Individuelles Zockertum ist jedem unbenommen, aber es
darf nicht sein, dass der Staat diesen Zockern bei Verlusten unter die
Arme greift: Der Markt kann Gier belohnen, der Staat darf es nicht.
Otto Graf Lambsdorff, (1926 - 2009), deutscher Politiker, Bundesminister für Wirtschaft, Bundesvorsitzender der FDP
Solche Aussagen kamen von vielen Politiker während der Hochzeit der Finanzkrise. Die Banken wurden trotzdem gerettet. Ein wesentliches Problem, was Herr Lambsdorf wie viele seiner liberalen Kollegen ausblendet, ist die Wechselwirkung der Zocker mit dem Rest der Gesellschaft. Klar sollten die Zocker haften, nur tun sie es in aller Regel nicht. Wenn die Deutsche Bank aufgrund von Fehlentscheidungen an der Spitze, trotz Warnungen aus dem eigenen Haus (aus niedrigeren Ebenen) pleite gehen sollte, dann ist das Management wunderbar abgesichert. Es trifft eben alle anderen nur nicht die Spitze. Mehr noch, es trifft auch alle die mit der Bank zusammengearbeitet haben und/oder die Einkommen der Mitarbeiter in Geschäften als Bezahlung von Gütern entgegengenommen haben.
Das klingt komisch? Ist es aber nicht. Volkswagen ist diesbezüglich das aktuelle Paradebeispiel. Dort wurde betrogen. Die Messwerte wurden manipuliert. Die Strafzahlungen aus den USA trifft die Region Wolfsburg-Braunschweig. In Braunschweig wurde die kostenlose Kindergartenbetreuung abgeschaft. Leiharbeiter bekommen Probleme. Das irgendjemand an der Spitze ins Gefängnis oder zumindest eine hohe Strafe zahlen musste ist mir nicht bekannt. Das Risiko wird also auch ohne staatlichen Eingriff an die Allgemeinheit abgewälzt. Das ist kein Plädoyer für mehr staatlichen Eingriff. Es ist ein Plädoyer für eine Verringerung der Macht der Privatkonzerne. Wenn Unternehmen so groß sind, dass sie bei Versagen die Gesamtwirtschaft massiv Schädigen, gehören diese Unternehmen entweder verstaatlicht oder verkleinert. Gerade im zweiten Fall wäre der Einfluss auf die Politik geringer.
Chris
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