Donnerstag, 15. Juli 2010

Patientenabgabe

Wenn ein Regierungsberater fordert eine Patientenabgabe. Ziel ist es die Kosten des Systems zu senken. Die Frage ist ob das gelingen wird. Die Idee ist auf den ersten Blick sehr clever. Wenn Patienten an den Kosten beteiligt werden überlegen sie es sich zweimal ob sie die teueren Behandlungen wollen.
Auf den zweiten Blick sieht man die Grenzen dieser Idee. Zum einen weiß ich nicht, was eine Behandlung kostet. Ich verlasse mich auf den Arzt und vertraue seiner Aussage bezüglich der Notwendigkeit der Behandlung. Wenn ich einen Teil der Kosten trage ändert sich an dieser Situation gar nichts. Mein Arzt soll mich behandeln. Er sagt mir das Behandlung A die Beste sei und B nur bedingt gut. Dafür kostet A mehr. Im Normalfall sollte ich mich für A entscheiden. Selten hat man als Patient auch ein Studium in Medizin abgeschlossen. Somit fehlen einem in jedem Fall die Informationen für eine Wahl. Das heißt an den Kosten ändert sich in diesem Fall gar nichts. Sie werden nur aus den Kassen an die Personen umgelagert.
Ein dritter Blick zeigt, dass die Kosten sogar steigen können. Nehme ich in dem kleinen Beispiel Behandlung B kann es sein, dass B eine geringe Wirksamkeit hat. Nach einer Woche komme ich zurück und möchte noch einmal B, bzw. A.
Der letzte Punkt zeigt auch die Schwäche der Idee von Herrn Haucap und wie akademisch und praxisfern sie ist. Wenn jemand wenig Geld verdient wird er sich öfter für die billigere Variante entscheiden, da er sich den Preis der hohen nicht leisten kann. Dies kann dazu führen, dass eine schlechtere Behandlung in einer Verschlechterung der Symptome resultiert. Im schlimmsten Fall wird eine heilbare Krankheit zu einer chronischen, weil sie verschleppt wird. Justus Haucap geht in seinen Annahmen davon aus, dass man gleichwertige Behandlungen zu unterschiedlichen Preisen hat. Nur in diesem Fall bringt die Wahlmöglichkeit Vorteile. In Fällen wo ich zwischen Geld und Gesundheit wählen muss fehlt den meisten Patienten das Wissen, um eine "richtige" Wahl zu treffen.

Chris

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