Dienstag, 3. August 2010

Löhne, Senkungen und Binnenmarktwachstum

Ließt man sich durch die Presselandschaft fragt man sich, ob die Elite unseres Landes langsam aber sicher von allen guten Geistern verlassen ist. Im Presseclub wird die Konstanz der Löhne und eine reine Erhöhung der Beschäftigungszahlen propagiert. Irgendwelche Koalitionspolitiker warnen vor einer Erhöhung der Hartz 4 Sätze. In der nächsten Zeitung wird der IFO Index gefeiert, welcher eine Erholung der Binnenkonjunktur vorraussagt. Dabei ließt er sich eher wie ein Wetterbericht. Wie gut diese Berichte sind zeigt sich dann, wenn wie beim Wetter die Wolke eben doch kommt und das Binnenmarktwachstum schon wieder negativ ist und um 0.9% fällt. So lange aber die Prognosen positiv sind, was soll uns da schon passieren. Als Sahnehäubchen kommt das Forschungsinstituts Kiel Economics. Es behauptet, dass die Löhne förmlich explodieren werden. Nicht heute oder morgen, sondern im Jahr 2013 und 2014. Denn da wird die Zahl der Arbeitslosen bei knapp unter zwei Millionen liegen. Das reicht Herrn Arbeitgeberpräsident Hundt um schon jetzt eine Lohnzurückhaltung zu fordern. Was man von diesen Prognosen halten soll wird an den Prognosen für 2008 im Herbst 2007 klar. Dort war dieses Institut mit beteiligt und sah keine wirkliche Krise vorraus. 2.1% waren erwartet und 1,3 % kommen heraus. Das sind gerade mal 38% Abweichung bei einer Prognoselänge von 3-4 Monaten. Aber die Wirtschaft bis 2013 vorrauszusagen ist etwas ganz anderes. Da kann man ja den Oktopus fragen. Das zeigt wie aus unseriöser Wissenschaft und sehr ungenauen Prognosen, "Expertenwissen" und Politik gemacht wird. Für mich zeigt das, dass die Modelle alles andere als ausgereift sind. Im besten Fall werden leichte Trends erraten. Dennoch werden diese Zahlen zur Begründung der Kürzungen im Sozialbereich, zur Schrumpfung der Staatsleistung, zur Senkung der Löhne hervorgeholt. Der Markt und seine Modelle haben schließlich "bewiesen", dass diese Maßnahmen Wachstum und Glück für alle bedeuten. Kaum jemand hinterfragt die Einfachheit der Modelle. Das Faktoren verglichen werden, welche man wahrscheinlich nicht vergleichen kann. Das Kurven an reale Gegebenheiten angepasst werden und dann munter extrapoliert wird versteht kaum jemand. Die Materie ist zu komplex. Man versteht kaum Rückwirkend warum Dinge in der Wirtschaft passieren. Vorraussehen können sie alle. Einhellig wird jetzt schon wieder geschrien, dass die Krise vorbei, Deutschland der Wachstumsmotor der EU und eigentlich
alles super ist. Das genau wie 2007 die USA ihr Wachstum über Schulden finanzieren, das Deutschland genau wie 2009 und vorher sein Wachstum über Exporte in die EU finanziert ist scheinbar für diese Leute in Ordnung. Wo schreien die Menschen "Stopp" und fragen: Moment, genau das führte zu den Problemen, warum machen wir weiter so?

Ich weiß es nicht.

Chris

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