Freitag, 6. Februar 2015

Medienwiderprüche

Mich wundert der Begriff "Lügenpresse" gar nicht mehr. Wenn, aber nur wenn, die Presse verstehen möchte wieso die Menschen auf die Idee kommen, dass sie angelogen werden, sollten sie sich folgende paar Widersprüche zu gemüte führen. Diese Widersprüche tauchen teilweise innerhalb einer Meldung auf oder teilweise direkt hintereinander. 
  • Der neuen griechischen Regierung wird vorgeworfen, dass sie von ihrem (so der Tenor) absurden und unrealistischen Reformprogramm weggehen soll. Denn, so die Begründung, diese Reformen sind viel zu teuer und bringen nichts. Die griechische Regierung soll wieder zu den Reformen der Troika unter der Führung Deutschlands zurückkehren. In der ganzen Meldung werden die Reformen der Troika als billiger und funktionierend angenommen. Dabei steigen die Schulden Griechenlands weiter, die Arbeitslosigkeit ist hoch und die sozialstaatlichen Leistungen brechen zusammen. Das Nichtfunktionieren der Troika Reformen führte erst zum Wahlsieg. Genau mit dieser Aussage stellt sich die griechische Regierung vor die Öffentlichkeit. Stattdessen werden sie für Reformen kritisiert, statt die Troika Reformen zu hinterfragen.
  • Kurz dahinter kommt dann der Verweis, dass wir "den Griechen" das Geld nicht hinterherwerfen dürfen. Schäuble müsse seine Wähler vor zu hohen Verlusten schützen. Die Kritik an den Steuersparmodellen aus Luxemburg und deren vernünftige Aufklärung wird aber nicht von ihm gefordert. Das Bild was sich daraus ergibt ist, dass ein Land sich an anderen bereichern darf, wenn es Konzerninteressen dient. Ein anderes Land darf es nicht, weil es den Bürgerinteressen dient. Wie glaubwürdig wirken Medien, wenn sie dieses Bild nicht auflösen?
  • Terror und Unfreiheit ist eines der Lieblingsthemen. Terror machen immer nur arme Menschen und bedrohen unsere Freiheit. Die Folterungen der USA oder die Drohenangriffe auf eben jene armen Menschen werden nicht dagegengesetzt. Wie ideologisch verblendet muss man sein um nicht zu erkennen, dass foltern und töten, foltern und töten bleibt egal welche Ideologie sie begründet. Ob jemand Moslem ist und tötet oder es tut um die westlichen Werte zu verteidigen ist vollkommen egal. 
  • Russland und die Berichterstattung zum Ukrainekonflikt ist eine Katastrophe. Fakt ist, dass niemand etwas genaues weiß. Kaum jemand von den Journalisten war in der Ukraine, bzw. möchte dort  hin. Korrespondenten aus Washington berichten über die Zustände in Kiew. Wie klarer kann man nach außen ein Bild der ideologischen Abhängigkeit zeichnen? Wie gesagt es geht nicht darum zu behaupten, dass alle Journalisten Ideologen ohne eigene Meinung seien. Es geht darum zu zeigen, wieso es so wirkt. Die Berichterstattung an sich ist widersprüchlich und in den seltensten Fällen faktenbasiert. Die Ukraine buhlt aktuell um militärische Hilfe in Form von Waffenlieferungen. Auf den Hinweis, dass dieses Land eine große Militärindustrie hätte, verweist die Regierung aus Kiew, dass das Verteidigungsministerium von russlandfreundlichen Rebellen unterwandert sei. Es müsse erst einmal gereinigt werden. Solche Nachrichten kann man beim Deutschlandfunk unhinterfragt hören. 
  • Noch ein Punkt ist die Kriegstreiberei. Ich frage mich dabei immer wo sie die Historiker und Politologen auftreiben, welche mehr Verantwortung in Form militärischer Einsätze legitimieren. Man kann nur froh sein, dass diese Spinner nach dem 2.WK nicht das Sagen gehabt haben. Als Folge hätte es wahrscheinlich weiter Krieg in Europa gegeben. Krieg zu führen, um den Frieden zu sichern funktioniert nicht. Man kann eben auch nicht gleichzeitig essen und nicht essen oder jemanden schlagen und nicht schlagen. Das wird aber versucht. Jeder der dagegen ist, wird als Feigling bezeichnet. Dabei sind diejenigen feige die Krieg fordern. Waren sie schon einmal in Kriegsgebieten? Sind sie es die kämpfen müssen? Natürlich nicht. Für die Medien ist es wie in einem Hollywoodfilm. Wir gegen Die. Statt nach Sinn und Unsinn zu fragen, läuft man mit und freut sich über die tollen Fotos mit den Kampfflugzeugen und Panzern im Hintergrund.
  • Die Pegidablase ist grandios. Ein großer Aufreger in der Medienlandschaft. Wie konnte es dazu kommen. Die endlosen Angstartikel über den Islam und die bösen, schmarotzenden Ausländer sind vergessen. Wer den Begriff "Lügenpresse" als Journalist verstehen möchte, braucht nur die Schlagzeilen des letzten Jahres mit denen zur Widerlegung der Pegidapropaganda vergleichen. 
  • Offener Rassismus gegenüber Muslimen ist der letzte hier vorgebrachte Punkt. Immer wenn etwas passiert und es war ein Moslem, müssen alle Muslime sich rechtfertigen. Haben wir uns schon mal entschuldigt und gerechtfertigt, weil die USA mit ihren Folterungen unsere westlichen Werte verteidigt? Die aktuelle Anstalt thematisiert diesen Irrsinn zu Recht.
Chris

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