Freitag, 4. Oktober 2024

Wohlstandsminderung

Im Diskurs über Überreichtum, sollten wir unseren Politikern folgende simple Frage stellen. Wo kommt der Wohlstand der Überreichen her? Sie erwarten eine Rendite ihres Vermögens von mehr als 5%. Bei einem Wirtschaftswachstum von 0-3% muss eine Umverteilung von unten nach oben stattfinden. D.h. es wird gesellschaftlicher Wohlstand an der Spitze konzentriert.

Wir haben einen Gini Koeffizienten in Deutschland beim Vermögen von über 0.8. Das bedeutet eine extreme Konzentration an der Spitze. Ein Diskurs darüber findet aber nicht statt und es wird mehr oder weniger verheimlicht. Das wäre die zweite Frage. Warum diskutieren wir nicht darüber? Das ist keine Neiddebatte. Das Ergebnis kann ja sein, dass wir als Gesellschaft es gut finden, dass eine kleine Elite von Menschen durch Geburt sehr viel Vermögen haben. Nur warum, wird es quasi verschleiert? Weil alle an der Spitze und diejenigen die von dieser Spitze profitieren insgeheim wissen, dass es keine Legitimation gibt.

Stattdessen führen wir absurde Diskussionen darüber, dass Bürgergeldempfänger zu viel bekommen würden. Setzt man das Ganze in Relation, dass erkennt man, dass 5% Rendite auf die Spitzenvermögen wahrscheinlich in der Größenordnung des gesamten Bürgergelds liegt. Der Unterschied ist, dass die Menschen die Bürgergeld erhalten dieses zum Überleben brauchen. Spitzenvermögen brauchen die Rendite nicht. 

Die Ressourcen fehlen dann an anderer Stelle. Den Zusammenhang zwischen einer Bahn die kaputt ist, Brücken die zusammenbrechen, Schulen die nicht gut funktionieren, usw. machen wenige. Dabei ist es relativ einfach. Wir haben an der Spitze eine Elite, welche den Wohlstand absaugt.

Es wäre aber absurd zu behaupten, diese Elite hat das geplant und wäre böse? Die Sache ist komplexer. Überreiche beauftragen Menschen, welche sich um den Erhalt und die Mehrung ihres Vermögens kümmern sollen. Diese Menschen werden nach Leistung bezahlt und gehen ihre eigenen Wege. Sie gründen Lobbyvereine, beeinflussen Gesetze, usw. Um diese Ebene entstehen weitere Nutznießer wie Banken, Juristen, etc. Alle wollen profitieren. D.h. die Strukturen entstehen ungeplant und verfestigen sich. Ich vermute, dass selbst die Superreichen ein solches System nicht aufbrechen könnten, weil sie Gegenwind der Institutionen darunter bekämen.

Wenn der Diskurs nicht geführt wird, dann bleiben alle die es Ansprechen Spinner, Neider, usw. Aber die Frage bleiben, wo kommen die Renditen her, die oberhalb des Wachstums liegen und warum diskutieren wir eigentlich als Gesellschaft nicht darüber, wenn es doch angeblich okay wäre.

Auf eine Antwort der CDU und FDP wäre ich sehr gespannt. Es ist nicht zu erwarten, dass unsere Medien das aufgreifen. Sie sind konfliktscheu und an der Spitze unglaublich arrogant. Man müsse ja schließlich Journalist sein, damit man Zusammenhänge einordnen könne. Wie David Graeber beschreibt versteckt man sich hinter Abschlüssen, um über bürokratische Strukturen das System zu stabilisieren. Das passiert niemals bewusst. Menschen tun das einfach, weil sie daran glauben (wie sonst sollte Religion funktionieren). 

Ich wünschte mir, dass der Zusammenhang dargestellt wird. Brücken brechen zusammen, weil wir lieber Luxusyachten und gigantomane Häuser bauen und leerstehen lassen, als in Infrastruktur zu investieren. Am Ende ist dann der Migrant Schuld und nicht etwa die menschlich erschaffenen Strukturen, welche einige Wenige an die Spitze schieben umgeben von Ja-Sagern.

Chris

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