfragen, der IWF fordert sinkende Löhne, ebenso lange Zeit die Weltbank (beide waren lange Zeit durchsetzt mit Ökonomen der Chicagoer Schule).
      Die Stichworte sind flexibler Arbeitsmarkt, kein Mindestlohn, Senkung der Arbeitssicherung, Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit, etc. Das alles sagt aus, dass Arbeit als Selbstzweck wichtig ist. Konsum wird meistens verteufelt. Investitionen sind gut. Das Investitionen als Selbstzweck ohne Konsum vollkommen sinnlos sind, wird selten thematisiert.

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    4. Naja, WO, überall kann ich Dir nicht sagen!
      Ich kann ja auch i.E. nur für mich selbst sprechen, und das was in meiner Region so
      geschieht nur partiell beschreiben! Und in unseren Tageszeitungen darf ich mich
      darüber seit etwa einem halbem Jahr nicht mehr auslassen!

      Jedoch ist eben in vielen Situationen zu erkennen, was staatliche Planwirtschaft
      anrichtet, und wie schnell auf der anderen Seite (nach staatlichem Eingriff) die
      spontane Ordnung wieder hergestellt wird!

      Deinem Statement zur Chicago School kann ich mich zwar anschließen aber nicht aufgrund
      der von Dir aufgeführten Punkte sondern, weil sie auf der einen Seite sehr elitär
      daherkommen (ähnlich wie der Keynesianismus, obgleich der Ablehnung dieser
      "Scharlatanerie"), und weil sie sich auf der anderen Seite als etwas ausgeben, was sie
      einfach nicht sind (nämlich für den "freien Markt")! Staatliche Zwangswährung, die man
      zudem noch aus dem Nichts erzeugen kann, hat noch nicht einmal etwas mit einem Markt an
      sich zu tun, denn dort kann ich einem Geschäft zustimmen oder es ablehnen!

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  3. "Naja, WO, überall kann ich Dir nicht sagen!"
    Ein Zeitschriftenartikel in dem Arbeitslose den freien Markt feiern, mehr fordere ich nicht.

    "Jedoch ist eben in vielen Situationen zu erkennen, was staatliche Planwirtschaft anrichtet"

    In welchen Situationen. Bestimmte staatliche Planung hat Industrien erst ermmöglicht. Südkorea hat viele Industriezweige durch Planung entstehen lassen. Die südamerikanischen Länder waren mit weniger Staatseingriff deutlich schlechter dran. China und Japan sind zwei weitere Beispeile. Sicher ist dort nicht alles rosarot. Es zeigt aber, dass es die Mischung macht.

    "ähnlich wie der Keynesianismus, obgleich der Ablehnung dieser "Scharlatanerie""
    Woran machst du das fest. Für mich sind sie nicht mehr oder weniger Scharlatan als alle anderen wirtschaftswissenschaftlichen Erklärungsansätze. In der Erklärung bestimmter Krisen erwies sich diese Theorie als erstaunlich tauglich. In anderen Bereichen ist sie gescheitert.

    "zudem noch aus dem Nichts erzeugen kann"
    Währung erzeugt man immer aus dem Nichts. Eine Währung ist, selbst wenn man sie nicht staatliche regelt, der Glaube an den Wert.

    "hat noch nicht einmal etwas mit einem Markt an
    sich zu tun, denn dort kann ich einem Geschäft zustimmen oder es ablehnen!"
    Das ist interessant. Es setzt aber vorraus, dass ein Rahmen für den Handel existiert. Wenn man auf Kartoffelmarktebene handelt funktioniert das mit der Freiwilligkeit noch ganz gut. Sobald es aber extrem arbeitsteilig wird, sehe ich nicht das man ohne einen rechtlichen Rahmen auskommen kann. Alle Staaten dieser Welt die diesen rechtlichen Rahmen nicht anbieten können, sind wirtschaftlich nicht erfolgreich.
    Zusätzlich erschließt sich mir nicht, warum eine staatlich gegebene Währung schlechter sein sollte als wenn jeder seine eigene bauen würde. Bestimmte Systeme wurden normiert, damit der Handel vereinfacht wird. Wer möchte schon 30 verschiedene Währungen mit sich herumtragen, damit er in 30 Geschäften handeln kann. Jeder Umtausch kostet Geld und unterliegt Spekulationen. Das soll dann effizienter sein? Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber vielleicht haben sie ja Argumente.

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