Montag, 19. Juli 2021

Verschuldung oh je

Dieser Satz sagt alles aus.

"Nur kann sich der Staat nicht auf ewig immer wieder neu verschulden – die Schulden müssen irgendwann zurückgezahlt werden"

Aus der Feder eines Wirtschaftsprofessors ist das schon starker Unsinn. Denn die Antwort ist: Doch Deutschland kann sich auf ewig verschulden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt das. Es muss auch nicht zurückgezahlt werden. Und selbst wenn, dann gibt es so etwas wie Steuern. Wenn Deutschland seine Schulden beseitigen will, dann müssen einfach die Steuern rauf. Da würden eben jene Ökonomen wie Niklas Potrafke Herzrasen bekommen. Das würde ja die Möglichkeiten der Menschen zu konsumieren und der Unternehmen zu investieren einschränken. Solche Menschen kriegen das Kunststück hin zu behaupten, dass eine Ausweitung der Schulden, also eine Steigerung der Nachfrage schlecht ist. Sie führt zu höheren Belastungen in der Zukunft, oder so. Umgekehrt müsste ja eine Senkung der Schulden durch höhere Steuern gut sein. Das ist aber auch wieder schlecht. Ich will sagen, Ökonomen wie Potrafke drehen sich die Welt wie sie wollen. Das eigentliche Ziel ist es die Ausgaben zu reduzieren. Dabei ist das überhaupt nicht notwendig. Jedes Unternehmen hat die Möglichkeit seine Ausgaben zu erhöhen, wenn die Chance besteht die Einnahmen zu steigern. Wenn Potrafke vom Klimawandel und der Digitalsierung redet, dann kann er mir nicht erklären, warum steigende Schulden etwas schlechtes sein soll. Er schreibt von der Belastung der Zukunft. Nehmen wir an Deutschland müsste Netto 1% Zinsen auf seine Schulden zahlen (das ist sehr hoch, ein Teil der Zinsen werden versteuert oder kommen als Gewinne der Zentralbank wieder dem deutschen Staat über Bande zu Gute). Dann sind das bei 1000 Mrd. Euro Neuverschuldung 10 Mrd. Euro extra Zinszahlungen. Das aktuelle Unwetter kostet allein die Versicherer 1.7 Mrd. Euro. In Perspektive wird es eher schlimmer als besser. Deiche müssen erhöht werden, Orte müssen aufgegeben werden, usw. 

Potrafke setzt die Kosten nicht in einen Kontext. Würde er es tun, dann sieht man sehr schnell, dass die Schulden nicht teuer sind. Seine "Argumente" hört und ließt man immer wieder. So reduziert man den öffentlichen Nahverkehr, weil der so teuer ist. Dann hat man einen Kostenanstieg im Gesundheitssystem hervorgerufen durch Lärm, Staub und Bewegungsmangel der ganzen Autos und Autofahrer. Die Bahn wird nicht vernünftig gefördert, weil das ja zu teuer ist. Dann muss man teuer Straßen und Brücken sanieren, die für den ganzen LKW Verkehr nicht ausgelegt worden sind.

Noch besser. Damit keine Schulden gemacht werden, teilprivatisiert man Dinge. Dann sind es keine Schulden, sondern laufende Ausgaben. Das ist ein Vielfaches teurer, aber hey wir haben keine Schulden gemacht.

Wenn wir wirklich Geld sparen wollen, dann sollten wir solchen Wirtschaftsprofessoren weniger Lohn geben. 

Chris

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