Donnerstag, 30. Oktober 2014

Ich könnte schreien.

Mit solchen Beiträgen wird man Senior Forscher am IW in Köln. Ich würde mich dafür schämen. Allein die Überschrift

ist falsch. Denn sie behauptet implizit, dass das Alleinerziehen von Kindern keine Arbeit ist und, überspitzt, dass  Sklaven nicht arm wären. Der Fokus auf Arbeit und Arbeitsplätze lenkt vortrefflich von den Einkommen und deren Entwicklung ab. Dabei sollten Arbeit kein Selbstzweck sein. Es muss also lauten Erwerbsarbeit mit hinreichend hohem Einkommen hilft gegen Armut.
Eine weitere grandiose Aussage ist die folgende

Doch genau das ist es, ein Skandal. Der Wohlstand im Land erhöht sich, der Kuchen wird größer und am unteren Ende wird "gehungert". Die Begründung warum es kein Skandal sein soll wird gleich mitgeliefert

Denn selbst wenn sich durch einen rasanten Aufschwung die Einkommen aller Bürger verdoppeln würde, bliebe die Zahl der Einkommensarmen gleich.

Das ist dann die volkswirtschaftliche Spitzenforschung in Deutschland. Die Aussage ist 100% richtig und 100% unbrauchbar. Warum? Folgen wir der präsentierten Logik des Seniorforschers. Verdoppeln wir die Bildung aller Menschen im Land. Dann sind alle relativ zueinander immer noch gleich gebildet. Es hat sich also nichts geändert, da der Arbeitsbedarf sich nicht wesentlich geändert hat. Nur weil alle besser gebildet sind, wird man nicht mehr Manager oder Spitzenkräft brauchen. Nur wird dann ein Bauarbeiter ein Masterabschluss haben.
Im vorgebrachten Beispiel würde man zu Recht behaupten, dass es Unsinn ist. Die Analogie zur Einkommenssteigerung sollte aber einleuchten. Denn bei der Bildung fordert der Herr Forscher, dass gezielt die unteren Schichte, die es schwerer haben, gefördert werden sollten. Wieso sollte dies beim Einkommen nicht auch möglich sein. Es ist erstaunlich wie man diesen Schluss nicht ziehen kann. Das fällt mir regelmäßig auf. Völlig gegensätzliche Aussagen werden getroffen sie sich im Kern widersprechen. In meinen Augen wird das nur gemacht, um seiner eigenen Ideologie treu zu sein.

Die dann präsentierten Lösungsansätze sind dann nicht einmal so schlecht. Allerdings wird ein wesentlicher Punkt vernachlässigt. In Deutschland gibt es nicht genug Arbeitsplätze. Bei 3 Millionen offiziellen Arbeitslosen (es sind definitiv mehr) gibt es 0.5 Millionen freie Stellen. Das heißt 16% der offiziellen Arbeitslosen können überhaupt nur eine bezahlte Arbeit finden. Das Thema fehlt vollkommen.

Chris

2 Kommentare:

  1. Deshalb spreche ich öffentlich und privat nur noch von "Lohnarbeit". Was manche zunächst irritiert hat, wird nun auch genauso verstanden. Wir arbeiten, weil wir einen Lohn dafür bekommen. Und nicht weil es der Sinn des Lebens ist oder es glücklich machen würde oder sonstwas. Das sind alles soziale Konstrukte, um die Profitinteressen der Unternehmen zu verschleiern.

    Wenn ich blogge, ist das auch "Arbeit". Zwar unbezahlte, aber sinnerfüllte.

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  2. "Wir arbeiten, weil wir einen Lohn dafür bekommen. Und nicht weil es der Sinn des Lebens ist oder es glücklich machen würde oder sonstwas"

    Das möchte ich relativieren. Ich kenne sehr viele Forscher und für diese ist die Abeit sinnerfüllt. Sie forschen nach der Rente weiter, weil sie es wollen. Bei vielen Berufen ist das aber nicht der Fall.

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