Donnerstag, 19. Mai 2016

Gedanken

Wir verlangen von der Bevölkerung, dass sie rational handelt. Sie soll bitte nicht die AfD wählen. Das sind Rassisten und sie haben ein absurdes Wirtschaftsprogramm, dass denen schadet, welche diese Partei wählen. Das ist alles richtig und die Forderung kann ich auch unterschreiben.
Mein Problem ist folgendes. Die Forderer aus Politik und Medien fordern diese Rationalität nicht ein, wenn es um die Wahl der etablierten Parteien geht. Die FDP, CDU, SPD und Grünen haben ein Wirtschaftsprogramm, was einen weiten Teilen nicht zum Vorteil der Mehrheit der Gesamtbevölkerung ist. Rational betrachtet sollte man also diese Parteien nicht wählen. Im Gegenteil man sollte sie verjagen. Nichts passiert, denn die Verhältnisse sind geklärt.
Wir verlangen auch kein rationales Verhalten von den Menschen gegenüber den Mainstream Ökonomen. Diese erzählen uns stets und ständig, dass es uns besser geht, wenn wir uns selbst schaden. Nun sie formulieren es nicht so. Aber wie soll man es nennen, wenn sie von uns verlangen weniger Löhne, weniger Rechte, also weniger Freiheit in Anspruch zu nehmen. Sie argumentieren auf merkwürdige Weise, dass diese Einschnitte langfristig zu einer besseren Welt führen werden. Nur habe ich noch nie gelesen, dass ein Ökonom erklärt was langfristig ist. Wenn langfristig ein Jahr bedeutet, dann nehmen ich gerne Einschnitte in kauf. Bei 10 oder 100 Jahren würde ich anders handeln. Es wird nicht definiert, denn sonst könnte man die Thesen prüfen. 
Wurden überhaupt schon mal die Aussagen der Mainstream Ökonomen geprüft und offen diskutiert? Ich denke nicht. Sie werden wie der Wetterbericht hingenommen. Rationales Handeln sieht anders aus. Wenn wir rational wären, dann würden wir die Forschungsinstitute privatisieren und in einen Wettbewerb stellen. Geld kriegen nur die Institute, welche vernünftige Prognosen machen, bzw. falsifizierbare Prognosen stellen. Liegen sie mehrere Jahre in Folge richtig, dann können sie bleiben. Liegen sie daneben, dann müssen sie etwas ändern. Das sollte im Sinne der Ökonomen sein. Das wäre ja rational. Auch müsste man den Arbeitsmarkt der  Wirtschaftsprofessoren liberalisieren. Nur so entsteht das beste Resultat. Zumindest behaupten diese Menschen das.
Sie fordern also von den Menschen sich rational zu verhalten und sind selbst komplett verlogen. Wieso sollen die Menschen nicht ihren eigenen Ideologien folgen. Es mögen die falschen sein. Aber man muss bei sich anfangen. Ein Wirtschaftsprofessor oder ein Politiker ist eben sichtbarer als ein Einzelner in der Masse. Sie sind es die uns prägen. 

Chris

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