Montag, 7. August 2017

Belastungsgedanken

Wer kennt sie nicht die Argumentation von Ökonomen die ungefähr so lauten. Die ärmere Bevölkerung sollte sich nicht über die zu niedrige Rente und/oder Löhne aufregen. Schließlich können sie sich real wesentlich mehr leisten als jemand aus den 60er oder 70er Jahren. Damals musste man für einen Fernseher x Stunden arbeiten. Heute ist es weniger.
Die Aussage ist im Grunde richtig. Interessanterweise wird diese Logik bei den oberen Einkommen nicht angewandt. Dort zählt nur die prozentuale Belastung durch Steuern und Abgaben. Genausogut könnte man diese Rechnung für reichsten der Reichen aufmachen. Man könnte dort genausogut vorrechnen, dass prozentual die Belastung höher sei, real die Einkommen und Vermögen, durch eine stärkeres Wirtschaftswachstum, mehr steigen.
Dieses Argument wird aber nicht vorgebracht. Dabei würde es linker Politik helfen die Besserverdiener auf ihre Seite zu ziehen. Wenn ein Arzt 10000 Euro verdient und aktuell 50% Abgaben zahlen muss, dann hat er 5000 Euro übrig. Die FDP Lösung ist, die Abgaben auf 40% zu senken. Dann sind es 6000 Euro. Wenn linke Politik zwar mehr Abgaben, aber eine bessere Verteilung der Einkommen vertritt, dann kann es bei diesem reinen Rechenbeispiel dazu kommen, dass der Arzt 20000 Euro verdient und dafür 60% zahlt. Dann hat er real mehr, bei höherer Belastung.

Diese Möglichkeit wird von wirtschaftsliberalen Politikern nicht im Ansatz in Betracht gezogen. Linke Politiker stellen es auch nicht so dar. In meinen Augen würde es in vielen Fällen aber ganu dazu kommen. Der Arzt würde besser bezahlt werden und/oder hätte weniger Stress da mehr Personal vorhanden ist. Der Unternehmer zahlt mehr Steuern, dafür arbeitet die Bürokratie schneller, da die Personalausstattung wieder auf ein vernünftiges Maß erhöht werden kann. D.h. er verdient automatisch mehr. Das sind nur Beispiele. Aber sie sollen verdeutlichen, dass eine prozentuale Belastung nichts über Einkommenszuwächse in solch komplexen Strukturen aussagt. Ich habe immer das Gefühl, dass wirtschaftsliberale Eliten nicht besonders clever sind. Sie kommen immer genau bis zur ersten Ebene. Folgeebenen und Folgeinteraktionen blenden sie aus. Das ist auch einfacher. 

Chris

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