Donnerstag, 11. April 2024

Klassismus von feinsten

 Lanz wetterte weiter, dass es für ihn bei der Frage, ob man kriminell wird, "nicht entscheidend" sei, "unter welchen Verhältnissen man aufwächst".

Wie bei naturwissenschaftlichen Fragestellungen darf auch bei den Sozialwissenschaften beliebige empirisch lange widerlegte Meinung verbreitet werden. Natürlich ist es entscheidend oder zumindest wichtig wie man aufwächst. Wer reiche Eltern hat die einem alles kaufen, sollte warum etwas klauen? Wenn die Person es tut, werden die Eltern genug Geld haben, sodass die Strafe relativ mild ist. 

Bei einem armen Kind sieht das anders aus. Vor allem stellt sich die Frage nach der Motivation. Vielleicht will der Jugendliche etwas essen? Vielleicht geht es darum, dass seine Eltern kaum Zeit haben, weil sie drei Berufen nachgehen müssen, damit es finanziell funktioniert. Wenn die Umgebung niemanden prägt, dann sollte sich Herr Lanz fragen, warum er als weißer Mann so wenige Menschen mit Migrationsgeschichte in Führungspositionen um sich herum sieht. Wenn die Herkunft doch nicht so wichtig ist und keinen Einfluss hat, dann sollten 20% dort sein.

Bei solchen Aussagen wie von Lanz werde ich sehr wütend. Er ist Teil des Problems. Vor allem merkt er in seiner Überheblichkeit nicht einmal, dass er innerhalb weniger Minuten komplett widersprüchlich argumentiert. Ihm ist wichtig zu zeigen, dass Migranten für einen Anstieg in der Kriminalität verantwortlich sind. Aber Herkunft soll doch keine Rolle spielen?! Es sei doch eine freie Entscheidung, aber bei der Herkunft und Religion wird es als zentraler Grund angenommen.

Schon komisch. Armut spielt keine Rolle. Das Umfeld spielt keine Rolle, es sei denn es handelt sich um Menschen die nicht weiß sind und / oder aussehen wie der typische Deutsche einen Muslimen erwartet. Dann spielt das alles auf einmal eine große Rolle. Darum müssen diese Menschen weg. Genau das ist der strukturelle Rassismus den Lanz zementiert. Er ist sicher kein Rassist. Aber stellt er repräsentiert, und das sehr gut, wie die Deutschen so denken. Fremde sind kriminell. Das diese Fremden jung und arm sind. Sie nicht integriert werden, dass sich niemand für sie interessiert, dass sie an den Rand gedrängt werden, dass alles ist scheinbar egal.

Sie müssen funktionieren wie wir das wollen. Und selbst wenn sie das tun, werden sie beleidigt und schlecht behandelt. Darüber gibt es keine Talkshow. Warum auch. Es geht ja nur um 20% der Menschen im Land. 

Es ist wie bei der Kinderarmut. Denn Sozial schwachen unserer Gesellschaft geht es darum ihren Wohlstand zu schützen. Denn das ist Lanz. Sozial schwach. Er ist (als Beispielexemplar) nicht in der Lage sich vorzustellen, dass Armut ein großes Problem sein kann. 

Chris

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