Kurz vor der Bundestagswahl kommen sie hervorgekrochen. Die Renten sind unbezahlbar. Man müsse das Renteneintrittsalter erhöhen. Von 65 auf 67 oder mehr Jahre. Denn wenn man das nicht macht, was dann. Dann steigen die Kosten auf "22,1 Prozent im Jahr 2040 und weiter bis auf 23,6 Prozent im Jahr 2060", weiß Jochen Pimpertz ganz genau. Diese Prognose ist in jedem Fall unseriös. Soviel lässt sich sicher sagen. Auch sonst ist das Renteneintrittsalter eine relativ schlechte Stellschraube für die Rentenkosten. Warum senkt man nicht den Maximalbetrag, der bezogen werden kann, wenn es doch so teuer ist? Nein es ist das Eintrittsalter. Warum ist aber eine schlechte Stellschraube, wenn man nur ein wenig darüber nachdenkt. Es bestraft arme Menschen. Diese beziehen kürzer geringere Renten. So einfach ist das. Meist arbeiten diese ärmere Menschen nicht bis 65 oder 67 Jahren. Sei es, weil sie es körperlich nicht mehr können oder weil sie arbeitslos geworden sind.
Arbeitslosigkeit ist dabei ein besonders interessanter Teil der Nicht-Debatte. Arbeitslose wechseln von einem Bezugssystem in ein anderes. Nicht mehr und nicht weniger. In einer medial wahrnehmbaren Debatte habe ich solches Argument nicht wirklich von den Ökonomen gesehen.
Die eigentliche Frage ist nämlich nicht wieviel Rentner vs. Nichtrentner wir haben. Die Frage ist wieviel "produktive" Menschen vs. nichtproduktive Menschen. Produktiv in diesem Zusammenhang ist nicht abwertend gemeint. Alle Menschen in diesem Land brauchen etwas zu Essen, wohnen, Strom, Verwaltung, Gesundheit, etc.
Wenn mehr Rentner entstehen braucht man eventuell weniger Verwaltung, da bestimmte Verwaltungsaufgaben wie Kindergeld nicht mehr wichtig sind. Gehen dort Menschen in Rente, wurden die staatlichen Kosten einfach woanders hingeschickt. Bei Arbeitslosen ist dies noch offensichtlicher. Diese beziehen Arbeitslosenhilfe oder ALG II. Gehen sie in Rente beziehen diese und die anderen Leistungen nicht mehr. Long Story short, es ändert sich nichts.
Bei der Rente wird wieder und wieder getan, als sei diese hauptsächlich ein Demographieproblem. Das stimmt aber nicht. Es ist ein Verteilungsproblem. Die Rentenkosten steigen, weil die Löhne stagnieren, viele Leistungen über die gesetzliche Rente querfinanziert werden und nicht alle die könnten einzahlen. Alles Dinge die änderbar wären, sich aber durch eine Erhöhung des Renteneintrittsalters nicht ändern.
Im nächsten Schritt wird dann wieder die private Vorsorge propagiert. Denn komischerweise sind 1% mehr Kosten bei der gesetzlichen Rente untragbar. Wenn ich privat 5% spare ist das okay. Warten wir es aber. Es wird so kommen.
Chris
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen