Mittwoch, 7. Juli 2010

Die Schulden des Westens

Klaus Blessing gibt in seinem Buch "Die Schulden des Westens" eine kurzen Überblick über die Mythen der Wiedervereinigung. Er widerlegt die Anhand von Zahlen die angeblichen Gründe des Zusammenbruchs der DDR. Normalerweise wird diesbezüglich die Überschuldung dieses Staates herangezogen. Beim näheren Hinsehen waren die Schulden aber deutlich unter denjenigen der BRD zur gleichen Zeit. Auch zeigt er anhand von wirtschaftlichen Daten der Bundesbank, dass das Wirtschaftswachstum in der DDR durchschnittlich höher lag als in der BRD. Die schlechtere wirtschaftliche Lage resultierte im wesentlichen aus den schlechteren Anfangsbedingungen. Die BRD musste zum Beispiel nur einen Bruchteil der Reparationen zahlen. Auch die Embargopolitik der BRD machte der DDR das Leben schwer. Das der Zusammenbruch des Sozialismus rein wirtschaftliche Gründe hatte wird widerlegt.

In den Abschnitten zum Thema Widervereinigung zeigt er wie die neuen Bundesländer systematisch ausgeraubt wurden. Mittels einer Aufwertung der Währung um 300% (beteiligt war Horst Köhler), einer Erhöhung der Zinsen auf 10% von vorher fast 0% gab der Industrie sehr schnell den Rest. Mit diesen Mitteln wurde der Mythos geschaffen, dass die Ostdeutsche Industrie nicht Konkurrenzfähig war, obwohl sie produktiver war, als Portugal, Italien oder Griechenland. Die Wirtschaftsleistung der Industrie ist heute noch geringer als 1989 in den neuen Bundesländer. Es zeigt sich sehr anschaulich die Effektivität der freien Marktwirtschaft.
An der Zerschlagung haben einige wenige Konzerne, Wohlhabende und Politiker verdient.
Beispielsweise wurde die Berliner Bank für 59 Millionen DM verkauft und hatte "Altschulden" in Höhe von 11.5 Mrd. DM (235:1).
Die Kosten zahlen nun alle Steuerzahler. Diese dürfen durch Sozialleistungen und Steuergelder die neuen Bundesländer am Leben halte. Doch auch hier findet eine Quersubventionierung der alten Länder statt, da viele Produkte dort produziert wurden oder Baufirmen dort ansässig sind.

Dem Fazit des Buches ist zuzustimmen. Zuerst wurden systematisch auf Kosten der Bevölkerung die Arbeitsstellen und Produktion zerstört. Dann wurde das Vermögen der Bevölkerung verramscht. Nachdem dies geschehen war stellt man sich als Retter dar, weil man mittels Solidarzuschlag mehr als 60% der Unterstützungsgelder in die eigene Tasche leitet. Wenn das nicht zynisch ist weiß ich auch nicht.

Anmerkung: Einiges wusste ich über die Machenschaften der Banken schon. Aber im Detail ist es nur erschreckend, wie die Sieger Geschichte schreiben und wie zielgerichtet und geplant dieser Raub durchgeführt wurde. Die im Buch genannten Zahlen berufen sich auf westdeutsche Quellen. Somit soll die Unabhängigkeit gewahrt bleiben. Ich empfehle jedem das Buch, auch wenn die letzten Seiten etwas zu sozialromantisch sind und das Regime der DDR meiner Auffassung nach zu wenig hinterfragt wurde.

Chris

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